Titel: Star Trek: Nemesis Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Der zehnte STAR-TREK-Film beleuchtet ein Volk aus dem Franchise, das über viele Jahrzehnte hinweg etwas stiefmütterlich behandelt wurde: die Romulaner. Nachdem der bisher unbekannte Shinzon den romulanischen Senat aus dem Weg geräumt hat, steht seiner Machtübernahme nichts mehr im Wege. Unterstützt vom Militär und der versklavten Bevölkerung der Remaner, die auf dem Nachbarplaneten von Romulus leben, wird der zum neuen Konsul des Imperiums. Er macht der Föderation ein Friedensangebot. Diese schickt daraufhin Captain Jean-Luc Picard und die ENTERPRISE nach Romulus, um die Absichten des neuen Machthabers zu prüfen. Picard ahnt jedoch nicht, dass man ihm dort schon eine Falle gestellt hat, die ihn ganz persönlich betrifft.
Bei STAR TREK: NEMESIS wollte man die Fehler vermeiden, die man beim vorangegangenen Film begangen hatte. So wurde der Regiestuhl diesmal an Stuart Baird vergeben, der, nach eigener Aussage, mit STAR TREK nicht viel am Hut hatte. Baird, der sich in den letzten Jahren mit Actionfilmen wie EXECUTIVE DECISION (Einsame Entscheidung) oder U.S. MARSHALS (Auf der Jagd) einen Namen gemacht hat, ist eigentlich von Haus aus Cutter. Vor allem seine Zusammenarbeit mit Richard Donner (THE OMEN, SUPERMAN, LETHAL WEAPON) hat ihn bekannt gemacht. Baird hat ein sehr gutes Gefühl für Timing, was sich auch bei diesem Film bemerkbar macht. Das Drehbuch stammt diesmal von John Logan, einem der zahlreichen Autoren des epischen Dramas GLADIATOR. Es ist durchsetzt mit zarten Andeutungen, die jedem STAR-TREK-Fan das Herz höher schlagen lassen. Allerdings steht auf der anderen Seite der Aufguss alter Ideen, die man schon in STAR TREK II gesehen hat. Dies ist dann auch der Film, den man getrost als das große Vorbild für NEMESIS sehen kann. Die Parallelen sind sehr offensichtlich. Schade, denn ein wenig mehr Originalität hätte dem Film gut getan.
Bei der Auswahl der Schauspieler hat man allerdings einige Glücksgriffe getan. Klar, die ENTERPRISE-Crew ist so gut wie immer, aber auch Tom Hardy als Shinzon weiß zu beeindrucken. Vor allem seine Ähnlichkeit mit Patrick Stewart ist schon frappierend. Ebenfalls mit von der Partie ist Ron Perlman, der jedem Genrefreund spätestens sei der TV-Serie THE BEAUTY AND THE BEAST bekannt ist und auch in Filmen wie DER NAME DER ROSE oder ALIEN: RESURRECTION zu sehen war. Wieder einmal ist er unter einem ziemlich dicken Make Up verborgen, weiß aber dennoch zu beeindrucken. Etwas zu klein geraten ist die Rolle von Dina Meyer (STARSHIP TROOPERS). Den Part der romulanischen Commander hätte man schon etwas weiter ausbauen können.
Die DVD beeindruckt gleich zu Beginn mit einem außerordentlich aufwändig gestalteten Menü mit zahlreichen 3-D-Ansichten der Enterprise. Das Filmbild selbst ist so, wie man es von einem Film neueren Datums erwarten kann. Man erkennt keine Artefakte und der Kontrast ist sehr gut. Auch die Szenen auf der Wüstenwelt, die im sogenannten "Bleach-Bypass-Verfahren" gedreht wurden, sind toll umgesetzt. Zwar lässt die Schärfe manchmal etwas zu wünschen übrig, aber dennoch wirken vor allem die Spezialeffektszenen sehr plastisch. Man meint, die Enterprise würde aus dem Fernseher herausfliegen.
Auch tonmäßig weiß der Film zu beeindrucken. Die Abmischung ist perfekt und sehr räumlich. Jerry Goldsmiths beeindruckender Soundtrack wird sehr gut wiedergegeben, ebenso wie die Toneffekte. Der Subwoofer wird ebenfalls sehr gut angesprochen. Ein leidiges Thema ist allerdings, wie bei fast allen STAR TREK-Filmen, die deutsche Synchronisation. Zwar haben Patrick Stewart, Brent Spiner, Michael Dorn und Gates McFadden ihre Originalstimmen, aber damit hat es sich auch schon. Die Übersetzung ist zwar einigermaßen gelungen, aber die Umsetzung der Sprecher ist wirklich ein Griff ins Klo. Dies fällt vor allem dann auf, wenn man sich den englischen Originalton reinzieht, bei dem die Dialoge viel differenzierter und vor allem emotionaler wirken. Wer des Englischen mächtig ist, sollte auf die deutsche Tonspur verzichten. Aber das sind STAR-TREK-Fans ja mittlerweile schon gewohnt.
Paramount hat sich für die Extras einiges einfallen lassen. Kernstück ist der Audiokommentar von Stuart Baird, in dem er u. a. bedauert, wenig Einfluss auf das Aussehen des Endproduktes gehabt zu haben. Weiter geht es mit einem Interview mit dem Regisseur, dem noch weitere mit der Crew folgen. Auch auf die Actionszenen wird in einer Featurette eingegangen. Abgerundet werden die Extras mit einer Bildergalerie und acht Deleted Scenes, bei denen u. a. auch ein alternativer Schluss dabei ist. Insgesamt eine sehr runde Mischung also.
Da STAR TREK: NEMESIS um rund 50 Minuten gekürzt wurde, muss jeder selbst entscheiden, ob er sich den Film kauft oder einfach wartet, bis in einiger Zeit eine Director’s Edition erscheint. Gerade bei STAR TREK hat sich ja gezeigt, dass es lohnt zu warten, wie die Neuauflagen von STAR TREK II - IV zeigen. Auch von den anderen Filmen werden ähnliche DVDs folgen. Dennoch ist STAR TREK X ein sehenswerter Film.