Reihe: Tentakelkrieg-Trilogie, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wenn wir der Meinung des Autors Martin Kay vertrauen dürfen, der behauptet: "Weber und Ringo hatten ihren Spaß, jetzt ist van den Boom an der Reihe", dann haben wir hier ein Meisterwerk vor uns liegen. Ob es das wirklich ist, wird sich erst noch beweisen müssen. Dirk van den Boom ist ein sehr umtriebiger Phantast, der sich mit seiner Trilogie durchaus an die alten Zeiten der Space Opera heranwagt, sich gleichzeitig aber dem erstarkten Arm der sogenannten Military-SF zuwendet.
Die Menschheit ist seit Jahrhunderten in der Lage, über die Einstein-Roosen-Brücken das Weltall zu erforschen. Kolonien wurden gegründet und Unabhängigkeitskriege geführt. Gerade wurde ein Kolonienkrieg beendet. Langsam hofft man, einer ruhigen Zeit entgegenzusehen. Wir lernen daher Jonathan Haark kennen, einen Leutnant auf Capitaines-Posten, der sich weigerte, einen Planeten zu bombardieren. Mit seinem Schiff, der Malu, fliegt er in einem abgelegenen Raumsektor Patrouille. Die Besatzung des Torpedobootes besteht nur aus Soldaten, die sich irgendwie auffällig benahmen und daher von ihren Vorgesetzten irgendwie kaltgestellt wurden. Eine weitere Hauptperson ist Rahel Tooma auf dem Planeten Lydos. Die ehemalige Soldatin hat sich zur Ruhe gesetzt und will auf dem Planeten zur Ruhe kommen. Der Krieg und die Massenvergewaltigung durch ihren Vorgesetzten und Kameraden haben ihr gar nicht zugesagt. Jetzt arbeitet sie als Farmerin und gleichzeitig Elektronikerin bei den Nachbarn. Doch die Ruhe trügt, denn auch in diesem System taucht plötzlich ein fremdes Raumschiff auf. Zwar gelingt es, das Raumschiff zu vernichten, doch danach taucht eine Flotte von 1316 Schiffen auf. Der Handlungsstrang Nummer drei beschäftigt sich mit dem Wissenschaftsgenie Dr. Jan DeBuerenburg, der tatsächlich nichts anderes macht als sich mit komplizierten Problemen auseinanderzusetzen.
Alle beteiligten Personen haben ein Problem gemeinsam: der Angriff der Fremden. Niemand kann sagen, warum sie angreifen, niemand kann sagen, woher sie kommen, und nur eines ist sicher: sie kommen nicht über die Einstein-Roosen-Brücken. Demnach besitzen die Fremden nicht nur einen anders gearteten Antrieb, sondern auch eine erfolgreiche Flotte, denn die Menschen können ihnen nichts entgegenstellen.
Dirk van den Boom gelingt es, eine mitreißende Geschichte zu erzählen. Gleich zu Beginn gestaltet er mit Jonathan Haark und seiner Mannschaft eine Gemeinschaft, die die Sympathien der Leser gewinnt. Er fällt mit dem Angriff der Fremden nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern beschreibt erst einmal seine Hauptpersonen, die für den Rest der Handlung maßgeblich beteiligt sind. Folgt man Dirk in das unbekannte Universum, wird die Tür in eine phantastische Science-Fiction-Welt aufgestoßen. Neben der Space Opera gelingt es ihm, auch die Science nicht zu kurz kommen zu lassen. Mit Dr. Jan DeBuerenburg führt er einen Wissenschaftler ein, der ein Universalgenie zu sein scheint, gleichzeitig nicht in der Lage ist, eine Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen. Dirks Personen wirken mit ihren Problemen, die sie mit sich herumschleppen, nicht flach und klischeehaft, sondern lebendig. Es gibt viele Erinnerungen an andere Serien, aber warum nicht. Dirk van den Boom hat die Space Opera nicht neu erfunden, dafür um eine weitere Facette erweitert.
Tentakelschatten - die Rezension von Rupert Schwarz