Titel: Tender Morsels Eine Besprechung / Rezension von Andreas Muegge |
Die Autorin Margo Lanagan ist mir aufgefallen durch ihre Kurzgeschichte The Goosle in der sie das Märchen von Hänsel und Gretel aufpeppt. Im vorliegenden Buch tut sie das gleiche mit Schneeweißchen und Rosenrot aber diesmal in Romanform.
Der Beginn ist sehr emotional. Das Mädchen Liga, die Heldin in diesem Buch, wird von ihrem Vater sexuell missbraucht und davon schwanger. Später wird sie von einer Gruppe von Jugendlichen vergewaltigt und gelangt durch Zufall in eine magische Parallelwelt. In dieser Welt lebt sie lange ohne Sorgen, bis eines Tages Bären auftauchen und mit ihnen das Verlangen und die Gewalt der Männerwelt...
Der Beginn ist starker Stoff und ich wundere mich, dass das Buch als "young adult" eingestuft wurde. Margo Lanagen ist sehr ehrlich mit ihren Beschreibungen und geht auf Details ein, die häufig weggelassen werden - das gefällt mir. Nach dem guten Beginn fand ich das Buch allerdings nur noch langweilig. Zum einen störte mich der starke Fokus auf Gewalt und innere Verletzlichkeit. Die Charaktere wirken dadurch sehr eindimensional und nicht real, der Zugang zur Gedankenwelt wird verwehrt. Der Blick auf die dunkle Seite ist ja nicht schlecht, aber nur, wenn dadurch Verständnis für die Taten einer Person geweckt werden kann. Das ist hier nicht der Fall. Hinzu kommt der Handlungsschauplatz. Der ursprüngliche Ort erinnert an ein Dorf im Mittelalter, deren Einwohner z.T. recht künstlich rüberkommen um der Handlung gerecht zu werden. Ich weiß nicht was die Leute davon halten würden, wenn plötzlich in ihrer Mitte jemand auftaucht. Die Parallelwelt ist mir ebenfalls zu platt, zu naiv, mit unmotivierten Ereignissen.
Alles in allem kann ich das Buch nicht empfehlen.
Wertung 2 von 7 gut geschrieben aber nicht mein Fall