Titel: Stille Nacht - Magische Liebesgeschichten Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches wirkt ziemlich verträumt. Die junge Frau auf dem Cover, von der man nicht viel mehr als das Gesicht erkennen kann, scheint zu liegen, vielleicht sogar mit offenen Augen zu träumen. Vielleicht liegt sie im Schnee – oder in einem Blütenmeer. Die verschiedenen Pastelltöne auf dem Cover lassen da einiges an Interpretationsspielraum zu. Insgesamt ist es ein ruhiges, stilles Cover, das gut zum Titel und der Geschichtensammlung passt.
Die ersten vier Geschichten sind melancholisch, romantisch und lassen den Leser verträumt mit einem Happy End zurück. Die letzten zwei Geschichten fallen etwas aus dem Raster, denn still ist keine dieser beiden Geschichten: In “Die Winterkinder” tobt der Kampf zwischen Frühling und Winter, in “Raunächte” bringt der etwas verschusselte Mick auf der Flucht vor Dämonen das Leben der durchorganisierten Elodie durcheinander – damit verbringt Elodie ein Weihnachtsfest, dass sie sicherlich nicht vergessen wird (ob sie es allerdings in positiver Erinnerung behalten wird bleibt schlussendlich den Vermutungen des Lesers überlassen). Die Andeutungen, die Michaela F. Hammesfahr am Ende von “Die Winterkinder” macht, gehen hier schon eher wieder in die romantische und gefühlvolle Richtung und haben mir damit deutlich besser gefallen als „Raunächte“.
Was die anderen vier Geschichten angeht vermag ich nicht zu sagen, welche von ihnen mir am besten gefallen hat. Jede für sich ist anders, ergreifend sind sie alle. Tanja Heitmanns entführt den Leser in “Eine Spur von Rot” in eine winterliche Zukunft, in der ein fast lebensmüder Vampir von einer jungen Frau (mit einem wirklich ungewöhnlichen Namen) wieder aufgerüttelt wird. Gesa Schwartz zeigt dem Leser eine fantastische Dunkelheit – Eine Dunkelheit, die von der Hauptperson der Geschichte der Einsamkeit in einem fremden Licht bei weitem vorgezogen wird. Die Geschichte selbst hat etwas von einem Märchen (inklusive des zugehörigen Happy Ends) und verleitet den Leser selbst zum Träumen. “Tom Jofnurs Lied” von Nina Blazon könnte einer alten Eskimosage entsprungen sein – und ist damit definitiv etwas ganz besonderes. Trotz gutem Ausgang für die Hauptperson schwebt allerdings etwas Wehmut über der Geschichte, die den Leser auch mit dem Ende nicht loslässt. Diese Geschichte wird vermutlich noch eine ganze Weile in meinem Kopf herumschwirren. In “Geisterwolf” kann der Leser einen kurzen Blick auf eine vergangene Liebe erhaschen und für die Hauptperson auf eine neue Liebe hoffen – der Grundstein dafür wird in der Geschichte auf eine schaurig-schöne Art und Weise gelegt.
Die Geschichten sind nicht alle weihnachtlich (auch wenn sie in der Weihnachtszeit spielen), aber sie sind winterlich und romantisch. “Stille Nacht” ist damit eine wundervolle Geschichtensammlung für Romantiker und Träumer, die vorzugsweise an kalten Winterabenden genossen werden sollte.