Reihe: Stoneheart, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Georg ist zwölf Jahre alt und damit, zumindest in seinen Augen, kein Kind mehr. Sein über alles geliebter Vater starb nach einem Autounfall, und so wächst er bei seiner Mutter auf, die sich aber nicht sonderlich um ihn kümmern kann. Sie ist als Schauspielerin mehr auf Partys und beim Vorsprechen als zu Hause. Georg ist ein verschlossener, in sich gekehrter Junge, ein Außenseiter. Bei einem Klassenausflug ins Britische Naturkundemuseum scheint es, als ob Georg einen Ständer mit Prospekten umgeworfen hätte. Dabei ist er nur einem erneuten Mobbing seiner Mitschüler ausgesetzt. Sein Lehrer Mr. Killingbeck lässt ihn bei den Dinosauriern stehen, bis sich Georg entschuldigt. Georg denkt jedoch nicht daran, dort zu warten, und läuft wutentbrannt davon. Als er aus dem Museum stürmt, bricht er wütend einen Drachenkopf von einer kleinen Statuette ab. Das hat böse Folgen für ihn, denn nun werden alle steinernen Fabelwesen lebendig und verfolgen ihn. Eine Hatz auf Leben und Tod beginnt, und nur Georg kann die zum Leben erwachten Statuen sehen. Es gibt nur zwei, die ihm helfen können und wollen: Da ist das Glint-Mädchen Eddie, das soooo coooool ist, und der metallene Kanonier. Selbiger ist/war eine Statue, die Sergeant Jagger nach dem ersten Weltkrieg in London erschuf. Und London ist voll von Statuen. Während ihn Drachen und Gargoylen verfolgen, findet Georg bei anderen lebendig gewordenen Statuen Unterschlupf. Während seiner Verfolgung wird ihm bekannt gegeben, dass er innerhalb kürzester Zeit Buße tun muss, damit wieder alles normal wird für ihn. Gleichzeitig wird ihm aber gewahr, dass er auch eine Art Schöpfer ist. Er hat immer ein wenig Knetmasse in der Tasche, die er immer dann knetet, wenn er nervös ist. Dabei stellt er fest, dass er der Masse Leben einhauchen kann, wenn er sie richtig bearbeitet.
Charlie Fletcher, arbeitete nach seinem Literaturstudium an der St. Andrews University in Schottland zunächst für die BBC in London. Danach ging er als Drehbuchautor für sieben Jahre nach Los Angeles. Wieder nach Schottland zurückgekehrt, schrieb er Texte fürs Fernsehen und arbeitete als Journalist. Mit Stoneheart schuf er sein erstes Jugendbuch. In diesem Roman erschuf er einiges an seltsamen Figuren, die die literarische Kinderwelt noch nicht gesehen hat. Unter anderem findet sich dort ein Rabe, der so alt ist, dass für ihn Latein eine neumodische Sprache war, die schnell wieder vergessen wurde. Oder der dreihundert Jahre alte Lexikon-Mann, der scheinbar alles weiß. Mit diesen Figuren erweckt der Autor ein London zum Leben, wie es wohl niemand kennt: auf der einen Seite das moderne London mit seinem nie ruhenden Verkehr, den immerwährenden Menschenmassen, auf der anderen Seite Erinnerungen, Besinnliches und Geheimnisvolles. Für Fantasy-Liebhaber ist das eine Geschichte, die rasant geschrieben und genauso zu lesen ist. Wer innehält wird von der Handlung überrollt. Mitreißen und treiben lassen und nicht nur an der literarischen Oberfläche kleben! Denn gleichzeitig ist das ein Roman für Jugendliche - nicht mehr ganz Kind, bestimmt nicht erwachsen, aber langsam in die Pubertät kommend und auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Ein Roman, der von der Einsamkeit als Außenseiter erzählt, der Freundschaft mit Mut verbindet und doch immer noch ein kleines bisschen Feigheit zulässt.
Stoneheart, Bd. 2: Der schwarze Spiegel - die Rezension von Erik Schreiber