Titel: Tanz der toten Seelen (Carneval of Souls) Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Bei einem Autowettrennen kommt es zu einem schweren Unfall. Eines der Autos fällt von der Brücke in einen Fluss und versinkt. Kurze Zeit später tritt eine der Mitfahrerinnen völlig benommen aus dem Fluss, steigt in ein Auto und fährt weg. Um sie herum geschehen unheimliche Dinge. Ein seltsamer Mann verfolgt sie. In einem verlassenen Vergnügungspark kommt es zum gruseligen Showdown...
Der Regisseur Harold Harvey drehte nur einen einzigen Spielfilm. Eigentlich war er Regisseur von Unterrichtsfilmen. Nach CARNEVAL OF SOULS kehrte er auch wieder in sein eigenes Metier zurück. Die Folge davon: eine bis heute grübelnde Gemeinde von Filmhistorikern, die sich wundern, was Harvey zu diesem Film veranlasst haben könnte und aus welchem Grund er keinen weiteren Film mehr drehen wollte. Mit seinem Ausflug in den Genrefilm lieferte Harvey ein absolutes Meisterwerk, einen Klassiker des Genrefilms, der bis heute immer wieder zitiert wird. David Lynch wurde von diesem Film stark beeinflusst. In LOST HIGHWAY lässt er den namenlosen Mann aus Harveys Streifen wieder auferstehen. Sogar in einem Videoclip von Depeche Mode wird eine Szene aus Harveys Film zitiert. Harold Harvey drehte CARNEVAL OF SOULS als eine absolute Low Low-Production. Das bedeutet, für den Film stand so wenig Geld zur Verfügung, dass für Szenen einfach Leute auf der Strasse angesprochen wurden, mit der Frage, ob sie nicht kurz Zeit hätten, um für einen Moment vor der Kamera zu agieren. Dies schadete dem Film keineswegs. Durch sein Vorgehen schuf Harvey eine einzigartige Atmosphäre, die bis heute nichts eingebußt hat. Hinzu kommen unwahrscheinlich gute Kameraeinstellungen, sehr gruselige Kulissen und hervorragende Dialoge. Die Figuren wirken sehr lebendig und sind absolut überzeugend, was ebenfalls auf die genialen Hauptdarsteller zurückzuführen ist. Im Jahr 1962, als CARNEVAL OF SOULS in die Kinos kam, wurde dieser Film als avandgardistisch eingestuft. Er lief mit recht großem Erfolg, und die Kritiker überschlugen sich mit Lob. Besonders der Schluss des Filmes ist ein Gruselhöhepunkt des Genrefilms (wenn nicht sogar der Filmgeschichte), mit dem allerhöchstens nur noch das Ende von Dario Argentos SUSPIRIA mithalten kann. CARNEVAL OF SOULS ist ein einzigartiger Gruselfilm, der mit vorwiegend surrealen Bildkompositionen eine wahrhaft unheimliche Geschichte erzählt.
In den USA kam kürzlich eine liebevoll gestaltete Special Edition dieses Klassikers heraus. Während auf der ersten DVD der eigentliche Film in digitalisierter Fassung zu sehen ist, befindet sich auf der Bonus-CD eine Unmenge an Interviews, Fotogalerien usw. In Deutschland ist CARNEVAL OF SOULS in einer preisgünstigen Variante von Carol Media (sprich: Best Entertainment) zu erhalten. Positiv zu bewerten ist, dass in einem Label, das eigentlich nicht gerade durch anspruchsvolle Filme glänzt, ein solcher Klassiker veröffentlicht wurde (man hätte eher erwartet, dass die Leute von Anolis einen solchen Film herausbringen würden). Negativ zu bewerten ist, dass diese Version ohne Extras (eine nicht erwähnenswerte Slideshow) auf den Markt gekommen ist. Die Bildqualität ist ganz gut. Ob es allerdings die digitalisierte Version ist, kann ich nicht beurteilen. Kennt man die sonstige Qualität der Produkte von Best Entertainment, so müsste man dies mit einem eindeutigen Nein beantworten. Unverzeilich ist natürlich der Schreibfehler auf dem Cover der DVD. Dort steht CARNEVALS OF SOUL. Fazit: Genrefans dürfen sich freuen, dass der Klassiker des Gruselfilms endlich auf DVD in Deutschland erhältlich ist. Schade ist, dass dies in einer unästhetischen Billigversion geschieht.
Die bei Carol Media erschienene DVD hat das Tonformat Dolby Digital 5.1 für die deutsche und englische Version und das Bildformat 4:3. Der Film ist schwarzweiß. Als Extras gibt es eine Slideshow und zwei Trailer.