Reihe: Tentakelkrieg-Trilogie, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seit dem Flug zum Mond scheint der Griff zu den Sternen ein unerfüllbarer Wunschtraum zu sein. Dieser Wunschtraum hat sich schriftstellerischerseits bereits erfüllt.
Jahrhundertelang konnten die Menschen unbesorgt ins All auswandern, Planeten erobern und ansonsten die gleichen Spiele wie auf der Erde spielen: sich gegenseitig unterdrücken, korrupt sein und der Misswirtschaft frönen; ausbeuten, Kriege führen etc. Inzwischen wird die Raumfahrt von nur wenigen Konzernen, geführt von Familien, kontrolliert. Die Spiele jedoch gehen unverändert weiter.
Der Traum vom alleinigen Beherrschen des Weltalls ist ausgeträumt, als plötzlich Aliens auftauchen, deren äußerliches Merkmal, die Tentakel, schnell zu einer Verallgemeinerung führen. Zunächst ist niemand so recht in der Lage, den Überfall der Fremden zu erklären, und schon gar nicht, ihnen angemessen gegenüberzutreten. Die Tentakel erscheinen zuerst über den Kolonien der Menschheit am äußersten Rand des Siedlungsgebietes. Sie setzen ihresgleichen ab, die wiederum alles biologisch Nutzbare für die eigene Brut einsetzen. Alles Organische kommt für die Fremden als Nahrung in Betracht. Die Kolonisten stehen allein auf weiter Flur; Hilfe ist erst einmal nicht in Sicht. Bis auf wenige Widerstandsnester ist der Kampf hoffnungslos verloren. Mehr als die Hälfte der menschlichen Kolonien fallen dem plötzlich auftauchenden Feind in die Hände, pardon: Tentakel.
Die ehemalige Marinesoldatin Marechal a. D. Rahel Tooma gehört zu den Widerständlern. Sie gibt den Kampf auf dem Kolonialplaneten Lydos nicht auf. Der Wissenschaftler DeBurenberg sucht weiterhin nach einer Möglichkeit, gegen die Tentakel eine wirksame Waffe zu finden. Der Dritte im Bunde, Jonathan Haark, macht sich allerdings Sorgen um die unorganisierte, eher verzweifelte Militarisierung der Menschen auf den noch nicht befallenen Planetensystemen. Ihm gelang es zwar, mit dem Raumschiff Admiral Malu einige tausend Siedler in Sicherheit zu bringen, doch diese Sicherheit kann nur trügerisch sein. Der Erfolg Haarks sticht Admiral Sikorsky mächtig in die Augen. Sikorsky kann den unliebsamen Aufstreber nicht auf irgendeinen lieblosen Außenposten versetzen und dort vergessen. Haark steht im Mittelpunkt und ist ein Held.
Für alle völlig überraschend erfolgt von den Tentakeln ein Friedensangebot. Der Botschafter Fürst Clematis nimmt Kontakt auf, um zwischen den Tentakeln und den Menschen zu vermitteln. Als Treffpunkt wird ein neutraler Planet gesucht. Als von den Friedensverhandlungen die Rede ist, erhofft sich Beverly Splett, Mitglied der Sozialen Kolonialpartei, einen Karriereschub. Sie geht auf den Vorschlag ein, sich mit den Tentakeln zu treffen und zu verhandeln. Auf Lydos treffen die menschlichen Haupthandlungsträger mit den Tentakeln zusammen. Im geheimen rüsten beide Seiten jedoch weiter auf. Die eine, um zum endgültigen Schlag auszuholen und den Rest der Menschheit zu unterjochen. Die andere Seite, um einen Planeten nach dem anderen zu befreien. In jedem Fall ist das Treffen nur eine Farce, um Zeit zu schinden. Die Warnung, die man der Politikerin Spell mit auf den Weg gibt, wird von ihr mit voller Wucht in den Wind geschlagen. Die Menschen wollen Ambius zurückerobern; die Tentakel rüsten eine zweite Angriffswelle aus, die auf das Zentrum der Menschen abzielt.
Die Tentakel-Trilogie gehört zu dem, was man heute als Military-SF bezeichnet und was früher den Titel Space Opera trug. Dirk van den Boom, vielfach gereister Weltmann und aktiver phantastischer Fan, kann auch schreiben. Mit seinem Rettungskreuzer Ikarus hat er eine Serie entwickelt, die in einer fast unbedeutenden Kleinauflage großartige Beachtung findet. Vergleiche mit "Starship Troopers" oder Autoren wie Hamilton und Weber sind durchaus angebracht.
Ähnlich wie bei Filmen oder Hörspielen sind seine Handlungen mit wechselnden Schauplätzen verbunden. Das wiederum sorgt für eine schnelle Lesbarkeit des Romans. Ruck, zuck liest man den Roman durch. Die Zeit fliegt nur so davon. Die deutliche Beschreibung der beteiligten Wesen, ob Mensch oder Tentakel, die ebenso unbeschönigte Wiedergabe von Tod und Verderben sorgen dafür, dass das Buch dem Leser etwas länger in Gedächtnis bleibt.
Tentakeltraum - die Rezension von Rupert Schwarz