Titel: Sternenspiel Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Als die Menschen endliche die Grenzen ihres Sonnensystems durchbrechen und mit einem Hypersprung-Antrieb ins Weltall vorbringen, erleben sie eine große Überraschung. Die Milchstraße ist von vielen Völkern bewohnt - mehr noch, die Besiedelung des Weltalls ist bereits durchgeplant und die Erde wurde nicht gefragt. Neun große Rassen bestimmen das Schicksal der Galaxis und diese neun Rassen legen auch fest, wer eine Welt besiedeln darf. Die Erde nun ist ganz, ganz unten in der Hierarchie. Das Einzige, was die Menschheit davor bewahrt, wie ein lästiges Insekt zertreten zu werden ist die Tatsache, dass der Hyperantrieb der Menschheit das schnellste Transportmedium der Galaxis ist. Und zum Glück der Erde vertragen nur die Menschen einen Hypersprung (mehr noch: dieses Phänomen bringt einem Menschen Glücksgefühle) während alle anderen Rassen eine solche Reise günstigen falls als extrem unangenehm empfinden. So bekommen die Menschen eine Funktion als Händler des Alls. Eine Funktion gibt einem Volk eine Existenzberechtigung und einen Platz in der Galaxis.
Eigentlich könnte die Menschheit froh sein. Man braucht sich nur in Geduld üben und die Zeit der Erde wird kommen. Doch es gibt Menschen, die die jüngste Entwicklung mit Sorge betrachten. Die Erde wird unterminiert und eine außerirdische Beeinflussung der Politik sorgt allmählich dafür, dass sich die Menschheit allmählich mit ihrem Los abfindet und nie mehr aufbegehren wird. Das Zeitfenster für einen Aufstand gegen die Knute der neun mächtigen Rassen ist also sehr Eng. Als nun der Astronaut Pjotr Chrumow zu Erde zurückkehrt, stellt er fest, dass er einen blinden außerirdischen Passagier hat. Dieser berichtet von einer Bedrohung der Menschheit und es deutet sich an, dass ein Bündnis mit 3 weiteren außerirdischen Völkern möglich werden könnte. Doch bald stellt sich heraus, dass die Einsätze sehr hoch sind und die Existenz der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht.
Sergej Lukianeko hat sich in der Vergangenheit bereits als sehr vielseitiger Genre Autor erwiesen: von einem Fantasy-Horror Crossover seiner Wächter Romane über die Weltengänger Romane, die ein Mischung aus SF und Fantasy darstellen, hin zu dem Roman Spektrum, der wirklich reine Science Fiction bietet. Und nun zeigt der Autor eine neue Facette seines Könnens und bietet dem Leser in der zweiten Hälfte des Romans ein klassische Utopie. Er beschreibt eine Welt, die der Erde recht ähnlich ist - immerhin ist sie von Menschen bewohnt - doch deren Lebensumstände sind so ganz anders. Das Werk geht nun in eine ganz andere Richtung und der Autor widmet sich ganz der Utopie und erzählt von einer Welt ohne Gewalt. Doch wie hoch ist der Preis hierfür? Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass dieser Roman hier keine Space Opera ist, auch wenn die Inhaltsangabe diesen Eindruck erwecken könnte.
Die Utopie ist eine klassische Disziplin osteuropäischer Science Fiction Autoren. Manch einer sah in Sternenspiel eine Persiflage der russischen Utopien, aber das sehe ich nicht so. Es ist einfach Sergej Lukianenkos Stil, niemals richtig ernst zu werden und das macht ihn als Autor so erfolgreich. Wieder einmal stellt sich ein eigensinniger Protagonist gegen das Establishment und betrachtet die Geschehnisse in einer russisch, humorvollen Weise. Und genau damit gelingt es der Autoren immer wieder, sich von seiner ausländischen Konkurrenz abzugrenzen. Seine Bücher sind anders und in einem Meer an Mainstream Literatur ist anders einfach gut. Und das Sergej Lukianenko schreiben kann, steht außer Zweifel. Eine Anmerkung noch: Das Buch ist nicht abgeschlossen und der Fortsetzungsband: „Sternenschatten“ erscheint im Herbst. 7 von 10 Punkten