Reihe: Die Drachen von Tashaa, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Achim Müller |
Der Drachengefährte Brenn, sein Felsendrache Berkom und der Waldläufer Dies Rastelan durchqueren zusammen Tashaa. Eigentlich haben sie es fast geschafft, das fremde, wilde Land auf der anderen Seite des Fürstentums ist zum Greifen nah, da werden die drei von einer Bande Schurken gefangen genommen. Das sind aber nicht die einzigen Verbrecher in der Gegend, im nur wenige Kilometer entfernten Wald hat sich eine ganze Horde Räuber verschanzt und die Fürstin auf den Plan gerufen. Brenn nimmt seine neue Drachenmacht zu Hilfe und bricht aus. Aber er ist vorsichtig, er will Dies Rastelan, den er inzwischen als Freund betrachtet, nicht die Rückkehr an den Fürstenhof vermasseln. Dies wurde zu den Waldläufern verbannt und möchte nur eines: rehabilitiert werden.
Der Auftakt von Band 2 der Reihe Die Drachen von Tashaa ist fulminant. Und so geht es dann auch weiter. Immer wenn man gerade ein wenig Atem holt, wird man in einem neuen Strudel von Ereignissen mitgerissen.
Mittendrin das neue eigene Ich, Brenn, der Drachengefährte, der so ziemlich mit allem zu kämpfen hat, was man sich vorstellen kann. Seine eigene Natur, seine neuen Fähigkeiten, sein Drache, der ziemlich deutlich in der Pubertät ist, die für ihn fremde Welt mit einer Gesellschaft, die er erst erkunden muss, und nicht zuletzt die Tatsache, dass er kein Mensch mehr ist - das alles sind für Brenn Herausforderungen, die er mal mehr, mal weniger gut meistert. Am schwierigsten ist es für ihn, wie andere Menschen ihn jetzt behandeln. Diskriminierung erlebt man hier durch die Ich-Perspektive ungeschönt quasi am eigenen Leib.
Brenn gelingt das Kunststück, seinen Drachen durch eine Schlacht zu lenken, Dies zu seiner Rehabilitation zu verhelfen und seinen eigenen Plan auch noch aufgehen zu lassen, aber er zahlt dafür auch kräftig Lehrgeld, denn die Freundschaft zwischen Dies und ihm wird auf eine harte Probe gestellt. Aber dann machen sein Drache und er sich auf, um das Land jenseits von Tashaa zu erkunden. Dort erwarten sie jede Menge Überraschungen.
Mittendrin in der Erkundung von Eldorado platzt die Bombe. Dies ruft um Hilfe, ein Drache ist am Sperrgürtel durchgebrochen und stiftet Unruhe in Tashaa. Berkom und Brenn eilen zu Hilfe, nicht ganz uneigennützig, denn Berkom hat diesen Drachen zielsicher als sein Drachenweibchen auserkoren und nur einen Gedanken: Er will dieses Drachenweibchen in sein neues Territorium bringen. Brenn mag Sheila eigentlich ganz gerne, aber trotzdem ist diese neue Situation für den Drachengefährten außerordentlich schwierig. Letztlich sind es aber die Menschen, die fast die ultimative Katastrophe heraufbeschwören. Brenn gelingt es, die Situation zu retten, aber er bezahlt das fast mit seinem Leben. Nachdem sie sich wieder auf den Weg machen können, wird die Hoffnung auf ein sorgenfreies Leben in Eldorado zerstört, denn bei seinem Drachenbullen droht die Sexualität im so genannten Mush zum Ausbruch zu kommen, was für den Drachengefährten lebensbedrohlich wird. Berkom tut das Einzige, was ihm einfällt: Er separiert Brenn von sich und lässt ihn bei Dies in Tashaa, während er mit seinem Drachenweibchen in sein Territorium in Eldorado fliegt. Für Brenn ist das ausgesprochen schwer, für Dies ist die Sachlage aber auch nicht ganz unproblematisch. Denn der nun inzwischen wieder Höfling gewordene ehemalige Waldläufer hat eine schwierige Mission im Norden von Tashaa zu erfüllen. Er soll dezent ausforschen, ob an den Nachrichten etwas dran ist, dass der Herzog von Nortaton in Schwierigkeiten steckt, und gleichzeitig dem Verschwinden von Reisenden in einem Moor nachgehen. Und dann passiert etwas gänzlich Unvorhergesehenes. Brenn verliebt sich rettungslos.
Band 2 bestätigt, was in Band 1 begonnen hat. Eine vollständig andere Sicht auf Drachen, Menschen und Drachengefährten, ein erfrischender Sprachstil und ein trockener Humor, der einen laut auflachen lässt: Das hier ist neu, das ist gänzlich anders. Der eingefleischte Fantasy-Leser wird da schon ab und zu auf dem falschen Bein erwischt. Der Drache schlägt nicht zu? Nein, tut er nicht. Aber an einer anderen Stelle, wo man es absolut nicht vermutet, und da dann nicht zu knapp. Das hier ist kein Monster, aber auch kein zahmes Schmusekätzchen.
Die Ich-Perspektive wird dabei geradezu schonungslos angewendet. Es gibt Punkte, wo man schon mal tief Luft holen muss. Brenn kann seinem Drachen ja nicht mehr ausweichen, da er an ihn gebunden ist, und der Leser muss also Folge leisten.
Was tun, wenn man am Ende von Band 2 angelangt ist? Sehnsüchtig auf Band 3 warten und hoffen, dass es nicht zu lange dauert, bis man die neuen Abenteuer von Brenn, Berkom und Dies erleben darf!