Titel: Stonehenge Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Um die Macht in Ratharryn zu erlangen, wendet sich Lengar der Krieger gegen den eigenen Vater und raubt dem Bruder die Frau. Doch Clanführer wird sein jüngster Bruder, Saban der Baumeister, bis ihn Intrigen in die Sklaverei zwingen. Blutige, langjährige Kriege überziehen das Volk von Ratharryn – bis der Seher Camaban, der mittlere Bruder, eine Vision hat: Frieden ist nur möglich, wenn ein gewaltiger Steinkreis erbaut wird – eine neue Heimstatt für die Götter – Stonehenge …
Bernard Cornwell erzählt uns eine Geschichte aus der Bronzezeit der Menschen und beweist, dass die Phantasie des Menschen schon immer seine größte Kraft war. Diese Kraft wird im Willen der Götter erkannt und durch die Priester des Volkes bekannt gegeben. Und der Wille der Götter war schon immer etwas Besonderes. Manchmal blutig und gewalttätig, manchmal verkörpert durch die Göttin der Liebe und des friedvollen Zusammenlebens. Je nachdem, wie ihn die Priester auslegten. Gleichzeitig wurde dieser Wille zu einem Machtinstrument, um die Menschen gefügig zu halten und mit Arbeiten an wichtigen Dingen - wie Tempeln - beschäftigt zu halten. Denn Menschen, die denken, sind gefährlicher als solche, die arbeiten.
Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, wenn den Menschen unglaubliche Strapazen abverlangt wurden, um SLAOL einen Tempel zu bauen. Die Rede ist von SLAOL, der Sonne, dem stärksten und faszinierendsten Gott. Die Menschen machen ihn verantwortlich für alles. Er ist der Gott der Götter, der Eine. Natürlich ist er nicht nur liebenswürdig, denn im Winter, wenn er schwächer wird, dann wird von den Priestern geweissagt, er wolle die Menschheit strafen.
Ganz anders sieht es mit dem Mond aus, der von jeher in den meisten Kulturen weiblich ist. Und Lahanna, die Göttin der Frauen, wird als schwach bezeichnet, da sie der Wandlung unterliegt - einmal voll, dann wieder nicht oder nur teilweise zu sehen. Natürlich kann so eine Gottheit nicht die stärkste Gottheit darstellen. Dennoch ist sie für den Bau des Tempels, Stonehenge, wichtig.
Das Leben in der Bronzezeit war nicht sehr einfach. Wer stark war, lebte und überlebte, wer schwach, krank und missgestaltet war, wurde ausgesetzt, der Wildnis preisgegeben. Ein kurzes Leben …
Und so ist dies die Geschichte eines Schwachen, eines Krüppels. Camaban war dieser Krüppel, aber er war auch schlau. Er folgte einem Weg, indem er gegen die Menschen intrigierte, sie gegeneinander ausspielte und seine schwache Position immer mehr stärkte. Er wurde zum mächtigen Herrscher. Er hatte eine Idee, eine wahnsinnige Idee: den Gott SLAOL dazu zu bringen, den Winter nie wieder eintreten zu lassen. Es würde nur noch der Sommer herrschen und mit ihm Camaban. Seine Idee ging soweit, dass es keine Krankheiten, keinen Hunger und keine Kriege mehr geben würde.
Die Handlung ist relativ einfach zusammengefasst. Ein wenig findet sich aber in diesem Roman auch der Winterkönig wieder, der erste Teil der Artus-Trilogie. Die Welt der Bronzezeit mit ihren abergläubischen Menschen ist in der Sicht eben jener sehr klein. Man kommt nicht viel rum und glaubt, hinter jedem Felsen sitze ein Gott oder Dämon. Allerdings ist der Glaube an das Übernatürliche auch gleichzeitig eine nicht zu vernachlässigende Antriebsfeder. Bernard Cornwell fasst das Wissen über den Steinkreis zusammen und formuliert daraus einen spannenden Roman. Die Handlung ist eher einfach bis einfältig, die Personen jedoch gut ausgearbeitet und in ihren Handlungen durchaus glaubwürdig. Saban und Derrewyn waren in der Kombination sicherlich die Sympathieträger der Handlung, ohne dass die anderen Personen dadurch besonders schlecht abschnitten. Im Vordergrund stand natürlich Camaban. Er war derjenige - vor allem durch seine Behinderung - der in der Handlung herausstach.