Titel: Tarantula Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Es gibt Menschen, die sich bereits vor winzigen Spinnen ekeln, und es gibt Menschen, die Vogelspinnen als Haustiere halten. Doch egal, zu welcher Gruppe man sich selbst zählt, auf jeden Fall ist klar: Bei einem Angriff einer "100 FOOT MONSTERSPIDER" nimmt jeder die Füße in die Hand.
Dies dachte sich wohl auch Jack Arnold, als er die Idee zu seinem wohl besten Film, "Tarantula", konzipierte. Darin geht es um das Experiment von Wachstumsbeschleunigern, die den Hunger in der Dritten Welt lindern sollen. Dummerweise wird damit auch eine Tarantel behandelt. Denn kaum ist sie aus ihrem Terrarium ausgebrochen, da entwickelt sie einen ungeheuren Appetit. Zugleich bewirkt der Wachstumsbeschleuniger, dass ihre Größe Hochhausqualität erreicht. Als sie sich schließlich einer Kleinstadt nähert, lassen sich die Bewohner nicht mehr länger ärgern. Napalmbomber werden angefordert, die der Spinne den Garaus machen sollen.
Universal Studios war bis in die 50er Jahre die Monsterschmiede in Hollywood. Mit "Tarantula" gelang ein Meisterwerk des B-Movies, das bis heute nichts an Spannung, Action und Thrill verloren hat. Besonders im Bereich des Spannungsaufbaus setzte "Tarantula" neue Maßstäbe. Als ein Beispiel dieser grandiosen Machart sei die Szene mit den Pferden genannt, die in ihrer Koppel zunehmend unruhiger werden. Der Farmer, der dies beobachtet, kann sich das Verhalten seiner Tiere nicht erklären und versucht, sie zu beruhigen. Dabei merkt er jedoch nicht, wie die riesige Spinne bereits auf ihn lauert. Des Weiteren entsteht die Spannung dadurch, dass der Zuschauer stets mehr weiß als die Figuren im Film. Dadurch wird ein ständiges Gefühl der Bedrohung geschaffen, das bis zum Finale anhält.
"Tarantula" ist zugleich ein typisches Kind seiner Zeit. Die Gefahren, die von unkontrolliertem Forscherdrang ausgehen, werden einerseits angeprangert, andererseits effektvoll in Szene gesetzt. Ein weiteres Element besteht darin, dass das Militär als Retter in der Not in Aktion tritt. Denn die Gefahr kommt von außen und ist nicht, wie dann ab Ende der 60er Jahre, Bestandteil der eigenen Gesellschaft. So gesehen standen die Monster, welche amerikanische Kleinstädte bedrohten, als ein Symbol für den Kommunismus, vor dem sich die US-Regierung nach Ende des Zweiten Weltkrieges am meisten fürchtete.
Doch unabhängig von ideologischer Symbolik, welche nun einmal SF- und Horrorfilme der 50er Jahre ausmachten, ist "Tarantula" ein Klassiker des phantastischen Films und - sehr im Gegensatz zu vielen heutigen Streifen - immer wieder sehenswert.