Serie: Pik As, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Für Hugo Beyle wird die Zeit knapp, denn der Verlust seiner Taschenuhr, in der – wie Flora und er im Rahmen einer Recherche in einer freimaurerischen Bibliothek herausfinden - mutmaßlich der Teil eines Steins der Weisen eingearbeitet ist, sorgt augenscheinlich dafür, dass Hugo nach und nach seine Unsterblichkeit abhanden kommt. Allerdings harrt noch immer der Fall der verschwundenen Kathy Wuthering seiner Lösung, sodass die Ermittlungen in Richtung Chronometer nicht oberste Priorität haben.
Zumindest in der Angelegenheit der Hellseherin spielen einmal mehr der Zufall und Floras Unverfrorenheit den beiden Ermittlern in die Hände: der Insasse einer Irrenanstalt soll nähere Informationen besitzen. Als Flora, welche sich einmal mehr als offizielle Vertraute Dupins ausgibt, und Hugo vor Ort eintreffen, um den Verrückten zu befragen, dauert es nicht lange, bis der böse Geist des Verbrechers Javert auftaucht, den Kranken quasi aussaugt und von der jungen Detektivin Besitz ergreift. Das Ganze geht nur deshalb glimpflich aus, weil eine unbekannte Macht Flora schützend zur Seite steht, eine Macht, die ihrerseits die Hilfe der Frau benötigt.
Unterdessen versuchen Privatdetektiv Dupin, Floras väterlicher, bevormundender Mentor, sowie Inspektor Nimber, ebenfalls Licht in das Dunkel um die Entführung des verschwundenen Mediums zu bringen, wobei ihnen die jungen Kollegen nicht nur ständig einen Schritt voraus sind, sondern sie es auch mit den Verbündeten Maldorors, des Meisters des organisierten Pariser Verbrechens zu tun bekommen, mit Männern also, die vor nichts zurückschrecken, erst Recht nicht, wenn es um horrende Gewinne aus dem neumodischen Heroinhandel geht.
Mit "Süßes Laster" endet der erste Fall eines ungewöhnlichen Ermittler-Teams. Dieser Fall bietet so ziemlich alles, was des Lesers Herz höher schlagen lässt: Action, Mystery, Spannung, Gewalt, Humor und ein Ende, das neugierig auf mehr macht. Leichte, gefällige Dialoge, eine quirlige Story sowie Figuren mit einem hohen Wiedererkennungswert lassen die 48 Seiten wie im Fluge vorbeirauschen, wobei die stimmige Atmosphäre und die bloße Fülle an Handlungselementen für ein sattes Wohlfühl-Gefühl sorgt.
Von ähnlicher Brillanz ist auch Artwork und zwar sowohl in Hinblick auf die Zeichnungen als auch auf die Koloration. Wie gehabt bietet uns Lamontagne neben den markanten Figuren nicht nur eine Fülle authentischer Details voller Zeitkolorit sondern auch eine einfach hinreißende Farbgebung: eine gemeinere Fahlheit als bei Maldoror, ein giftigeres Grün als bei Javert oder ein zarteres Rosé als auf Floras Wangen hat man selten gesehen
Fazit: Der gelungene Abschluss eines gutlaunigen, humorvollen, spannenden und brillant visualisierten Zweiteilers, der einen dem nächsten Fall des "Pik As"-Teams geradezu entgegenfiebern lässt. Zweifellos eine Serie mit Kult- und Nachhaltigkeit-Potenzial!