Reihe: Star Wars Essentials, Band 12 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Mit einer geschickt inszenierten Entscheidungsschlacht hat Naga Sadow endgültig seinen Führungsanspruch als dunkler Lord der Sith durchgesetzt und das bedeutet KRIEG. Während die Republik und der Jedi Orden jedoch noch nicht ahnen welches Unheil sich fern ihrer Grenzen zusammenbraut wird die einzige Person die von der drohenden Gefahr weiß über Cinnagar von Abfangjägern abgedrängt, zur Landung gezwungen und verhaftet. Kaiserin Teta und ihre Berater vor der Invasion der Sith zu warnen muss warten, Jori Daragon erlebt zunächst ihr ganz eigenes Drama, während ihr Bruder im fernen Sith-Imperium zur willfährigen rechten Hand Naga Sadows gerät, der das Imperium wie noch nie zuvor in Kriegsrüstungsmaßnahmen treibt. Kahorr eignet sich die Starbreaker 12 an, sogar Aarba der Hutt entzieht Jori seine schützende Hand und als die machtsensitive Abenteurerin als Zwangsarbeiterin in eine ferne Kolonie verschifft wird scheint es keine Chance mehr zu geben, die Republik noch rechtzeitig vor dem Einfall der Sith zu warnen...
DER UNTERGANG DER SITH setzt die Handlung um den Großen Hyperraumkrieg dort fort, wo sie in DAS GOLDENE ZEITALTER DER SITH ihr vorläufiges Ende fand. Naga Sadow hat gesiegt und rüstet wie versprochen zum großen Krieg gegen die Jedi und ihre Republik, steht ihm nun doch kein Ludo Kressh mehr im Weg. Man darf sich schon dafür begeistern was Kevin J. Anderson mit seiner Saga vom Großen Hyperraumkrieg für eine gelungene Vor-Fortsetzung der JEDI CHRONIKEN gelungen ist. Anstatt zu kopieren und sich bekannter Klischees (wie Strumtruppenrüstungen, dreieckiger Sternenzerstörer usw.) zu bedienen hat er wie schon Tom Veitch (der Schöpfer der Jedi Chroniken und Andersons Co-Autor bei diesen) einen selbst stilistisch völlig neuen Abschnitt im Erweiterten Universum geschaffen und mit einer Unzahl interessanter Charaktere und Themen bevölkert. Für das Finale hat Anderson mit Zeichner Dario Carasso Jr. nun einen Partner zur Seite gestellt bekommen, der das Werk gleich vierer Vorgänger alleine fortführt, was den Zeichnungen des Bandes eine bessere Konsistenz verleiht.
Stilistisch zeigt sich der "antike" Krieg der Sterne einmal mehr von seiner eindrucksvollsten Seite. Die Sith rüsten mit Helmen, Speeren, Schwertern und Elefanten nachempfundenen Kriegstieren zum Krieg und im entscheidenden Moment ist es Kaiserin Teta, die mit ihrer nach den Vereinigungskriegen aufgeblähten Armee zum harten Brocken für Sadows Invasionsarmee zu werden droht. Die historischen Vorbilder, Sadow als Hannibal, Kaiserin Teta als eine Mischung aus Elisabeth I. und Kaiserin Katharina die Große, sind unverschweigbar. Der große Hyperraumkrieg atmet historische Luft und das macht den immer noch erstaunlichen Reiz dieses Epos aus. Wir haben erlebt wie Teta jenes System vereinte das dereinst (wie die JEDI CHRONIKEN verkünden) nach ihr benannt werden wird, wie die Jedi-Legenden Odan-Urr sein "Praktikum" als Jedi-Ritter begann und schon früh erkennen ließ, dass ihm die Schaffung einer großen Bibliothek weit näher als Beratertätigkeiten für eine lokale Führungsfigur lagen, aber auch wie sich ein skrupelloser Eroberer und gewiefter Stratege wie Naga Sadow entgegen des konservativen Trends zum dunklen Lord der Sith emporringen konnte. Von vielen diesen Ereignissen weiß man vor allem aus späteren Geschichtsexkursen, doch Andersons Comics lassen diese "Sternstunden einer weit weit entfernten Galaxis" hautnah miterleben.
Aber zurück zum vorliegenden Abschnitt der Geschichte, die sogar so etwas wie eine marginalisierbare Schwäche vorzuweisen hat. Gav Daragon, ähnlich wie seine Schwester, schafft es einfach nicht wirklich eine tragendere Rolle zu entwickeln. Sein Wandel vom machtempfindlichen Entdecker zum Sith-Schüler fällt jedenfalls weit weniger dramatisch aus, als man ihn im Erweiterten Universum sonst gewohnt ist. Für Gav gilt, lieber ein Fürst unter blutrünstigen Barbaren als ein Niemand auf Cinnagar. Aber selbst als Nebencharakter wird Gav mit der vollen Konsequenz seiner Entscheidung konfrontiert werden. Von den Daragon-Geschwistern ist es jedoch Jori die zeitweise wirklich ins Rampenlicht gelangt, nur ist sie eben keine der tonangebenden Figuren, wie Sadow, Teta oder die Jedi-Meister. Für Jori hält der Ausbruch des Krieges wirkliche Seelenqualen bereit, bei denen auch die Macht ihr Händchen im Spiel zu haben scheint, ist sie doch auch eine Machtsensitive.
Dass der Saga ein wenig die weit ausgebauten Heldenfiguren fehlen macht Kevin J. Anderson jedoch dadurch wett dass er einfach sehr viele Charaktere zumindest gut eingepflegt hat und für jeden persönliche Momente bereithält. So auch für Odan-Urr, der von seinem Meister Ooroo Besuch erhält und im Verlauf der Ereignisse eine Machtfähigkeit entdecken wird, die erklären kann warum es nach Sadows Waterloo nicht zum Aufstieg und Widerstand neuer dunkler Lords gekommen ist. Natürlich, heute weiß man dass am Ende des Krieges ein mysteriöser Sith-Imperator eine Gruppe loyaler Auserwählter aus dem zerfallenden Imperium nach Dromund Kaas evakuierte, wo ein stärker von Menschen geprägtes Sith-Imperium entstehen sollte.
Erwähnenswert ist an DER UNTERGANG DER SITH auf jeden Fall auch, dass die Handlung überzeugend glaubwürdig bleibt. Kevin J. Anderson hat sich bemüht für die Ereignisse, unter Einbeziehung historischer Beispiele, im Hintergrund logische Konsequenzen zu schaffen. Weder kann sich die Republik der Invasion mühelos erwehren (sogar Coruscant wird zum Schlachtfeld), noch bleibt Sadows Abzug aller Sith-Streitkräfte für seinen massiven Eroberungskrieg ohne Folgen. Anderson spielt im großen Finale sogar noch einmal den Vergleich Sadows mit dem zurückhaltenden Ludo Kressh aus. Beide sind Sith, doch unterschiedlicher könnten sie kaum sein. Der reinblütigere Sadow fühlt sich dem Erbe seiner Jedi-Vorfahren näher und prädestiniert die Rache der späteren Sith am Orden zu vollenden. Kressh als Nachfahre der von den dunklen Jedi unterjochten will das Imperium wahren, zu dem die dunklen Jedi ihren Untertanen und Mestizen-Nachfahren verholfen haben. Zugleich ist der Konflikt Sadow-Kressh auch einer den man schon hundertfach in der irdischen Herrschergeschichte erlebt hat, der eine ein Expansionist, der andere ein Bewahrer, dem mehr am Konsolidieren eines Reichs gelegen ist. Die Geschichte hat aus beiden Typen schon den besseren Herrscher gemacht.
- Resümee -
Das Finale des Großen Hyperraumkriegs ist weniger ein Drama, da die individuellen Schicksale der Charaktere nur am Rande eine Rolle spielen, sondern vor allem ein Epos, denn episch ist das Ausmaß der Geschichte die Kevin J. Anderson hier zum Abschluss bringt. Der Autor der JEDI ACADEMY Trilogie und der YOUNG JEDI KNIGHTS, der schon als Co-Autor am Finale der JEDI CHRONIKEN mitgewerkelt hat macht es keinen der beteiligten Charaktere zu einfach. Dabei sah es nach DAS GOLDENE ZEIALTER DER SITH für viele ja wirklich golden aus, doch nun erschüttert Anderson eine Galaxis und das in typischer Star Wars-Tradition auf mehreren Planeten. Und Anderson bleibt dem überaus gelungenen antiken Stil zutiefst verbunden, der Comic atmet einfach historische Luft und das verleiht ihm seine ganz eigene überzeugende und durch die genommenen Anleihen bei der irdischen Geschichte, glaubwürdige Atmosphäre.
Fazit:
Ein brillantes Finale für einen der am besten inszenierten Abschnitte des erweiterten Star Wars-Universums.