Reihe: Star Trek: Destiny, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Cross Cult überschreibt die Destiny-Trilogie, die man eigentlich mit Einführungs- und Abschlussband auch als Fünfbänder ansehen kann, mit dem Titel "Mega-Crossover". Das beschreibt die Ausgangssituation an sich ganz gut; auch wenn es etwas reißerisch klingt, so kann man in den drei Bänden die Erlebnisse einer Vielzahl von Schiffsbesatzungen verfolgen, die für sich allein oftmals eigene Buchreihen füllen.
Alles wird verbunden mit der Invasion der Borg in den Föderationsraum. Und zwar den Borg, die wir seit dem Abschluss der TV-Serie "The Next Generation" so schmerzlich vermisst haben. Keine weichgespülten und teils sentimentalen Androiden mehr, sondern die kalten und gefühlsfreien, dadurch brutalen Logiker, wie man sie kennen- und fürchten gelernt hat.
Jedoch hat sich das Primärziel der Borg in dieser Romanreihe grundsätzlich geändert - keine Assimilierung und kein Hinzufügen fremder Technologien mehr. Die Existenz der Föderation und ihr stoisches Beharren, aus einem Kampf mit den Borg immer als Sieger hervorzugehen, hat die Androiden wohl zu dem Entschluss gebracht, die Föderation an sich als Bedrohung ihrer Existenz zu sehen. Darauf gibt es nur eine logische Antwort: die komplette Vernichtung.
Und so greifen vereinzelt Borg-Kuben eine Welt nach der anderen an und löschen sie restlos aus. Die Raumschiffe der Föderation, natürgemäß weit verstreut, um möglichst viele Ziele zu beschützen, kann gegen die Kuben kaum etwas ausrichten. Vereinzelte Siege in Schlachten werden meist auch mit der Vernichtung des Verteidigers bezahlt. Nur die USS Enterprise kann sich noch behaupten, da sie mit einer neu entwickelten Waffenvariante, sogenannten Transphasentorpedos, den Borgschutzschirm durchdringen kann. Jedoch fürchtet man in der Admiralität, dass sich die Borg auch auf diese Waffe schnell einstellen können und die Sternenflotte hier ihren letzten Trumpf aus der Hand gibt - insofern bleiben die erfolgreichen Angriffe der Enterprise nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Durch seine frühere Rolle als Locutus hat Captain Picard immer noch eine Affinität für die Borg, ob dies als Vorteil genutzt werden kann oder es sich als Nachteil herausstellt, wagt man nicht zu sagen. Commander Worf an seiner Seite als Erster Offizier der Enterprise hat zumindest ein sorgenvolles Auge auf den Captain, denn er wurde nicht nur einmal von den Borg gegen die Sternenflotte benutzt.
Die aus der TV-Serie "Deep Space Nine" bekannte Trill Ezri Dax ist nun Captain des Forschungsschiffes Aventine. Durch einen Subraumtunnel gelangt sie in den Delta-Quadranten, wo sie auf einem Planeten auf das Wrack der NX02 Columbia stößt. Das Schiff ist offensichtlich großer Gewalt ausgesetzt worden, von der Besatzung fehlt jede Spur. Wie ist das Schiff, das vor fast zweihundert Jahren kurz vor dem Klingonischen Krieg verschwand, in den Delta-Quadranten gelangt? Dax vermutet mehrdahinter und müht sich ab, die Admiralität davon zu überzeugen, das Schiff länger zu untersuchen, obwohl an der Heimatfront jeder Raumer gebraucht wird. Ist die Columbia der Schlüssel zu der Frage, wie die Borg in den Föderationsraum gelangen?
Captain William Riker hingegen ist mit der USS Titan zu weit vom Föderationsraum entfernt, um effektiv in den Kampf eingreifen zu können. Jedoch macht auch er eine Spur aus, die zu einem weiteren Baustein des Puzzles führen kann. Zudem beschäftigen Riker große Probleme mit seiner Frau DeannaTroy, welche massive gesundheitliche Probleme hat.
Immer wieder eingefügt wird die Geschichte der NX02 Columbia unter dem Kommando von Erika Hernandez. Ihre Abenteuer und Entdeckungen verlaufen auf derselben Zielgeraden wie diejenigen von Captain Riker, jedoch etliche Jahre früher. Trotzdem haben die Handlungen der Crew der Columbia große Auswirkungen auf die "Jetztzeit".
David Mack versteht es, nicht nur die jeweiligen "Roten Linien" der Haupthandlung, transportiert über die verschiedenen oben aufgeführten Schiffsbesatzungen, konsequent und sehr spannend weiterzuführen. Etliche andere, aus früheren oder teils in Deutschland noch gar nicht veröffentlichten Romanen entliehene Charaktere spielen hier viele Rollen. So wird die politische und militärische Führung der Föderation mit Leben erfüllt, so wie es mit "Gesetze der Föderation" schon mit Erfolg durchgeführt worden ist, oder beispielsweise tauchen manche Besatzungsmitglieder der USS Voyager kurz auf und tragen ihren Teil zur Geschichte bei.
Alle zusammen schreiten nicht nur in der Story voran, es gibt zahlreiche Sidekicks: persönliche Probleme untereinander, Sorgen und Nöte, einzelne humorvolle Episoden - eben das normale Leben auf einem Raumschiff - unter dem Druck der Ereignisse. Die einzelnen Charaktere (es sind deren viele... ) werden, so gut es in einem einzelnen Buch möglich ist, mit einem Hintergrund versehen und leben diesen auch aus. Natürlich erlangen die Haupthandlungsträger besondere Aufmerksamkeit in der Charakterentwicklung, jedoch findet sich kaum eine Person, die als blasse Persönlichkeit wieder abtritt. Insofern hat sich Mack hier viel Mühe gegeben, den Roman bunt und lebendig auszugestalten.
Abschließend: Der erste Band der Destiny-Trilogie ist sehr spannend, sehr detailreich und hat sehr interessante Handlungsschauplätze. Die Charakterisierungen sind ausgefeilt und vielfältig, David Mack schafft Komplexität mit vielen Querverknüpfungen früherer Romane und TV-Serien. Für einen Roman einer schon totgesagten Mainstreamserie ist das Buch der Hammer.
Angesichts noch zweier ausstehender Romane dieser Trilogie keine Höchstwertung, sondern begeisterte 8,9 von 10 Punkten.
Götter der Nacht - die Rezension von Erik Schreiber