| Titel: Sturmwarnung Originaltitel: The Big Blow (2000) Autor: Joe R. Lansdale Übersetzung: Hannes Riffel Buchdaten: Shayol Verlag, 2005, 166 Seiten Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Die Handlung des Kurzromans spielt vom 04.-09. September 1900 auf Galveston, Texas, einer der Küste vorgelagerten Insel. Die Bewohner sind seit jeher orkanerprobt, aber was sich an diesen Tagen über ihre Insel hinwegbewegt, kann man nur mit gigantisch und monströs richtig einordnen. Vor dem Hintergrund dieses alles verschlingenden Orkans, läst Joe R. Lansdale seine Handlung abrollen, in deren Mittelpunkt ein Boxkampf steht. Ein junger, schwarzer Boxer hat es geschafft den Champion der Weißen in Grund und Boden zu schlagen. Eine Ungeheuerlichkeit für die damaligen Zeiten und so verwundert es niemanden, dass einige Weiße sich zusammengetan und einen Profiboxer eingekauft haben. Dieser soll den jungen Schwarzen seinerseits k.o. schlagen und so die Verhältnisse in Galveston wieder gerade rücken.
Eine eigentlich recht banale Handlung, die ziemlich geradlinig erzählt wird. So fesselt einem denn auch weniger die Handlung, die sich aufgrund der Kürze des Romans sowieso nicht so stark verästeln kann, als vielmehr der Erzählstil und die überaus bildhafte Sprache des Autors. Wie bereits in seinen anderen Werken, die in seiner Heimat Texas angesiedelt sind, gelingt es Lansdale seinen Lesern das Lokalkolorit nahe zu bringen. Bei der Lektüre taucht man selbst ganz tief ein in diesen nach außen hin hinterwäldlerisch erscheinenden Landstrich mit seinen eigenartigen Bewohnern. Lansdales Sprache ist zudem überaus wuchtig und direkt. Die Zeiten sind einfach und hart, was dem Leser in jedem Absatz deutlich vor Augen geführt wird. Gewalt ist an der Tagesordnung, Sex wird offen propagiert und nicht nur die bessere Gesellschaft ist für jede Abwechslung zu haben. Die Sitten sind noch rau und irgendwie urwüchsig. Wer einen sprachlich ausgefeilten Kurzroman erwartet, dürfte sich enttäuscht sehen. Wie gesagt, Lansdale konzentriert sich auf das wesentliche und erzählt anhand einiger Figuren die Tage des Orkan. Dabei gelingt es ihm aus meiner Sicht sehr gut sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen und dem Leser daran teilhaben zu lassen. Hier dürfte sicherlich einer der Gründe liegen, warum ich den Roman in eins durchgelesen habe. Lansdales Erzählweise läst es nur sehr schwerlich zu den Roman aus der Hand zu legen.
Wird auch der Orkan an sich als eine beseelte Naturgewalt dargestellt, der mit voller Vernichtungskraft alles lebende hinwegfegt, so besitzt er per se keine Bosheit. Wer einen Horrorroman erwartet hat, dürfte enttäuscht werden. Phantastische Elemente finden sich hier nun rein gar nicht. So mag dann der eine oder andere Phantastikleser dieses Werk nicht in die Hände nehmen wollen. Ihm entgeht aber ein intensives Leseerlebnis.
All jene, die diesen Kurzroman gelesen haben, dürften bereits begierig auf die Neuveröffentlichung von Lansdales Romanen im SHAYOL-Verlag warten.