Titel: Tagebuch der Apokalypse 2 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die Fortsetzung des von mir so gelobten Romanes "Tagebuch der Apokalypse" schliesst unmittelbar an seinen Vorgänger an und schildert die Erlebnisse der Überlebenden einer Zombie-Pandemie, die nicht nur aus den USA eine tote und lebensfeindliche Umgebung haben werden lassen. Der Protagonist führt meist täglich, hin und wieder auch öfter, Tagebuch und lässt so den Leser an den Ereignissen teilhaben. Dabei wird von Bourne allerdings stilistische die Form des schon vergangenen gewählt, während im ersten Teil durch die Wahl des Präsens der Leser noch gegenwärtiger am Geschehen teilnehmen konnte.
Den Lesespass trübt das allerdings nur wenig. Wir erleben, wie der Protagonist mit seinen Freunden in einer unterirdischen Raketenabschussbasis, die sie Hotel 23 nennen, ausharrt und sie sich es so gut wie es geht einrichten. Derweil gehen immer mehr der nützlichen und komfortablen Erzeugnisse einer hochtechnologischen Zivilisation den Bach runter. Das GPS fällt aus, Satellitenbeobachtung ist nicht mehr möglich und so weiter und so fort. Zudem droht neue Gefahr, da versprengte Militäreinheiten die Basis entdecken und sie zu stürmen drohen. Statt aber nun wie schon einmal geschehen, einen wilden Kampf zu schildern, präsentiert Bourne eine sehr überraschende Idee und lässt den Protagonisten einfach in seiner Uniform und mit seinem Militärausweis nach draussen klettern und das Kommando über die mangels Offizier von einem Sergeant geführten Soldaten übernehmen. Das nenne ich eine elegante Lösung. Allerdings ist mit Ruhm auch immer Pflicht verbunden und so muss unser Tagebuchschreiber nicht nur zusätzlich etliche Soldaten führen, sondern erhält auch noch die Verantwortung über einhundert Zivilisten, die nach und nach auf das Gelände der Raketenabschussbasis gebracht werden.
Zudem unterstellt er sich mehr oder weniger freiwillig einem Admiral auf dem Flugzeugträger USS George Washington - dem wohl letzten Rest der US-Marine. In dessen Auftrag muss unser Hauptdarsteller einige Missionen durchführen. Hier gehören Aufklärungsflüge ebenso dazu, wie das Retten eines havarierten Kampfbootes mitten auf dem Meer. Als er jedoch wieder einmal mit einem Hubschrauber weit ins Landesinnere vordringt, stürzt dieser aufgrund eines technischen Defektes ab. Unser Tagebuchschreiber ist der einzig Überlebende dieser Mission und steht nun vor der schier unlösbaren Aufgabe, dreihundert Kilometer durch ein Land zu marschieren, in dem "normale" und mutierte, strahlenverseuchte Zombies das Leben mehr als bedrohen. Hilfe kommt allerdings von unerwarteter Seite. Eine wohl ausserhalb der noch existierenden Kommandostruktur agierende militärische Einheit unterstützt ihn mit hochentwickelter Technik. Jedoch erwarten die unbekannten Helfer auch eine Gegenleistung - die höher sein mag, als unsere Hauptperson zu geben mag.
Wieder habe ich einen Roman von J. L. Bourne in die Hand genommen und konnte kaum mehr von ihm lassen. Eines muss man dem Schriftsteller lassen: Er versteht es fesselnd zu schreiben. Zwar hat sich der Stil geändert, durch die andere Form der Tagebucheinträge ist der Leser, wie oben schon erwähnt, nicht mehr so aktuell an die Ereignisse gebunden. Jedoch genügen die Schilderungen, um mehr zu wollen. Faszinierend, denn literarisch ist Bourne sicherlich nicht in den Top 10 und viele seiner Ideen sind auch nicht unbedingt neu. Aber offenbar versteht er es, eine gelungene Mischung aus altbekanntem und auch neuen Ideen so zu verkaufen, das der Leser mehr als gefesselt ist. Für jeden Zombiefan oder Liebhaber dystopischer/apokalyptischer Literatur mag dies eine gelungene Unterhaltung sein. Ein dritter Band ist im Übrigen schon in Planung und soll im Herbst 2011 bei Heyne erscheinen.
Der einzige Punkt, den ich kritisieren möchte, ist die Backcovergestaltung des Buches, die mit Layout und Sprache vor allem jugendliche Leser animiert, den Roman zu kaufen. Ein freundliches und aufforderndes "Seid ihr stark genug, es zu lesen" findet man in ähnlicher Form auch bei spannenden Jugendbüchern des Beltz-Verlages oder bei Ueberreuter. Jedoch werden in den dortigen Romanen nicht seitenweise Zombies mit allen möglichen Mitteln in ihre Einzelteile zerlegt. Das mag man doch keinem Jugendlichen unter 16 Jahre vorlegen.