Titel: Die fantastische Reise ins Königreich der sieben Türme Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
2062 ist sie möglich geworden, die phantastische Reise in Bücherwelten, die sich sonst nur lesend erschließen. So ist es Thédric Tibert möglich, dank Entdeckung der Quantentunnel und deren Nutzung, fantastische Expeditionen in die endlosen Welten der Phantastik, durchzuführen. Ähnliches konnte Jasper Fforde mit Thuesday Next bereits beschreiben. Wer also Urlaub macht wie in unserem Fall Thédric Tibert, der kann zur Erkundung fremder Welten und ihrer Bewohner in andere Dimensionen aufbrechen. Der Jurastudent von Papas Gnaden träumt davon, in die Welt der Fantasy zu reisen. Bislang hielten ihn die Kosten und mangelnde Expeditionsbereitschaft und Abenteuerlust von einem Aufbruch ins Unbekannte ab. Nachdem die Universität wieder einmal mehr durch einen langweiligen Unitag glänzte, schlendert Thédric die Rue Tolkien entlang. In dieser Straße gibt es eben jenes besondere Reisebüro, dessen bunte Plakate ihn locken und verführen wollen, seine Reise doch endlich anzutreten. Mit Imaginoport sieht er die Möglichkeit gegeben; er nimmt das Geld, das eigentlich für ein neues Motorrad gedacht war, um es für die Reise anzulegen. Die Versuchung wirkt und ehe er sich versieht, findet er sich im Inneren des Reisebüros wieder, mit einem frisch unterzeichneten Reisevertrag und kompletter Buchung für ein Abenteuer mit viel Gefühl in seinen Händen. Ein kleiner Nachgeschmack bleibt, weil Imaginoport eine Garantie für körperliche Unversehrtheit oder auch nur Rückführung ausdrücklich ablehnt.
Nach wenigen Tagen tritt er seine unglaublich anmutende Reise an. Sein Reiseziel: „Das Königreich der Sieben Türme“ hat einen besonderen Reiz auf ihn ausgeübt. Er hält das Hinterland der königlichen Hauptstadt Isparin für recht unerforscht, und so könnte er als wagemutiger Entdecker dorthin reisen. In Empfang genommen wird er am Beginn seiner fast zweiwöchigen Reise von einem recht schweigsamen Krieger, der ihn mit in den Titanenwald nimmt, die erste Attraktion auf seiner Reise. Thédric, in Begleitung eines orstansässigen Touristenführers, ist recht gut gelaunt, als er die Reise mit dem erhofften Nervenkitzel antritt. Der Nervenkitzel kann sich aber sehr schnell in eine reale Angst umwandeln und hat dann nichts Phantastisches mehr an sich. Das ist der Zeitpunkt, an dem er sich wünscht, ein Buch in den Händen zu halten. Aus dem hohen Norden erhebt sich der ultimative Gegner, schickt mit der Musik von Kriegstrommeln seine waffenstarrenden Krieger gegen das Königreich der Sieben Türme und will die Welt übernehmen. Zumindest beginnt der Gegner mit dem unbescholtenen Königreich, das als touristisches Reiseziel gerade einen kleinen Aufschwung erlebt. Mit Beginn der kriegerischen Handlungen wird der lokale Imagoport geschlossen und unser Held, der noch keiner ist, sitzt in dem für ihn immer noch fremden Land fest. Bald findet er sich im Kampf gegen die Horden der Finsternis wieder, als die Orks das Land überrennen wollen.
Der Franzose Arthur Ténor schickt seinen touristischen Helden, der alles aus seiner Sicht erzählt, auf eine phantastische Reise, die gerade bei der Jugend und den alten, aber jugendlich gebliebenen Lesern sehr gut ankommen dürfte. Die leichte Sprache dürfte von Arthur Ténor vorgegeben sein, wurde aber locker-flockig und unterhaltsam von der Übersetzerin Stefanie Mierswa gelungen ins Deutsche übertragen. Das Jugendbuch verbindet die üblichen klassischen Bestandteile eines Fantasy-Romans mit den ebenso klassischen Erwartungen des Lesers. Genauso klassisch ist aber auch unser überheblicher Tourist, der alles besser weiß, da seine Welt ihm so viel besser vorkommt. Der Kulturschock - Krieger trifft Tourist und umgekehrt - wirkt auf beide ernüchternd. Neben dem üblichen bunten Wesensmix aus Orks, Drachen, Elfen finden sich auch neue Ideen. Diese zu erfahren, oder besser: zu erlesen, überlasse ich dem Leser. Arthur Ténors Welt entpuppt sich als eine Märchenwelt: überschaubar, klar aufgeteilt in Gut und Böse. Ähnlich überschaubar ist die Menge an Königreichen, die eine Rolle spielen, an sagenhaften Landschaften und Ähnlichem mehr. Gleichzeitig ist dies die Geschichte eines zaghaften Mannes, der endlich zum wahren Mann - ja zum Helden - wird. Aus dem Sesselpupser wird ein Abenteurer, der am Ende seinen Mann steht. Im wahrsten Sinn der geschriebenen Worte. Wer Jugendbücher mag ist mit diesem Buch sicher gut bedient, auch wenn der jugendliche Leser inzwischen UHU (Unter Hundert) ist. Kommen Sie, reisen Sie, staunen Sie.