Titel: Star Trek II: Der Zorn des Khan Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Auffallend am zweiten Teil der STAR-TREK-Filme ist mit Sicherheit der andere Look. Kein Wunder, denn Paramount wählte mit Harve Bennett einen erfahrenen Produzenten aus, der vor allem das Budget klein halten sollte. Bei STAR TREK I waren die Kosten in der Postproduction-Phase regelrecht explodiert, und es wird gemunkelt, dass er damals mehr als 40 Millionen Dollar gekostet hat. Sowas wollte Paramount unter allen Umständen verhindern. Mit Nicholas Meyer holte man einen Regisseur an Bord, der zwar schon erste Erfolge zu verbuchen hatte, aber einem breiteren Publikum noch relativ unbekannt war. Allerdings hatte er mit TIME AFTER TIME einen beachtlichen SF-Film hingelegt. Für die Spezialeffekte verpflichtete man ein kleines Trickstudio, das sich mit Filmen STAR WARS und JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES einen Namen gemacht hatte: George Lucas ILM. Der zweite STAR-TREK-Film konnte in Fahrt kommen.
Um die Fans gleich an den Film zu binden, dachte man sich, ein Spin Off einer TV-Episode zu machen. Man entschied sich für die Folge SPACE SEED, in der Khan Noonien Singh aufgetaucht war. Mit ihm hatte man einen Feind gefunden, der ein gewisses Format besaß. Drehbuchautor Jack B. Sowards und Harve Bennett entwickelten eine Fortsetzung, die sehr actionlastig ist. Khan gelingt es, vom Planeten Ceti Alpha 5 zu fliehen. Er kapert die RELIANT, die für das Genesis-Projekt einen geeigneten Planeten suchen soll. Der genetisch modifizierte Schurke will Genesis an sich bringen, um sein einziges Ziel zu erreichen: seine Rache an Captain James T. Kirk.
STAR TREK II zeigt in eindrucksvoller Weise eine der großen Stärken des Franchise: Im Grunde genommen handelt es sich nicht um eine SF-Story, sondern vielmehr um die Jagd eines Mannes nach seiner Rache. Dabei ist es egal, wer sich ihm in den Weg stellt. Nicholas Meyer geht in seinem Film ein wenig von dem üblichen STAR TREK weg. Die ENTERPRISE wirkt vielmehr wie ein U-Boot, das von seinem Gegner gejagt wirkt. Der Film ist düsterer und kompromissloser als einige seiner Nachfolger, was ihn auch für Nicht-STAR-TREK-Fans interessant macht. Obwohl ein Teil der Spezialeffekte aus dem ersten Teil recycelt wurde, hat ILM eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Selbst über 20 Jahre nach seiner Entstehung wissen sie zu beeindrucken und zeigen, dass ein Shot mit einem richtigen Modell immer noch besser aussieht als eine Computeranimation. Ken Ralston und sein Team, das bis STAR TREK IV die Serie betreute, zeigt hier, warum sie heute zu den ganz großen Effektmachern gehören. Ralston ist mittlerweile nicht mehr bei ILM, sondern ist Chef bei Sony Imageworks, die u. a. die Effekte bei den SPIDER-MAN-Filmen betreut haben. Außerdem war Ralston auch verantwortlich für die Robert Zemeckis-Filme FORREST GUMP und CONTACT.
Für die Rolle des Khan konnte man mit Ricardo Montalban den Originaldarsteller aus der TV-Episode verpflichten. Die Präsenz, die der alte Hollywoodstar ausstrahlt, macht einen wesentlichen Teil der Filmatmosphäre aus. Außerdem gibt die CHEERS-Darstellerin Kirstie Alley in diesem Film als Saavik ihr Filmdebüt. Leider spielt Alley die vulkanisch-romulanische Starfleetangehörige nur in diesem Film, denn sie verleiht der Figur eine Gestalt, die ihre Nachfolgerin leider nicht mehr erreichte.
Ähnlich wie bei STAR TREK I handelt es sich bei dem Doppel-DVD-Set um eine sogenannte Director’s Edition. Auch STAR TREK II ist etwas länger als die alte Kinofassung. Allerdings sind es nur 4 Minuten, die hinzugefügt wurden. Dabei handelt es sich vor allem um Charakterszenen, die man teilweise auch im Filmroman von Vonda McIntyre nachlesen konnte.
Die Bildqualität ist für einen Film, der schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hat, beeindruckend. Man bemerkt zwar den Einsatz eines Rauschfilters, doch die Schärfe und die Farbenpracht machen Spaß. Vor allem in den Szenen im Mutara-Nebel bekommt man einiges geboten. Das Bild ist stellenweise so gut, dass man einige Macken der Spezialeffekte feststellen kann, wenn man genau hinsieht. Das neue Material fügt sich nahtlos in das vorhandene ein. Paramount zeigt einmal mehr, wie eine Filmrestauration aussehen kann, wenn man es richtig anpackt.
Nur die englische Tonspur liegt in Dolby Digital 5.1 vor. Allerdings spielt sich die Show meistens auf den Frontlautsprechern ab. Aber vor allem die Musik von James Horner zeigt, dass man auf die Kanalverteilung Wert gelegt hat. Die deutsche Dolby-Surround-Spur ist zwar nicht ganz so mächtig, aber dennoch qualitativ hochwertig. Zum Glück hat man kein Upmix gemacht, denn das Endergebnis ist mehr als ausreichend.
Die Extras werden auf der ersten DVD mit einem Audiokommentar von Nicholas Meyer und einem Textkommentar von Michael Okuda eröffnet, die beide einiges an Informationen zu bieten haben. Die zweite DVD bietet mit dem Captain’s Log ein sehr ausführliches Making of, das einiges der Hintergründe der Entstehung des Films zeigt. Dabei kommen fast alle Verantwortlichen zu Wort. In "Designing Khan" wird auf den Production Designer Joe Jennings eingegangen, der für den Look des klassischen STAR TREK verantwortlich war. Ken Ralston weiß in "Visuelle Effekte" einiges über seine Arbeit an dem Film zu erzählen. Der Zuschauer bekommt dabei einiges an Bildern zu sehen, die man normalerweise nicht zu sehen bekommt. In der Abteilung "Das Star Trek Universum" wird ein wenig auf das Phänomen STAR TREK eingegangen. Hier kommen die Autoren Julie Ecklar und Greg Cox zu Wort, die zeigen, was passieren kann, wenn man ein professioneller Trekkie ist. Die Storyboards und der Trailer runden die Extras ab. Was auf den ersten Blick vielleicht nicht so reichhaltig aussieht erweist sich bei näherem Hinsehen als sehr informativ. Man bekommt Informationen auf einem hohen Niveau geboten, was man bei einigen anderen Produktionen oft vermisst.
Schaut man sich das Doppel-DVD-Set in seiner Gesamtheit an, dann bekommt man wirklich einiges für sein Geld geboten. Der Fan wird erschöpfend unterhalten und informiert, denn er bekommt einen umfassenden Einblick in die Entstehung von STAR TREK II. Auf jeden Fall ein sehr lohnenswerter Titel.