Titel: Star Trek - Spiegelbilder Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Star Trek ist eine ungewöhnliche Erscheinung. Es brachte eine Vielzahl von Serien hervor und eine Vielzahl an besonderen Orten. Einer davon ist das Spiegeluniversum. Wurde zuerst bei Kirk das Spiegluniversum innerhalb der Fernsehserie dargestellt, fand es später Eingang in die Romane, die beim Wilhelm Heyne Verlag erschienen. Jetzt nimmt sich Cross Cult der Comics an. Ob sich der Verlag damit Freunde schafft, bleibt abzuwarten. Ich persönlich bin nicht der Comicfan, lese sie aber immer mal wieder gern, vor allem wegen der Bilder. Ich will sehen, ob die Figuren so dargestellt werden, wie ich sie mir selbst vorstelle. Es gibt bei den Comiczeichnern durchaus sehr gute Zeichner und dann wieder schnell arbeitende Strichkünstler, die den Begriff Comiczeichner nicht verdienen. Der vorliegende Band gehört eindeutig in die letztere Gruppierung. Schnell und billig hergestellt, glänzen die Bilder vor allem durch einfache, leere Hintergründe. Die Personen selbst sehen sich manchmal innerhalb einiger Seiten noch nicht mal ähnlich. Leider.
Wir befinden uns im Spiegeluniversum, das das bekannte Universum von Kirk, Picard und Co. auf den Kopf stellt. Wenn in der "wirklichen" Welt des Gene Roddenberry alles auf Gut, Liebevoll und Friedfertig getrimmt wird, leben in der verzerrten Spiegelwelt Gewalt, Hass und Ränkespiele auf. Die beiden Autoren führen uns zurück in eine Zeit, als Kirk, Spiegel-Kirk, noch jung war. Noch nicht auf dem Chefsessel der Enterprise, ist er in zwei Erzählungen dabei, seinen Vorgesetzten Commander Pike vom Leben zum Tode zu befördern. Sein Ziel ist ganz sicher, die Enterprise zu übernehmen. Was es jedoch mit dem seltsamen Gerät auf sich hat, das er von Bord eines orionischen Händlers an Bord der Enterprise bringen lässt, klärt sich bis zum Schluss nicht auf.
Die Händel zwischen den beiden Captains ist eine tödliche Angelegenheit. Seltsamerweise betrifft es aber nur diese beiden Personen. Alle anderen Personen der Enterprise sind zwar an den Ränkespielen beteiligt, aber keiner versucht einen der beiden Captains direkt umzubringen. Die Loyalitäten der Mitglieder der Enterprise scheinen zu wechseln, je nachdem wie der "Wind" dreht. Kaum ein Besatzungsmitglied zeigt eindeutig, auf welcher Seite es steht.
Dazwischen gibt es ein Abenteuer mit dem jungen Jean-Luc Picard, der ebenfalls nichts Besseres zu tun hat, als seinen Chef umzubringen. Allerdings ist nicht zu verstehen, wie in diesem Universum ein Waschlappen wie der Vulkanier Sorek überhaupt Captain der I.S.S. Starbreaker werden konnte.
Beide Geschichten sind nichts Besonderes. Anscheinend geht es darum, auf unterhaltsame Art und Weise das böse Ich der bekannten Personen auszuleben. Es gibt einige ungeklärte Enden. Zum Beispiel: Was macht Kirk mit drei nackten Weibern, nachdem ihre Kleidung das unbekannte Gerät enthielt, das Scotty zusammenbauen soll?Einiges an den Geschichten ist nicht ganz logisch. Eine Welt, die auf den Eigenschaften wie Hass und Missgunst aufbaut, ist letztlich zu friedlich dargestellt.
In der Endbetrachtung muss ich sagen, dass die Geschichte unterhaltsam war, wenn auch nur Durchschnitt. Die Zeichnungen wirkten etwas langweilig und schnell dahingeschludert. Pike und Kirk waren in den Großaufnahmen selten auseinander zu halten, die Hintergründe nur dann wirklich lebendig, wenn sie das All mit Sternen zeigten. Ich finde es sehr mutig von Cross Cult, diesen Comic zu veröffentlichen. Ich hatte nach den wesentlich besseren Romanen auch hier einen Qualitätssprung im Vergleich zu anderen Comics erwartet. Für Cross Cult werden die Comics wohl ein Geschäft, das eventuell plus minus Null ausgeht. Ich befürchte nur, dass Besprechungen wie diese den Kaufanreiz dämpfen werden. Für eingefleischte Trekkies ist der Comic, der in einer Softcover- und einer Hardcover-Version erhältlich ist, nicht zu verachten. Die Qualität der beiden Comicausgaben lässt nicht zu wünschen übrig, obwohl ich auch hier das glänzende Papier bemängeln muss, will man den Comic im Licht einer Schreibtischlampe lesen. Drücken wir Cross Cult die Daumen, dass die nächsten Comics aus Amerika besser werden.