Serie: Dresden Files, Bände 1 + 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Sieht man in den gelben Seiten der Stadt Chicago unter Zauberer nach, findet man genau einen Eintrag: Harry Dresden, Wizard. Tatsächlich ist dieser Mann alles andere als ein Scharlatan, und auch wenn viele Polizisten ihn dafür halten, so legt Inspektor Karen Murphy sehr viel Wert auf seine Meinung als externer Berater. Vor allem dann, wenn ein Verbrechen nicht mehr auf rationale Weise zu erklären ist, wird Harry zum gefragten Mann. Als ein Liebespärchen in einem wahren Blutbad gefunden wird und alles darauf hindeutet, dass die Herzen der beiden im Körper explodierten, scheint er die einzige Person zu sein, die Antworten geben kann. Doch Murphy und ihre Abteilung Special Investigations sind nicht die Einzigen, die sich an Dresden wenden: Zum einen ist das der Chef von Chicagos Unterwelt, der möchte, dass der Zauberer die Finger von dem Fall lässt. Zum anderen ist das das White Council, die oberste Institution der Magiebegabten, für die Harry Dresden als Hauptverdächtiger feststeht; denn nur er aus dem Großraum Chicagos ist mächtig genug, um so einen Zauber zu wirken. Es gibt eine Regel der Magie, die besagt, dass es verboten ist, mit Magie einen Menschen zu töten. Harry Dresden bleibt also keine Wahl, als den Fall selbst so schnell wie möglich aufzuklären, bevor die höchsten Mächte seiner Zunft seinen Kopf fordern.
In Wolfsjagd geht es um ein ganz anderes Thema: In Vollmondnächten werden Menschen aufs Entsetzlichste verstümmelt aufgefunden. Ein großes Tier scheint dafür verantwortlich, und Inspektor Murphy schaltet, höchst widerwillig, Harry Dresden ein, denn ihr Verstand will noch nicht an die Existenz von Werwölfen glauben. Tatsächlich ist dies jedoch nur die Spitze des Eisbergs, und der Zauberer muss sich mit Kräften einlassen, die seine Fähigkeiten bei weitem übersteigen. Doch es gibt kein zurück: Viel zu viel Blut ist inzwischen geflossen und Harry hat immer noch keinen blassen Schimmer, was hinter der ganzen Sache steckt, aber eines ist sicher: Werwolf ist nicht gleich Werwolf und mehr als eine Fraktion ist in diesem verworrenen Spiel beteiligt.
Die ersten beiden Romane der Dresden Files beschränkten sich darauf, das Detektiv-Genre auf den Horror / Mystery-Bereich auszuweiten. Für die beiden Bücher ist das Konzept tragfähig und Autor Jim Butcher besticht durch einen sehr unterhaltsamen Stil, der nicht frei von Ironie ist. So hat Harry Dresden z. B. einen alten Schädel, in dem ein alter Geist wohnt und den er mit billigen Romance-Romanen bezahlt. Hier und da schlägt der Geist einen freien Tag bei Harry raus, und dann nutzt er diesen, um Orgien mit von ihm beeinflussten Menschen zu feiern. Auch Harrys Probleme mit der Technik sorgen immer wieder für ein Schmunzeln. Seine Fähigkeiten haben den unglücklichen Nebeneffekt, dass alle modernen Geräte sehr leicht in seiner Gegenwart kaputt gehen. Alles ist in der Ich-Form erzahlt, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Der sympathische Protagonist irrt durch einen Dschungel von Fakten, die er nicht recht zu deuten vermag - dies trifft auf beide Bände zu -, und erst spät kristallisiert sich heraus, was hinter der ganzen Angelegenheit steckt. In dieser Hinsicht gleichen sich beide Romane.
Mit viel Spannung und sehr geschickt eingebrachten Wendungen erzählt Jim Butcher seine Geschichten und lässt den Leser ebenso wie seinen Protagonisten im Dunkeln. Kurioserweise überzieht er seine Geschichte, und beide Romane weisen so um die Mitte des Romans einen gewissen Tiefpunkt auf, der daher herrührt, dass Harry Dresden einmal zu oft aus einer scheinbar aussichtslosen, gefährlichen Situation entkam. Hier wäre weniger mehr gewesen, doch die Hoffnung bleibt, dass der Autor dies noch in den Griff bekommt und die späteren Geschichten plausibler erzählt.
Fazit: ein gelungener Einstieg in eine Reihe, die als durchaus gelungen bezeichnet werden kann und die vor allem durch ihre sympathische Hauptfigur viel Reiz verströmt. Dies lässt einen großzügig über gewisse Schwächen zu Mitte des Romans hinwegsehen und macht vor allem Lust auf mehr. Ich habe die englischen Hörbuchfassungen gehört, gelesen von James Mastersen, und das war ein vorzüglicher Vortrag. Er brachte Jim Butcher Stil recht gut rüber. Allerdings konnte man dies vom deutschen Übersetzer nicht behaupten, denn dieser scheint an dem recht prägnanten, straffen Stil gescheitert zu sein und lieferte nur eine plumpe Übertragung. Schade, ich denke nicht, dass dieser Stil so schwierig ist. Das wäre durchaus machbar gewesen.
7 von 10 Punkten.