Serie / Zyklus: Terra Utopische Romane | |
Lfd. Nummer: 3 | |
Titel: Nichts rettet die Erde mehr | |
Autor: Wolf Detlef Rohr | |
Verlag: Moewig | |
Titelbild: ? | |
Erscheinungsdatum: 1957 | |
zusätzliche Inhalte: | |
Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Julian und Lillith wollten eigentlich einen schönen Abend in einer Bar verbringen, als sie vor dem Etablissement eines seltsamen bläulichen Nebels gewahr werden, der immer größer zu werden scheint. Ein Taxi und später gar ein Polizist werden bei der Annäherung an den Nebel mit einem grellen Lichtblitz in nichts aufgelöst. Julian und Lilith sind entsetzt. Julian, der Mitglied in Professor Maclynes Team ist, versucht das nächste Polizeirevier zu verständigen, jedoch glaubt man ihm dort nicht und will ihn festnehmen. Er kann flüchten und wendet sich zusammen mit seiner weiblichen Begleitung in das nahe gelegene New York. Dort, in seiner Wohnung, wartet eine alte Freundin auf ihn - was beziehungstechnische und hysterische Probleme mit Lillith gibt, die sich sogleich aus dem Staub macht. Schlussendlich erreicht Julian Professor Maclyne, der anfangs seine Geschichte ebenso nicht glaubt, dann aber eines Besseren belehrt wird, als der Nebel sich auf ein Vielfaches vergrößert und ganze Häuserzeilen dem Erdboden gleichzumachen beginnt. Unaufhaltsam nähert sich das seltsame Ding New York, und auch das Militär kann mit seinen ganzen Waffen nichts dagegen ausrichten. Aus anderen Städten der USA wird Ähnliches gemeldet. Schon glaubt man sich verloren, als Julian großen Mut beweist und, mit viel Glück und Zufall ausgestattet, auf eine Reise geht, die bislang kein Mensch vor ihm durchführen konnte.
Rohr schildert hier eine Variation des klassichen "War of the Worlds"-Themas von H.G. Wells - jedoch in einer Variante, die es dem heutigen Leser schon schwer macht, ruhig weiterzulesen. Sittengesetze und der komplexe und teils hysterische Umgang mit dem weiblichen Geschlecht werden auf vielen Seiten so arg dargestellt, dass selbst das SF-Thema in den Hintergrund gerät. Man mag vieles aufgrund des Alters des Romans verzeihen, aber ich habe mittlerweile genügend Literatur aus diesem Zeitraum gelesen, um sagen zu können, dass Herr Rohr es hier schon etwas auf die Spitze treibt. Unterschwellig glaubt Lillith den ganzen Roman über, dass Julian ihr an die Wäsche will, während dieser einfach nur die Erde retten möchte - also das typische Frau/Männer-Schema der 50er? Ansonsten hält sich die Geschichte an allerlei Nebenpunkten auf, anstatt sich dem interessanteren Thema - den Invasoren - zu widmen. Der Plot, die Auflösung, bei "War of the Worlds" sind es Mikroorganismen, die die Körper der Marsianer nicht vertragen und an ihnen sterben. Hier versucht sich Rohr an Geräuschen, an denen die Außerirdischen eingehen - offenbar vertragen sie diese nicht und müssen beim ersten größeren Laut sterben. Und so besiegt man die Kriegsflotte der Aliens mit lautem Kirchengeläut - was sehr sehr seltsam ist, besitzt denn auch der Heimatplanet der Invasoren eine Atmosphäre - atembar gar - und somit auch alle Grundvoraussetzungen der Lautübertragung. Keinesfalls überzeugend.