Titel: Sternennebel Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ein weiterer Roman, der sich mit religiösen Konflikten auseinandersetzt, ist der Roman SALZ, wie er in richtiger Übersetzung heißen müsste, von Adam Roberts. In Roberts' wissenschaftlicher Erzählung geht es darum, dass Wissenschaftler in der Nähe des Sonnensystems einen angeblich erdähnlichen Planeten entdeckten. Das Thema Besiedelung steht im Vordergrund. Daher wird ein Komet eingefangen, der, mit entsprechenden Triebwerken ausgerüstet, den fremden Planeten anfliegen soll. Abgesehen davon, dass er das Fahrzeug darstellt, dass die angehängten Kapseln mit den Siedlern transportiert, ist er zugleich Schutzschild, der Kometen, Trümmerstücke, Asteroiden und ähnliches von den zerbrechlichen Transportkapseln ablenken soll. Die Reise von siebenunddreißig Jahren vergeht für die neuen Siedler wie im Flug. Die Ankunft auf dem neuen Planeten ist jedoch das Problem. Anders als vorhergesagt gibt es anscheinend nur einen Grundstoff: Salz. Die Luft ist nicht atembar, ohne dass sie vorher aufgearbeitet wurde. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass die Menschen die als Neusiedler ausgesucht wurden, den verschiedensten kulturellen und religiösen Milieus entstammen. Genau das wird der Untergang sein, wenn sich sogenannte Hardliner entwickeln. Soziale Konflikte sind die Folge.
An dieser Stelle ist es angebracht, auf einen soziologischen Roman einzugehen. Adam Roberts stellt uns einzelne Gruppierungen vor, die sich auf eine neue Welt einstellen müssen. Vor allem in der anarchistischen Lebensweise einer bestimmten Gruppe bleibt er die Antwort schuldig, wie diese sich auf der Erde hat entwickeln können und wie sie geschlossen auf die Reise mitgenommen werden konnte. Seine Anarchisten sind menschliche Artgenossen einer äußerst extremen Art. Dabei ist er nicht unbedingt sehr großzügig mit Einzelheiten. In vielen Teilen seiner Beschreibung ist er mir zu schablonenhaft.
Der Planet ist in seiner Beschreibung ungewöhnlich, aber das ist man als Science-Fiction-Fan gewöhnt. Ob der Planet an sich glaubwürdig ist, muss der Leser entscheiden. Für mich ist erst die lebensfeindliche Beschreibung und dann doch die Nutzbarmachung des Planeten zu schnell vonstatten gegangen. Eigentlich hatte ich mehr Ausfall durch die unwirtliche Umwelt erwartet. Durch die Unerklärlichkeit der Umweltbedingungen besteht ein Zustand, der sich nicht ändern lässt. Handlungsträger wie Leser müssen sich damit abfinden. Basta.
Die Bevölkerung. Auf den einzelnen Schiffen sind die unterschiedlichsten Gruppierungen sozialer, kultureller und religiöser Art untergebracht. Jede Gruppe verfügt über eigene Versorgungsgüter und Ausrüstung.
Die Hauptpersonen sind von Adam Roberts auf zwei reduziert worden. Diese beiden wirken dabei sehr wirklich, weniger blass und `beigestellt’ als die anderen Personen. In mancherlei Hinsicht hätte der Roman des SF-Kritikers auf ein Zwiegespräch vereinfacht werden können. Ein Streitgespräch theoretischer Natur wäre die Folge. Dafür aber wesentlich langweiliger als eine in eine Zukunftserzählung verpackte Geschichte. Die erschwerte Besiedelung des Planeten wird aus den unterschiedlichen Blickwinkeln zweier Extremisten beschrieben. Aus diesem Grund ist eine Auseinandersetzung unausweichlich. Während beide ihren äußeren Standpunkt vertreten, sind sie in ihrem Inneren durchaus von Selbstzweifeln geplagt.
Petja ist der Anarchist, der Mensch, der am wenigsten dem Klischee entspricht. Er hält während des Fluges Verbindung zu den anderen Raumschiffeinheiten und wird so zum Ansprechpartner bei den Anarchisten für die übrigen Gruppen. In der eigenen Gruppe wird er durch diesen Einsatz jedoch zu einem Außenseiter.
Barlei ist der Anführer der aggressivsten Gruppe. Er kann nicht verstehen, dass Menschen auf andere Art und Weise leben wollen, als die, die er für richtig hält. Wenn Barlei die Argumente ausgehen, greift er nicht selten zur Gewalt, um seine Meinung beeindruckend durchzusetzen.