Titel: Stadt der Toten Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wir befinden uns in der Zukunft, gleich um die Ecke, zeitlich gesehen, denn es kann auch morgen sein. Das Ende der Menschheit ist nicht nahe, es klopft bereits an die Tür. Um genau zu sein, an DEINE Tür. Und wer ist daran Schuld? Ja, klopf dir ruhig auf die Schulter. Wir wissen es, alle wissen es.
Irgendwo in den Vereinigten Staaten von Amerika steht ein Experimentallabor. Hier wird geforscht, experimentiert, versucht. Ein Partikelbeschleuniger macht seinem Namen alle Ehre und beschleunigt, und wenn es nur den Untergang der Menschheit ist. Damit ist der Mensch mal wieder selbst an allem schuld. Durch die Experimente erheben sich die Toten aus ihren Gräbern. Was sich zuerst wie eine Sensationsmeldung à la Bild oder RTL anhört, stellt sich recht schnell als bittere Wahrheit heraus. Menschen, die erst vor kurzem starben, erheben sich, sprechen mit den Lebenden und haben natürliche Bedürfnisse wie Nahrungsaufnahme.
Doch die seelenlosen Menschen sind eigentlich nich mehr menschlich. In den Körpern hausen fremde Wesen - Dämonen sind nun die Besitzer der Körper und der Erinnerungen der Menschen. Vor unendlich langer Zeit wurden die Dämonen von der Erde verjagt. Durch die Arbeit mit dem wissenschaftlichen Gerät ermöglichten die Menschen unbewusst und ungewollt die Rückkehr des Grauens. Ab sofort übernehmen die Wesen die Herrschaft. Mit jedem toten Menschen und totem Tier wächst die Zahl der wiederkehrenden Dämonen. Ihre Zahl steigt exponentiell, nicht etwa durch ‚natürliche’ Vermehrung, sondern durch Hinmetzeln von Menschen, die dann wieder als Wirtskörper für weitere Dämonen dienen. Die Zivilisation der Menschen hat fast zu existieren aufgehört. Die wenigen Überlebenden haben es schwer.
Jim Thurmond ist einer von ihnen. Sein Heim wurde ein atombombensicherer Bunker. Mal abgesehen von einer tobenden, untoten Frau, die unbedingt rein will, sowie dem fehlenden Radio- und Fernsehprogramm hat er es dort recht gemütlich. Allerdings kommt dann doch noch ein Anruf seines Sohnes durch. Der lebt in New Jersey und fleht Papa um Hilfe an. Blöd, wie er ist, macht sich der Vater natürlich auf dem Weg, müsste er doch wissen, dass er eine Chance kleiner Null hat, zu überleben und seinen Sohn zu retten.
Das ist nur einer von mehreren Handlungssträngen, die eines gemeinsam haben: Der Hauptdämon OB leitet eine Armee von Untoten, die sich immer mehr über die Welt ausbreiten und Menschen und Tiere nacheinander abschlachten. Brian Keene stellt uns die Zombies ganz anders vor, als wir sie aus den gängigen Heftchenromanen oder Filmen gewohnt sind. Das ist auch kein Wunder, sind die beteiligten Untoten ja eigentlich Besessene, die einen eigenen Willen besitzen und diesen durchsetzen wollen.
Brian Keene ist in der Beschreibung seiner Welt sehr direkt. Gnadenlos lässt er seine Monster auf die Welt los, die sich blutigst mit den Menschen beschäftigen. Mordend, vergewaltigend ziehen seine Dämonen durchs Land. Der Roman Stadt der Toten ist reinster Splatterpunk, der in bester Tradition steht, mit den vor Jahren im Wilhelm Heyne Verlag erschienen gleichnamigen Büchern. Aus dem Bereich der flimmernden Bilder könnte man Brian Keene mit den Regisseuren von Doom oder Resident Evil vergleichen. Das Buch wird nicht jeden Leser begeistern. Wer jedoch bereit ist, sich auf die ausgezeichnete Sprachgewalt des Autors einzulassen, wird sich in keinster Weise beschweren können. Brian Keene könnte durchaus von J. T. McIntosh und seinem Buch Die Überlebenden beeinflusst sein, nur dass dort die Paggets aus einem Labor flüchten und die Schreckensherrschaft übernehmen.