Titel: Stärke 10 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Nachdem der kleine Lewis Crane bei einem großen Erdbeben beide Elternteile verlor, ist er besessen von der Erforschung dieser Naturgewalten. Jetzt, in der Mitte seines Lebens, hat er dank einer finanziell großzügig ausgestatteten Stiftung die Möglichkeit gefunden, Erdbeben vorherzusagen. Seine Forschungen basieren grundsätzlich auf den Auswirkungen des Masada-Zwischenfalls - eine sehr schmeichelhafte Umschreibung der atomaren Auslöschung Israels und der umliegenden Nationen mehrere Jahre zuvor. Diese vielen Megatonnen nuklearer Sprengkraft haben die Erde in einer Art Dominoeffekt zur Bewegung gebracht, und nun beherrscht Crane durch die Konzeption eines Supercomputers namens "Globus" die minutengenaue Vorhersage eines Erdbebens.
Politische Intrigen der von chinesischen Megakonzernen abhängigen US-Regierung zwingen ihn dazu, vor den kommenden Wahlen ein Beben genau vorherzusagen, um dem jetzigen Präsidenten die Wahl zu sichern. Doch Crane hat nicht mit den vielfältigen politischen und idealistischen Kräften gerechnet, die ihn umgeben.
Arthur C. Clarke und Mike McQuay wollten sich aus irgendeinem Grund nicht auf einen geradlinigen Katastrophenroman beschränken, sondern packten alles in das Buch, was nicht niet- und nagelfest ist. So bedrohen nicht nur die innerchinesischen Konflikte und die Marionetten-Regierung die Erfolgsaussichten Cranes. Die beiden Autoren bauen noch eine nukleare Wolke in das Szenario mit ein, die in stetiger Unermüdlichkeit über die Länder der Erde schwebt und ihre Radioaktivität abregnet. Und da es an Konflikten nicht mangeln soll, folgt ein aufflammender Sezessionskrieg in den USA, eine schwarze Bewegung, die sich von den Vereinigten Staaten mit Gewalt unabhängig machen will. Crane hingegen muss sich mit allerlei Liebestragödien herumschlagen, Verluste und Dramen werden auf sein Hupt geworfen.
Bis etwa zum letzten Drittel des Romanes wird mehr oder weniger der rote Faden all dieser Entwicklungen geschildert, und das auch nicht uninteressant. Sprachlich gut und spannungsgeladen wird ein Brennpunkt nach dem anderen besucht. Erdbeben zerstören ganze Metropolen und man erfreut sich an klassischem Katastrophentourismus via Buch. Das letzte Drittel jedoch zeigt eine außerordentliche Orientierungslosigkeit der beiden Autoren. Hier werden noch globale Umweltverschutzungen, Besiedelung des Weltraums und die Auslöschung aller Erdbeben auf wenige Seiten gepackt - das ist wahrlich viel zu viel des Guten. Hätte man zumindest einen dieser Handlungsbereiche besser ausgeführt und die anderen weggelassen, so läge am Ende ein spannend lesbares, unterhaltsames Buch in den Händen. So bekommt man gegen Schluss ein kunterbuntes Potpourri, mit dem man eigentlich nicht viel anfangen kann.
Schade um das an sich gute Buch.
Meine Bewertung 5 von 10 Punkte - ausgelöst durch den miserablen Schlusspart.
Stärke 10 - die Rezension von Christian Plötz