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Reihe: Star Trek - The Next Generation, 5. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Vorab sei gesagt, dass sich Cross Cult sehr viel Mühe gibt mit den Büchern aus dem Star-Trek-Universum. Neben Informationen zu den Autoren finden sich eine Zeitlinie, die anzeigt, wann welche Romane spielen. Das macht eine Einordnung leichter und der Zusammenhang wird klarer. Daneben folgt eine Liste der bisher bei Cross Cult erschienen Star-Trek-Romane. Weitere Hinweise ergänzen den Roman. Natürlich sind diese Informationen nur für Fans wichtig. Es soll tatsächlich Leser geben, die nur der Unterhaltung wegen die Serien lesen. Diese Minderheiten sollte man unter Naturschutz stellen.
Die Besatzung des Raumschiffs U.S.S. Rhea entdeckt einen Sternen-Cluster von Karbonplaneten. Diese stellen womöglich die Quelle der Quantenenergien dar, die einen Teil des Kosmos energetisch stören. Ein Landetrupp wird bereitgemacht und auf der Oberfläche eines der Planeten eingesetzt. Überraschenderweise finden die Vertreter der Föderation dort ungewöhnliche Lebensformen. Lieutenant T'Ryssa Chen kann als Halbvulkanierin einen schwachen Kontakt zu ihnen herstellen. Noch während der Landungstrupp auf dem Planeten festsitzt und mit der anderen Lebensform den Kontakt aufbaut, wird die U.S.S. Rhea von der U.S.S. Einstein angegriffen, Zu aller Entsetzen muss die Besatzung feststellen, dass die Einstein von der Geißel des Universums, den Borg, kontrolliert wird. Der Landetrupp kann nicht eingreifen und muss entsetzt zuhören, wie die Mannschaft der Rhea den Kampf verliert. Die Folge: eine vollständige Assimilation. Die Borg landen ebenfalls auf dem Planeten. Auch der Landetrupp fällt in die Hände der Borg. Chen gibt sich geschlagen und lässt allen Widerstand gegen die Borg fallen, nimmt die drohende Assimilation als gottgegeben hin - da wird der Lieutenant zweitausend Lichtjahre weit weggebeamt.
Der Hintergrund ist, dass die Lebewesen des Planeten einen Quanten-Slipstream kontrollieren. Dieser gibt ihnen die Möglichkeit eines spontanen Transportes über unvorstellbare Entfernungen. Das Borgschiff, die ehemalige Einstein, darf sich nicht wieder mit dem Rest des Borg-Kollektivs vereinigen. Eine Kontrolle dieses Quantenslipstreams wäre die größte Gefahr für die bekannte Galaxie. Die Borg hätten die ultimative Waffe, überall aufzutauchen. Ohne eine Rettung für die bedrohten Völker. Dies muss um jeden Preis verhindert werden.
Das Sternenflottenkommando erteilt Captain Picard eine Blankovollmacht. Er darf unter Einsatz aller Möglichkeiten, die ihm die U.S.S. Enterprise und deren Mannschaft bietet, tun und lassen, was immer nötig ist, um die Einstein aufzuhalten und den Wesen des Planeten zu helfen (man beachte die Reihenfolge). T'Ryssa Chen ist ebenfalls an Bord, ist sie doch diejenige, die bereits erste Kontakte mit dem Planetenvolk aufgenommen hat. Die Bewohner dulden jedoch keine Gewalt und halten die Einstein und die Enterprise davon ab, in kriegerische Handlungen zu verfallen. Die friedliebenden Bewohner verstehen nicht, dass noch mehr Leid und Tod über die Galaxis kommt, wenn die Borg die Möglichkeit erhalten, den Slipstream zu kontrollieren.
Mehr als die Summe ist der bislang inhaltlich anspruchsvollste Star-Trek-Familien-Roman der bei Cross Cult erschien. Waren die ersten Romane spannend und unterhaltsam, so kommt hier eine etwas tiefgründigere Haltung dazu. Es gibt mal wieder eine übermächtige Lebensform, die sich in ihrer Friedfertigkeit zwar besonders hervortut, gleichzeitig aber ihre Macht einsetzt, um andere friedfertig zu halten. Unlogisch ist in dieser Hinsicht jedoch, dass der Handlungsgrund für die Enterprise, der Kampf der Einstein gegen die Rhea, von eben diesen Wesen nicht unterbunden wurde. Dafür muss sich die Halbvulkanierin T’Ryssa Chen bei der Kommunikation mit ihnen sehr phantasievoll zeigen. Was bei einer Rasse, die der Logik den Vorzug gibt, durchaus Schwierigkeiten bereiten sollte.
Gelungen sind die Beschreibungen der einzelnen Personen. Manche entfernen sich ein wenig von der Beschreibung der Fernseh-Schauspieler, doch ist dies bei jedem Autor der Fall. Besonders gut gefiel mir T’Ryssa, da sie doch aus dem üblichen Rahmen für Vulkanierinnen herausfällt und frischen Wind in die Geschichte bringt. Viel gefühlsbetonter als Spock, T’Pau und andere. Was auffällt, ist die Gefühlswelt. Manchmal dachte ich, eine Autorin vor mir zu haben, da ich solche Beschreibungen meistens von Frauen zu lesen bekomme. Christopher L. Bennet war in dieser Hinsicht eine Überraschung für mich. Alles in allem kann man sagen, dass die jetzige Besatzung der Enterprise, zumindest die leitenden Offiziere, sehr gut zusammenpassen. Ich denke, hier fand sich jetzt die optimale Besatzung zusammen. Man könnte sie als eine große Familie betrachten. Apropos Familie: Das Thema kommt etwas häufig vor. Ob es darum geht, dass Picard und Crusher Kinder kriegen sollen, oder aber, dass sich Geordi, Guinan, T’Ryssa und Kodohata darüber auslassen. Es ist ein zentrales, wenn nicht das zentrale Thema.
Die Borg hingegen bleiben wohltuend im Hintergrund. Ich will damit sagen, dass es keine Handlungen aus Sicht der Borg gibt. Somit bleiben sie wieder kalt, unheimlich, unbarmherzig. Das ist gut so. Dass sie zudem am Ende des Buches recht gekonnt neutralisiert werden, ist überzeugend dargestellt.