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Reihe: Georgina Kincaid, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Georgina Kincaid ist eine liebenswürdige Succubi. Und wer sie noch nicht in ihr Herz geschlossen hat, wird es mit diesem Roman sicherlich nachholen. Doch vorerst ist sie mies gelaunt. Diesen Zustand kann man auf ihre Trennung von Bestsellerautor Seth Mortensen zurückführen. Der Liebeskummer macht sie ein wenig rücksichtslos. Daher treibt Georgina haufenweise Seelen für ihren Dämonen-Boss, Jerome, ein. Allerdings nicht sehr feinfühlig. Ihre Stimmung sorgt aber auch dafür, dass Jerome auf sie aufmerksam wird. Alle gut gemeinten Ratschläge, die ihr ihre Freunde geben, perlen an ihr ab wie Wasser auf einer Ölschicht. Ihr Liebeskummer treibt sie auf wilde Partys, wo "Ihre Unausstehlichkeit" immer wieder aneckt. Jerome, der diese Mitleidstour oder besser Tortur nicht mitansehen kann, verleiht sie zur Strafe nach Vancouver, damit sich die Frau dort austoben kann. Zwangsversetzt als Leiharbeiterin, soll sie das dort herrschende Territoriums-Oberhaupt bespitzeln. Und wenn sie schon einmal da ist, kann sie sich gleichzeitig um ein paar übereifrige Satanisten kümmern, die auf sich aufmerksam machen wollen. Nun die Aufmerksamkeit von Jerome und Georgina haben sie erreicht. Die des Ersteren jedoch nicht lange, die der Letzteren dafür um so intensiver. Die Satanisten, die nichts wirklich auf die Beine stellen können, sind eher lästig. Erzdämon Jeromes Aufmerksamkeit lässt einfach deshalb nach, weil er plötzlich nicht den Succubus, sondern den Verschwindibus macht. Und - husch - weg war er. Aber nicht nur er. Mit ihm schwanden die Kräfte derjenigen, die unter seiner Herrschaft und seiner Gnade lebten. Georgina und die anderen sind plötzlich hilflos und schwach. Georgina Kincaid muss nun schnellstmöglich nach ihrem Boss suchen. Denn eine vakante Stelle muss besetzt werden. Gut, sie werden keine Stellenausschreibung durchführen, aber wenn jemand merkt, dass Jerome verschwunden ist, wird sich schon jemand zum neuen Chef aufschwingen. Und das will keiner riskieren.
Persönlich gibt es für Georgina aber auch noch eine andere Chance. Sie kann jetzt keine Gestalt mehr wechseln und muss keine Seelen klauen. Was wiederum der Idee Nahrung gibt, noch einmal bei ihrem Ex-Liebhaber vorbeizusehen. Aber was wird dessen neue Freundin dazu sagen? Und warum ist das ausgerechnet ihre beste Freundin? Und Dante, mit dem sie nun zusammen ist ...?
Richelle Mead hat ihre Geschichte gut im Griff, nichts bleibt offen und ihr gelingt es wieder einmal mehr, eine Geschichte zu erzählen, die, abgesehen von dem Übernatürlichen, im richtigen Leben spielen könnte. Die Heldin ist in der Erzählung einfach nur grantig-unsympathisch. Ihre fiesen fünf Minuten dauern sichtlich länger an.
Die Geschichte rund um den Dämonenboss Jerome ist fesselnd und ist eine gelungene Aktion, um die Hierarchien innerhalb der Dämonengesellschaft vorzustellen. Das Ende der Erzählung und die Lösung des Plots waren unerwartet, aber trickreich und sehr gelungen. Ebenso gelungen war der Rückgriff auf vorherige Bände und Handlungsträger, auch wenn es nur Nebenfiguren waren. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Wer einmal im Lesefluss drin ist, der wird so schnell nicht aufhören.
Noch eine Anmerkung. Wer sich die Titelbilder ansieht, wird feststellen, dass diese gar nicht schlecht sind. Im Gegenteil, die Bilder, die der Ubooks Verlag heraussucht, sind eine Qualität für sich, und daher sollte man einmal die Zeichnerin Agnieszka Szuba extra erwähnen. Ein dickes Lob an die Zeichnerin.