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Titel: Syrenka - Fluch der Tiefe Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Man muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass das Cover des Buches eine Meerjungrau und kein einfaches Mädchen zeigt: Nur der Ansatz des Schwanzes und ein Stück der Flossen sind im unteren Teil des Covers zu sehen. Die Meerjungrau selbst ist wirklich schön anzusehen und selbst das im Wasser wehende Haar ist zu erkennen. Ich vermute, sie ist auf dem Weg zur Oberfläche, den das Wasser ist bereits von Sonnenstrahlen erhellt. Die schimmernde Oberfläche des Covers gefällt mir nicht ganz so gut wie der Rest des Covers – machen es aber definitiv zu etwas besonderem.
Schon immer starben die Frauen in Hesters Familie wenige Tage nach der Geburt ihrer ersten Tochter. Genug Zeit, um die kleine Herzkette an ihre Töchter weiterzugeben, aber nicht genug, um sie aufwachsen zu sehen. Darum ist Hester sich sicher: Sie wird für immer Single bleiben und nie eigene Kinder bekommen. Der Fremde, den sie am Meer trifft, ist der erste, der von einem Fluch spricht. Einem Fluch, den man brechen kann. Und damit macht sich Hester auf die Suche nach den Ursprügen.
Es ist die Meerjungfrau Syrenka, die die Geschichte ins Rollen bringt – aber es nicht allein ihre Geschichte. Nachdem ein jungen Indianer, in den sich Syrenka verliebt hat, bei ihrer ersten Begegnung ertrinkt, dauert es eine Weile, bis sich Syrenka im 19. Jahrhundert erneut einem Menschen, Eszra, zeigt. Eine Begegnung, auf die viele weitere Folgen und eine Begegnung, die schreckliche Folgen für die nächsten Generationen hat, bis hin zu Hesters Generation.
Elizabeht Fama springt in ihrer Geschichte gekonnt zwischen den Jahren und erzählt sowohl Syrenkas als auch Hesters Geschichte. Geschichten, die eng miteinander verknüpft sind, deren Fäden der Leser aber erst im weiteren Verlauf der Geschichte langsam entwirren kann. Dabei werden einem sowohl Syrenka als auch Hester schnell sympathisch. Syrenka ist allerdings um einiges kaltblütiger als Hester – aber auch verzweifelter. Eine Meerjungfrau hat nur eine Möglichkeit, um an eine Seele zu kommen, eine Möglichkeit, die wirklich nur grausam zu nennen ist. Syrenkas Leben steht damit unter keinem guten Stern. Hesters Leben könnte sich zum Bessern wenden, wenn sie die Fäden der Vergangenheit entwirren und den Fluch brechen kann. Die mysteriösen Tode der Frauen ihrer Familie sind erste Indizien, der Pfarrer der Kirche und der geheimnisvolle Fremde vom Strand bringen Hester schnell auf weitere Spuren. Der Leser hat Hester gegenüber einen Vorteil bei der Entwirrung der Geschichte, da Elizabeth Fama ihm auch Syrenkas tragische Geschichte erzählt.
Elizabeth Fama wechselt stetig zwischen Teilen von Syrenkas Lebensgeschichte und Hesters (historischen) Forschungen , die sie immer näher an die Auflösung des Fluches und an die Verzweiflung bringen, die auch Syrenka gespürt hat. Um den Fluch zu brechen, macht Hester schließlich auch vor Einbruch und Diebstahl keinen Halt. Das größte Wagnis ist aber die Konfrontation mit der Hexe des Meeres, Noo’kas. Mit dieser Konfrontation beginnt Elizabeth Fama den Showdown ihrer Geschichte.
Tragik und Meerjungrauen verleihten “Syrenka” einen Flair wie Hans Christian Andersens “Die kleinen Meerjungfrau” – Syrenka und die kleine Meerjungfrau haben ein ähnliches Schicksal. Mit Geistern und einem dunkler Fluch überführt Elizabeth Fama ihrer Geschichte in die heutige Zeit. Mit historischen Forschungen und einer guten Portion Mut lässt sie Hester die Geschichte zu einem besseren Ende bringen – und das ganz ohne die typischen Love-Story-Elemente.
“Syrenka” ist damit erfrischend anders, während es den Leser gleichzeitig alte Märchen über die Meere in Erinnerung ruft. Ich finde die Geschichte wirklich gut gelungen und sehr empfehlenswert.