Titel: Sternwanderer Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die kleine Ortschaft Wall, einige Tagesreisen von London entfernt, liegt seit sechshundert Jahren auf einem hohen Granitfelsen innerhalb eines kleinen Waldgebietes. Östlich des Dorfes befindet sich eine hohe Steinmauer, die dem Dorf ihren Namen gab. In dieser Mauer gibt es eine Lücke, und wer diese passiert befindet sich plötzlich in einer fremden Welt. In dieser Welt leben niedliche Feen und riesige Riesen, liebliche Elfen und böse Hexen und andere wundersame Wesen.
Aber alles beginnt eigentlich damit, dass Dunstan Thorn in seiner kleinen Schäferhütte Untermieter aufnimmt, die alle zum Feenfest wollen. Das kleine Dorf feiert dieses Fest nur alle neun Jahre und ist vollkommen ausgebucht.
Acht Jahre später sieht man, dass ein Stern vom Himmel fällt, aber jenseits der Mauer herunterkommt. Der junge Tristran Thorn ist leichtsinnig genug, seiner geliebten Victoria Forrester zu versprechen, den Stern für sie zu bergen. Doch Victoria ist nicht so sehr an Tristran interessiert. Mit seinem Versprechen begibt er sich auf eine gefahrvolle Reise, und er wundert sich nicht, warum sein Vater ihn ziehen lässt. Der Durchgang durch das Loch in der Mauer ist strengstens verboten. Niemand soll das geheimnisvolle Land hinter der Mauer betreten.
Tristran macht sich auf den Weg und bemerkt erst einmal nichts Besonderes. Nach einigen Schwierigkeiten gelingt es ihm tatsächlich, das himmlische Stück zu finden. Allerdings sieht es nicht so aus, wie er es sich vorgestellt hatte. So ein Himmelsfundstück erweckt natürlich auch bei anderen Begehrlichkeiten. Bald sind hinter Tristran die seltsamsten Bewohner dieser Welt her, und ihm fällt es schwer, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Dafür lernt er unterwegs Hilfe kennen. Eine Art Hilfe zur Selbsthilfe, denn unser Tristan ist selbst magisch begabt.
Noch seltsamer kommt es ihm vor, dass die abgestürzte Sternschnuppe die Gestalt eines wunderschönen jungen Mädchens hat und auf den liebreizenden Namen Yvaine hört. Gleichzeit mit Tristran sind aber auch die finsteren Lords von Stormhold und die Hexenkönigin der Lilim auf der Suche nach dem gefallenen Mädchen.
Der vorliegende Roman erinnert in seiner Grundkonzeption an den Roman Flucht ins Feenland von Hope Mirrlees, der 2003 im Verlag Piper erschien und als Klassiker der Fantasy angesehen wird. Neil Gaiman sorgt mit seiner Erzählung dafür, dass die Erinnerung an Hope Mirrlees wach gehalten wird. Sein Roman ist nicht viel anders als ihrer. Neil Gaimans Roman setzt in der Zeit der Jahrhundertwende an, als Männer wie Arthur Conan Doyle an Feen glaubten und sich auf die Suche nach ihnen begaben. Der Roman ist wie viele aus jener Zeit eine Mischung aus Jugendbuch und Roman. Und wer den Autor und seine Comics kennt, der wird den Sandmann sicherlich darin wiederfinden.