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Reihe: Star Trek Titan , Band 5 |
Mit großem Interesse habe ich die Rezension von Erik Schreiber zu diesem Buch (hier zu finden) gelesen und bin eigentlich völlig anderer Meinung.
Das Star Trek Franchise hat nach dem Niedergang der TV-Serie Enterprise und dem Umsatzeinbruch bei den Romanen die Gelegenheit genutzt und zusammen mit der Neuausrichtung des zehnten ST-Filmes gleich auch mal einen Relaunch der Romanserien durchgeführt. Grundsätzlich ist das sehr zu begrüßen, denn wirklich schlechte Romane habe ich bislang seit dem Relaunch nicht gelesen. Natürlich gibt es einige Schwankungen, jedoch hält sich ein gewisses Grundniveau aller Abenteuer.
Was macht Star Trek aus? Grundsätzlich - im Gegensatz zu allen anderen Science Fiction Sagas und Fanchises - eine positive Grundstimmung. Die seit Jahrzehnten vorherrschende "Alles wird am Ende gut!"-Systematik deswegen zu kritisieren halte ich etwas für fragwürdig. Man kann sich darauf einlassen oder nicht, Star Trek bleibt am Ende jedoch immer Star Trek (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel).
Der vorliegende fünfte Band der Titan-Reihe spielt kurz nach den Ereignissen des Destiny-Dreiteilers und zitiert nicht nur die dort vorgefallenen Ereignisse, sondern auch die Gründung des leider erst 2012 bei Cross Cult erscheinenden Mehrteilers "Typhon Pact".
Worum geht es?
Die Präsidentin der Föderation beschliesst trotz des Mangels an Material und Personal und der vorherrschenden Not im Föderationsraum nach den Angriffen der Borg die Luna-Flotte wieder das machen zu lassen, wofür sie geschaffen worden sind. Gerade die Titan soll als Vorzeigeschiff die Erforschung des unbekannten Raumes vorantreiben, um allen anderen Kräften auch die Zielrichtung der Föderation zu beweisen. Der Präsidentin und Captain Riker ist es jedoch klar, das die Titan nur die Vorhut für die kommenden, mit dem neuartigen Slipstream-Antrieb ausgestatteten Schiffe darstellen wird.
Zahlreiche Besatzungsmitglieder verlassen die Titan als persönlichen Gründen und widmen sich ihrer Trauer oder engagieren sich in Wiederaufbauprojekten. Ebenso viele neue Gesichter lassen sich auf dem Schiff blicken - ein frischer Wind sollte durch das Schiff wehen.
Jedoch wirken die traumatischen Ereignisse des Destiny-Dreiteilers nach. Was Schreiber in seiner Rezension als "persönliche Probleme des Autors" bezeichnet, die er auf die Protagonisten des Romans abwälzt, ist für mich eine logische Fortführung dessen, was in vorangegangenen Büchern beschrieben worden ist. Hätte ich eine fröhliche Besatzung vorgefunden, die Karneval feiert und sich in ausgelassenen Partys einen hinter die Binde kippt, wäre das Buch sicherlich mit Schwung in der Zimmerecke gelandet. Das ist eben nicht das "einfach von Null" beginnen, das man von früheren Star Trek Abenteuern gewohnt ist, sondern eine gewisse Einhaltung einer Zeitlinie mit Buch- und Autorübergreifenden Problemen der Sternenflotte und den in ihrem Rahmen agierenden Charaktere.
So muss Tuvok mit dem Tod seines Sohnes klarkommen und sieht sich in der Position, das das wiederholte Trauma, das seine vulkanische Seele belastet nun grenzwertig als "zu viel" bezeichnet werden kann. Deanna Troi kann ihm kaum helfen, da sie selbst in einer großen Belastungssituation steckt. Erst verlor sie ein Kind während der Schwangerschaft, das zweite drohte ebenso zu sterben - bis die Caeliar ihr Baby sozusagen von grundauf genetisch reparierten und eine erfolgreiche Schwangerschaft erst möglich machten. Hat Troi erst mit dem Verlust des zweiten Kindes zu kämpfen, so wird diese Trauer von der Freue überdeckt, das es nun doch zu klappen scheint. Und auch in ihrem umsorgenden Umfeld scheint es eine Person zu geben, die ein Trauma diesbezüglich mit sich herumschleppt.
Die Titan entdeckt eine riesige Wasserwelt. Trotz der bisherigen Erfahrung, das solche Welten meist unbewohnt sind, scheinen gewisse Vorzeichen auf vorhandenes Leben hinzuweisen. Grund genug, dem ganzen einen Besuch abzustatten. Besonders die aquatische Lebensform Aili Lavena ist von der Aussicht begeistert, den Planeten Droplet, so die Namenswahl, zu erforschen.
Und schon nach kurzer Zeit entdeckt man die Kalwale, eine offensichtlich intelligente Lebensform, die ihren Lebensraum nach eigenen Vorstellungen formt und mittels Biogenetik unterstützende Lebewesen schafft. Eigentlich müsste man sich nun schnellstens nach den Regeln der Obersten Direktive zurückziehen und sich nicht in die Zivilisation einmischen, wäre da nicht ein Meteorit, den man gutmeinend im Orbit von Droplet zerstören wollte und daran scheiterte. Mit der Folge, das die Zivilisation der Kalwale vor der Zerstörung steht. Während die Besatzung der Titan bemüht ist, ihren Schaden gut zu machen, müssen sich Riker und Deanna ihren jeweiligen Vergangenheiten stellen...
Die Zivilisation der Wasserwelt, ihre Andersartigkeit und Fremdartigkeit sind recht gut beschrieben. Ebenso gefallen mir die persönlichen Probleme der einzelnen Besatzungsmitglieder, auch wenn es im Falle von Riker und Aili vielleicht etwas übertrieben wurde. Dr. Ree scheint die Rolle von Data übernommen zu haben, denn schon wieder spielt er eine aussergewöhnliche Rolle als Problemverursacher.
Das, was mich etwas in der Protagonistenbeschreibung stört, ist die betont offene Liebeswelt auf der Titan. Natürlich ist es irgendwie einleuchtend, das mehrere Jahrhunderte in der Zukunft die Sache mit dem Sex etwas lockerer gesehen wird und auch zwischen verschiedenen Spezies eine Beziehung möglich ist - jedoch ist das ganze fast schon ein beherrschendes Thema. Die Titan wirkt so manchmal schon mehr wie eine WG der 68er-Zeit. Vielleicht diesen Part in Zukunft etwas drosseln....
Ansonsten habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch jedem Fan weiterempfehlen. Wer auf der Suche nach typischen Star Trek-Abenteuern ist, findet hier seine richtige Lektüre.