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Titel: Stronbart Har Eine Rezension von Ida Eisele |
Eine Gruppe von Menschen um den flüchtigen Abenteurer Brad Vanquis und den Schwarzen Magier Zach-aknum versucht, ein gefährliches Gebiet namens Stronbart Har oder Fluchwald zu durchqueren. Hier spielen Raum und Zeit den Reisenden buchstäblich verrückte Streiche, die auch tödlich enden können.
Als sich Drachen, Götter und Dämonen einmischen, hilft das den Wanderern nicht gerade auf ihrem gefährlichen Weg weiter. Erwähnt werden sollte auch, dass die Gruppe der Helden von einem rachsüchtigen Hexer verfolgt wird und ihnen die Zeit langsam knapp wird, denn die Welt droht unterzugehen. Um das noch zu verhindern, muss eine ganz andere Welt erreicht werden – direkt durch die Hölle des Fluchwaldes.
Die Grundidee, in einem verfluchten Wald Raum und Zeit verrückt spielen zu lassen – und das mit einem komplexen System dahinter – fand ich äußerst originell und auch gut umgesetzt. Die Protagonisten wissen durch Brad, der als einziger überlebender Durchquerer des Fluchwaldes gilt, was ihnen bevorsteht und gelangen einigermaßen unbelangt durch den Wald, geschützt durch eine geheimnisvolle Macht, die sich Brad in seinen Gedanken mitteilt. Dabei reisen sie allerdings kreuz und quer durch die Zeit und die Gegend – die bei weitem nicht überall nur aus Wald besteht, sondern auch faszinierende Landschaften wie lebende Goldberge, leere Nebelebenen, gespenstische Hochplateaus und Seen, an denen die Zeit still steht, gehören zum Repertoire des Stronbart Har. Die Charaktere nehmen dieses unübersichtliche und bisweilen höchst gefährliche Chaos recht gelassen, was manchmal lustig, manchmal aber auch schlicht unglaubwürdig ist.
Die Dämonen, die von einem zutiefst bösartigen Schwarzen Magier im Fluchwald auf die Helden losgelassen werden, sind dermaßen dämlich, dass sie keine ernstzunehmende Gefahr für Brad Vanquis und seine Freunde darstellen – während sie einer weiteren Gruppe unfreiwilligerer Abenteurer bei weitem größere Probleme bereiten.
Der Schwarze Magier, der im Stronbart Har auf sie lauert, ist ein recht stereotyper Bösewicht, sein Drache dagegen wird mir als recht humorvolles, intelligentes Geschöpf in Erinnerung bleiben, dass sich nicht vollständig in das Drachenklischee ergeben will. Lord-Magister Farm, der die Heldengruppe verfolgt, nachdem ihm Brad gewissermaßen vom Schafott herunter entführt wurde, war mir sogar die liebste Gestalt in diesem Buch, einfach weil er mit seinem Sarkasmus und seinem doch einigermaßen geplanten Handeln einen sehr angenehmen Gegensatz zu Brad Vanquis bildet.
Dieser war mir suspekt, seit er sich ohne Murren und Klagen von einer Gruppe ihm bis dahin unbekannter Personen retten – soweit ja noch in Ordnung – und anschließend als Führer durch den Fluchwald anheuern ließ, der doch angeblich das mit Abstand Schlimmste war, was er jemals hatte durchstehen müssen. Ebenso unverständlich erscheint mir sein gleichgültiger Umgang mit einer mysteriösen Stimme in seinen Gedanken. Dafür, dass er schon seit Jahren ein abenteuerliches Leben führt, erfährt man von diesem Leben recht wenig. Ein oder zwei wichtige Ereignisse werden zwar erwähnt, dennoch fällt es schwer, sich Brads Dasein als Dieb oder ihn überhaupt als Person vorzustellen. Leider verhält es sich mit den anderen Protagonisten genauso. Sie existieren nur in ihrer aktuellen Gegenwart im Fluchwald und selbst gelegentliche Rückblenden können diesen Eindruck nicht abschwächen. Die Charaktereigenschaften sind meinem Empfinden nach bedauerlich klischeehaft, wodurch es dem Leser nicht leicht gemacht wird, sich mit irgendeinem Charakter zu identifizieren.
Insgesamt scheint das gesamte Buch nur an der Oberfläche der Dinge zu kratzen und hinterlässt auch in sprachlicher Hinsicht einen unabgeschlossenen, unvollkommenen Eindruck.
Um zum Schluss noch auf das Äußere des Buches zu sprechen zu kommen: Das Cover erinnert mich beunruhigend an ein Physiklehrbuch, was möglicherweise auf die Raum-Zeit-Phänomene im Fluchwald anspielen soll, Fantasyleser allerdings verschrecken dürfte. Unangenehmer allerdings fand ich die enorm hohe Wortanzahl pro Seite und die ungewohnt kleine Schrift, die das Lesen in die Länge ziehen und noch dazu das Auge ermüden.
Zusammengefasst: Stronbart Har ist ein Buch mit einigen interessanten, ungewöhnlichen Ideen, das sich manchmal ganz amüsant lesen lässt, sich aber größtenteils an Klischees hält und sich stellenweise unangenehm zieht.