Land: USA, 2003 |
Mit Fortsetzungen zu Erfolgsfilmen ist das so eine Sache: Mehr oder weniger heiß erwartet, enttäuschen sie meist. Die Crux an diesen Filmen ist klar: Einerseits sollen Fans des ersten Teils "ihren" Film wiedererkennen, andererseits sollen neu gewonnen Zuschauer nicht völlig vor den Kopf gestoßen werden und die Handlung nachvollziehen können. Mit anderen Worten: Der Film soll für sich alleine stehen.
Sieht man sich die mittlerweile mehr als lange LIste an Fortsetzungen alleine in den letzten dreißig Jahren an merkt man rasch, dass Fortsetzungen kaum jemals die hohen Erwartungen erfüllen konnten. Nur wenige Filmreihen konnten das hohe Anfangsniveau mit ihren Fortsetzungen halten oder gar übertreffen.
Dem kanadischen Meisterregisseur, Ex-Physikstudenten und Visionär James Cameron gelang gleich zweimal das Kunststück, mit seinen Interpretationen des Originals dieses sogar zu übertrumpfen. Der eine Film war Aliens , der Nachfolger des SF-Klassikers Alien.
Zwei Jahre zuvor, nämlich 1984, hatte Cameron die Eintrittskarte nicht nur ins Portemonnaie der Studios, sondern auch die Herzen anspruchsvoller Phantastik-Fans gelöst: The Terminator war nach unerträglichen Rührstückchen wie E.T. oder infantiler SF Ã la Kampfstern Galactica einer der wenigen Phantastik-Filme der 80er, der einen simplen, wenngleich effizienten Plot, rasante Action und berstende Spannung auf kunstvolle Weise miteinander verwob und noch heute, nach zwei Jahrzehnten als Meilenstein der Kinogeschichte zu gelten hat.
Was Wunder, dass Fans des Streifens - der übrigens im Kino eher bescheidene Summen einspielte und erst auf Video zum Megaseller wurde - einer Fortsetzung entgegenfieberten, die sieben Jahre später endlich folgte? Eine Fortsetzung, die den vielleicht perfektesten Actionfilm überhaupt darstellt?
Zwölf Jahre später lädt John Mostow, der außer einem beachtlichen, wenngleich schnell in der Versenkung verschwundenen kleinen Thriller namens Breakdown sowie einem eher unrühmlichen U-Boot-Filmchen ( U-571 ) nichts nennenswertes in seiner Karriere aufzuweisen hat, den geneigten Fan ein, Teil 3 zu konsumieren. War T2 - Tag der Abrechnung mit 100 Mio. $ Budget der 1991 teuerste Film aller Zeiten, legt Mostow ein Schäuflein nach: Ungefähr das Doppelte soll T3 - Rebellion der Maschinen gekostet haben. Und hält damit den Rekord für den teuersten, von einem einzelnen Studio finanzierten Streifen.
Ein geringes Risiko angesichts von Millionen Terminator-Fans. Das Einspielergebnis von T3 könnte an jenes seines Vorgängers heranreichen. Qualitativ klaffen Camerons Genie und Mostows brave Pflichterfüllung weiter auseinander als die humanistischen Ansichten von Stalin und Gandhi.
Zum Plot: John Connor, der künftige Anführer der Menschen im Kampf gegen die Maschinen, ist erwachsen geworden. Sein Leben ist triste und leer: Um etwaigen Killerkommandos aus der Zukunft keinen Anhaltspunkt seiner Existenz zu geben, muss er ein Leben im Schatten führen, ohne menschliche Bindungen, ohne festen Wohnsitz, ohne technische Geräte, die ihn verraten könnten. Um sich benötigte Medikamente zu beschaffen bricht John in eine Tierklinik ein, wo er von der Tierärztin Kate (Claire Danes) überrascht und überwältigt wird.
Derweil ist Unheil im Verzug: Skynet, der die Menschheit zu vernichten gedenkt, entsendet zum dritten Mal einen Terminator in die Vergangenheit, um seinen menschlichen Erzfeind John Connor zu töten. Doch Rettung naht: Die menschliche Resistance entsendet das veraltete Modell T-800 (Äktschen-Arnie), um die T-X genannte Killermaschine an ihrer Mission zu hindern.
Wie gesagt, schon im Original war der Plot denkbar einfach: Es ging darum, die Mutter des damals noch ungeborenen Zukunfts-Helden zu beschützen. Dass es ausgerechnet der Beschützer von Sarah Connor sein würde, der sie schwängert, und auf Geheiß des erwachsenen John Connor in die Vergangenheit geschickt wird, um seine Mutter zu beschützen, verlieh der Geschichte eine zusätzliche, verblüffende, clevere Pointe.
In Teil 2 ist ein umprogrammierter Terminator (das selbe Modell wie der Killer aus Teil 1) plötzlich Sarah und John Connors Schutzengel. Im Laufe des Films gewinnt dieser sogar die Zuneigung von John und Sarah und wird zu einer Art "Ersatzvater".
Teil 3 konnte gegenüber den brillianten Vorgängern eigentlich nur abfallen. Dennoch ist mir unbegreiflich, nach welchen Kriterien Drehbuch und Schauspieler ausgewählt wurden. In der (berechtigten) Annahme, dass sich Fans diesen Teil ohnedies nicht entgehen lassen würden, wurde die Atmosphäre der Terminator-Reihe fast gänzlich demontiert. Zwar nicht ganz so schlimm wie etwa bei den neuen Star Wars-Produktionen, aber immerhin gründlich genug, um zumindest mich zu verärgern.
Linda Hamilton in ihrer Rolle als anfangs eher hilflose, später in Teil 2 furchtlose Kämpferin Sarah Connor wurde mit der Begründung sie sei zu alt ausgebootet. Ihre Stelle nimmt nun Johns neue Freundin Kate Brewster ein, die fast die ganze Filmlänge hindurch belämmert in die Gegend starrt oder mit ihrem Gezeter nervt, bis man sich als Zuschauer nur noch wünscht, die T-X würde sie endlich wegpusten oder sie würde durch eines der riesigen Plot-Holes verschwinden.
Edward Furlong stand als John Connor angeblich nicht zur Verfügung. Macht nichts: Nimmt man eben einen Typen namens Nick Stahl, dessen mimische Fähigkeiten sich in beeindruckender Weise darauf beschränken ... nun ja, belämmert in die Gegend zu starren. Wenigstens nervt er nicht. Trotzdem würde man der Menschheit ihren Untergang wünschen angesichts solcher Trantüten als Anführer.
Anführer von was: Der Resistance? Einem solch unbeholfenen Typen würde ich nicht mal das Mähen meines Rasens anvertrauen, geschweige denn das Schicksal der Menschheit! Keine Spur vom energischen, findigen Jugendlichen aus T2! Übrigens sieht John Connor 2003 John Connor 1991 nicht gerade ähnlich. Kristianna Loken als tödliche T-X macht zwar auf Grund ihres Äußeren gute Figur. Doch ist ihre Rolle lediglich eine Reprise des ungleich faszinierenderen T-1000 (Robert Patrick) aus T2. Selbst die Texte bleiben die gleichen: "Das ist ein schönes Motorrad" sagt T-1000 in T2 zu einem Polizisten. "Das ist ein schöner Revolver" merkt T-X 12 Jahre später an.
Übrigens nachdem sie einer Dame den Kopf verdrehte, um an ihre Kleidung und ihr Auto zu gelangen. Mit dem sinnreichen Spruch "Das ist ein schönes Auto". An den sozialen Fähigkeiten von Terminatoren könnte ruhig noch etwas Forschungsarbeit geleistet werden.
Erschreckend Arnie selbst: Physisch beeindruckend wie in seinen besten Zeiten und dank Make Up (und Computer?) seiner Paraderolle vor 20 Jahren verblüffend ähnlich, gefällt sich der neue alte Terminator in der Rolle eines Komödianten.
In einem normalen Actionfilm wäre das sicher witzig. Aber von Terminator-Filmen erwarte ich Ernsthaftigkeit. John Mostow offensichtlich nicht.
Anders sind die vielen Plotlöcher nicht zu erklären: Munter marschieren zwei junge Menschen und ein lädierter Roboter in eine eigentlich schwer bewaffnete Militärzentrale. Das heißt: Wie sie da rein gelangen wird gar nicht gezeigt oder erklärt. Die T-X, die eigentlich eine verfeinerte Version des T-1000 sein sollte, erweist sich als völlig ineffizient. Immerhin ist sie hübscher anzusehen, was man Skynet zu Gute halten sollte. Trotzdem: Wo Robert Patrick Furcht einflößend wirkt, kalt, erbarmungslos und schier unzerstörbar, erweist sich die T-X an einigen Stellen des Films als ziemlich dämlich agierende, nicht im Geringsten erschreckende Killermaschine.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass sich die serienmäßig eingebauten Extras der T-X unterscheiden von jenen des T-1000: Anscheinend sind Stichwerkzeuge außer Mode geraten und müssen idiotisch wirkenden Raketen- bzw. Flammenwerfern weichen, die die T-X quasi aus dem Ärmel schüttelt.
Jegliche düstere, gespannte Atmosphäre wurde aus dem Film genommen und geopfert zugunsten beeindruckender Materialschlachten, die zwar nicht langweilen, den Zuschauer jedoch völlig kalt lassen. Bangte man in den ersten Teilen um Sarah und Kyle, bzw. später Sarah, John und den T-800, so fehlt dieses unabdingbare Element zur Erzeugung von Suspense in T3 zur Gänze. Niemandes Tod berührt. Man bleibt außen vor, kann keine Beziehung zu diesen Menschen aufbauen.
Das liegt zum einen an den schwachen Darstellerleistungen, zum anderen natürlich an der Charakterisierung. Man nehme nur Kate her: Da erfährt sie, dass ihr Verlobter wenige Tage vor ihrer Hochzeit ermordet wurde. Das berührt sie nicht weiter. Nach wenigen Sekunden ist dieser gänzlich aus dem Film verschwunden.
Insgesamt mangelt es T3 auch an Originalität: Neben Textzeilen werden ganze Szenen aus T2 recyclet! Ein Déjà vu jagt das Nächste. Und wo T3 Eigenständigkeit propagieren möchte, gerät er zur Farce: Warum ist Sarah Connor tot, wenn sie im alternativen Ende von T2 noch bei bester Gesundheit ist und lebt? Wieso ist John zu einem Weichei mutiert? Dazu gesellen sich ein unnötiger Gastauftritt von Dr. Silverman (neben Arnie der Einzige, der in allen drei Filmen dabei ist) und die wenig effektiven, Eigenschaften der T-X. Wenn sie Maschinen aus der Entfernung steuern kann, müsste es doch ein leichtes sein, John zu erledigen. Und warum kann sie sich nicht zB verflüssigen oder "tarnen", wie es ihr Vorgängermodell konnte? Auf die vielen Plotholes möchte ich gar nicht eingehen.
Ist T3 ein schlechter Film? Nein. Er ist ein passabler Actionfilm mit überragenden Effekten, die im Gegensatz zu den rein am Computer entstandenen anderer Filme überzeugend wirken, sowie - und hier muss ich auch mal ein Lob loswerden - einem überraschenden Ende, das eines James Cameron durchaus würdig wäre.
Ist T3 ein Film der Terminator-Reihe? Als Fan kann ich da nur Nein sagen: Weder der Plot, noch die Schauspieler, die Atmosphäre, die Spannung oder die Musik (völlig schleierhaft, warum man auf den treibenden Score aus Teil 1 und 2 verzichtete) passen ins Terminator-Ambiente.
Fazit: Gemessen an Actionmassenware der letzten Jahre ein toller, kurzweiliger Film. Der wahre Fan hält sich jedoch lieber an Camerons Meisterwerken und hofft törichter Weise, dass Teil 4 (der wohl unausweichlich ist) zurück zu den Wurzeln geht und ein versöhnliches Ende bietet.