Titel: Sternenstaub Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit "Sternenstaub" wurde nun beim Heyne-Verlag sein Debütroman in deutschsprachiger Übersetzung vorgelegt. Will man den Lobhudeleien auf dem Backcover Glauben schenken, so zählt Adam Roberts zu den viel versprechenden Talenten der an guten Schriftstellern nicht gerade armen britischen SF-Szene. Wie so häufig sollte man sich von diesen Lobhudeleien nicht allzu sehr beeinflussen lassen, sondern vielmehr seinen eigenen Geschmack vertrauen. Die Handlung lässt sich mit einigen wenigen Sätzen zusammenfassen. Aus der Rückschau heraus erzählt der letzte, notorische Kriminelle der Menschheit, wie er aus seinem eigentlich ausbruchsicheren Gefängnis entkam und dann die Bevölkerung eines ganzen Planeten tötete. Zentrales Motiv des Romans ist die Suche von Ae nach den Auftraggebern. Diese nehmen lediglich über eine KI, die in seinem Gehirn entstanden ist, Kontakt mit ihm auf und präsentieren ihm dieses unglaubliche Angebot: die Hilfe bei der Flucht aus seinem Gefängnis im Gegenzug zur Vernichtung einer gesamten Planetenbevölkerung.
Bei seiner Suche nach den wahren Auftraggebern begibt er sich auf die Reise durch den von Menschen bewohnten Raum. So erfährt der Leser nebenbei so einiges über die menschlichen Zivilisationen, die sich im Verlaufe der Jahrtausende über einen riesigen Raumabschnitt gebildet haben. Im Vordergrund von Roberts Weltenentwurf steht die Nanotechnologie, die jeden Menschen durchdringt und ihm zusammen mit einer fortgeschrittenen Technik ein sorgenfreies und langes Leben beschert. Die Menschen genießen ihr Leben, indem sie dieses so führen, wie sie es gerade möchten. Beschränkungen sind ihnen kaum aufgelegt und so finden sich alle möglichen Gesellschaftsformen wieder.
Auch außerhalb dieses Utopias existieren menschliche Zivilisationen, zu denen aber nur ein eingeschränkter Kontakt besteht. Diese werden von Roberts als potentielle äußere Bedrohung und mögliche Auftraggeber für den Massenmord aufgebaut.
Nicht nur die Handlung ist überschaubar, sondern auch der Handlungshintergrund wird nicht so detailreich ausgearbeitet, wie es anhand der Ideenvielfalt, die allerdings keineswegs neu sind, möglich gewesen wäre. Hieran kann man sehr gut den Debütroman festmachen. Adam Roberts verfügt über erzählerisches Potential und über reichlich Ideen, nur muss er diese noch adäquat umsetzen, wenn er den Lobhudeleien gerecht werden will. Bei ausgereifteren Autoren wäre die Handlung verschachtelter gewesen und hätte über eine größere Anzahl von Figuren verfügt. Vom Stil her bewegt sich der Autor auf durchschnittlichem Niveau. An die Leistungen seiner britischen SF-Kollegen, die auch hierzulande veröffentlicht werden, kann er mit diesem Roman noch nicht anknüpfen.
Insgesamt erfüllt Adam Roberts also nicht die geschürte Erwartungshaltung. Vielleicht gelingt ihm dies ja mit einem seiner neueren Romane, soweit sie in deutschsprachiger Übersetzung publiziert werden.