Serie: Star Wars Sonderband 61 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
25 Jahre vor dem Vertrag von Coruscant und des Beginns eines Kalten Kriegs zwischen Imperium und Republik fallen die Sith gerade über die Galaxis her und erobern reihenweise Planeten die vor über 1000 Jahren dem letzten großen Reich der Sith gehörten. Auf einem nunmehrigen Minenplaneten hängt der Erfolg des Vormarschs der imperialen Streitkräfte jedoch von einem Sith Schüler ab, der den Palast des Gouverneurs im Alleingang stürmen soll.
Der Triumph der Sith Streitkräfte entpuppt sich für Teneb Kel jedoch als trügerisch, denn der Dunkle Rat beabsichtigt trotz seines Erfolgs ihn für die Verbrechen seines Meister Lord Calyphos zur Rechenschaft zu ziehen. Während nun auf Dromund Kaas der letzte Erfolg der unaufhaltsam scheinenden Armeen des Imperators gefeiert wird muss sich Teneb Kel vor den Augen des Dunklen Rats mit seinem einstigen Meister messen und sieht sich der Gnade der Ratsherrn ausgeliefert, die ihm zwar das Leben schenken, aber dennoch keinem neuen Meister unterstellen. Um sich eines Platzes unter den Sith wieder als würdig zu erweisen soll Kel eine tödliche Mission annehmen, die ihm vom Imperator höchstpersönlich zugewiesen wird. Seine einstige Schülerin Exal Kressh hat dem Imperium den Rücken zugekehrt und kritische Informationen über die nächsten Kampagnen des Imperiums der Republik zugespielt. Teneb Kel soll sie aus dem Weg räumen, doch da ahnt der junge Sith noch nicht welches Geheimnis die reinblütige Sith über den Imperator gelüftet hat und nun den Jedi zu verraten droht...
Wirkte der erste The Old Republic Comic BEDROHUNG DES FRIEDENS durch die zahllosen wild durcheinander gewürfelten Handlungsstränge vor allem chaotisch punktet BLUT DES IMPERIUMS gleich mit einer deutlich geordneteren Handlung, die auf einen klassischen Plot mit Jäger, Gejagter und dritter Fraktion aufbaut. Selbst zeichnerisch kann BLUT DES IMPERIUMS für klare Verhältnisse sorgen, so dass es sich nicht verwundert dass Alexander Freed und Zeichner David Ross auch mit dem dritten TOR Comic THE LOST SUNS betraut wurden und nicht ihre Kollegen Rob Chestney und Alex Sanchez die BEDROHUNG DES FRIEDENS verbrochen haben. David Ross Zeichenstil erinnerte zumindest mich übrigens an den eines etwas gereiften Davidé Fabbri (Der Stark Hyperpsace Krieg, Aufstand der Yinchorri, Bis zum letzten Mann, Auf der falschen Seite des Krieges). Nur beim Auftritt des Imperators selbst tauchten bei mir dann doch einige Fragen (ist "er" eine Frau? Warum sieht er/sie/es für einen 1000jährigen so unverschämt jung aus? Dürften Imperatoren überhaupt weiß tragen?) auf, wie sie wohl manchen Fan des Da Vinci Codes wohl bei der Betrachtung von Leonardo da Vincis Abendmahl plagen.
Genau wie BEDROHUNG DES FRIEDENS ist auch BLUT DES IMPERIUMS zwar nur drei Einzelhefte stark (auf deutsch eineinhalb Ausgaben des Panini Star Wars Comics), die Story funktioniert aber trotzdem und man merkt ihr auch deutlich weniger an dass sie als Webcomic entstanden ist, bei dem wöchentlich nur einige Seiten veröffentlicht wurden. Zudem bemüht sich BLUT DES IMPERIUMS einen Weg zu beschreiten den zuletzt die Darth Bane-Romane und einige der EMPIRE Comics beschritten haben, nämlich auch die andere Seite der Geschichte, in diesem Fall die der Sith, zu zeigen.
Mehr als einen Blick wert ist der zweite The Old Republic Comic nicht nur wegen des ersten offiziellen Comicauftritts des Imperators (sofern er es denn wirklich ist, da er nicht unbedingt große Ähnlichkeiten zu den antiken Sith wie Ludo Kressh oder Naga Sadow aufzuweisen hat) sondern auch weil mit Exal Kressh zumindest dem Namen nach eine Nachfahrin des Gegenspielers Naga Sadows in Erscheinung tritt, der ja selbst als Sith-Imperator gehandelt wurde. Auszuschließen ist es freilich noch immer nicht, wie vor allem die Enthüllungen in Bezug auf die Pläne des Imperators zeigen. Durch Kresshs Auftreten wird die Verbindung zu den Jedi Chroniken deutlich unterstrichen und die Gerüchtekrüche einmal mehr deftig eingeheizt. Am Ende bleiben allerdings mehr offene Fragen zurück als der Comic beantwortet hat, etwa in Hinsicht auf Teneb Kels Meister Lord Calypho der durch Fasten und Meditation sein Talent zu schärfen versuchte durch Visionen die Zukunft vorherzusehen. Der kurz als Gegenspieler Kels in Erscheinung tretende Miraluka Jedi Meister Jerbhens Hulis ist übrigens wohl ein entfernter Verwandter der Halb-Miraluka Jedi Seherin Krynda Draay (geb. Hulis), wodurch sogar über einige Ecken ein Bezug zu den Knights of the Old Republic Comics John Jackson Millers geschaffen wird.
Charakterlich ist es für Teneb Kel und Exal Kressh jedoch keine allzu weite Reise. Kels Reifeprüfung setzt nur voraus dass er sich tiefer in die dunkle Seite versetzt und Exal Kressh zur Strecke bringt, was seinem Charakter nicht wirklich fern zu liegen scheint, während Exal Kressh durchgehend versucht die Pläne ihres einstigen Meisters zu sabotieren, dabei aber von dessen Stimme in ihrem Kopf derart in den Wahnsinn getrieben wird, dass sie zu ihrem ganz eigenen Himmelfahrtskommando aufbricht. Am Ende wirkt die Charakterentwicklung sogar ein wenig enttäuschend, da sie kaum überrascht und angesichts der aufgeworfenen Fragen hofft manch einer eigentlich auch auf eine Fortsetzung. Das mag auch daran liegen dass man bei ähnlich angelegten Geschichten im EU für gewöhnlich wenigstens vier (wenn nicht schon fünf oder sechs) Einzelhefte umfassende Handlungsbögen serviert bekommt.
Fazit:
Eindeutig gelungener als BEDROHUNG DES FRIEDENS, eine Geschichte die auf eigenen Füßen steht und sich durchaus sehen lassen kann, wenn auch etwas kurz.