Titel: Stadt der Untoten Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Welt ist verloren. Eine Epidemie sorgte für eine Vernichtung der normalen Menschheit. Aber das kennen wir doch bereits von David Moody und seinem Buch Herbst. Duplizität der Ereignisse. Über neunzig Prozent der Menschen entwickelten sich zu lebenden Toten, zu Zombies. Die wenigen normal gebliebenen Menschen werden zu Gejagten, denn die Zombies haben Hunger nach Frischfleisch. Der Überlebensquotient der wenigen echten Menschen sinkt gegen Null. In dieser Welt beginnt der Leidensweg des ehemaligen Waffeninspektors Dekalb. Seine Tochter Sarah dient als Gefangene von Mama Halima, die die "glorious girls army of the free women's republic of Somaliland" anführt. Dekalb soll, in einem sehr kosntruierten Beginn der Erzählung, nach New York, um Medikamente zu besorgen. Dieser Beginn ist, wie bereits erwähnt, sehr konstruiert. In Kairo, Kapstadt oder den viel näher liegenden europäischen Städten gibt es auch Medikamente gegen HIV, die Mama Halima helfen würden. Warum also mit einem Schiff nach New York?
In New York blendet die Erzählung um zu Gary, der sich an ein Dialysegerät anschloss und sich in Formalin konservierte und trotzdem weiter lebte. Gary ist ein Zwitter. Halb Mensch, halb Zombie. Und seine Absicht, weiter zu leben, ist verständlich, aber zu welchem Zweck? Sein Ziel liegt irgendwo in den Gedankengängen des Autors David Wellington, eines Archivars bei den Vereinten Nationen, verborgen. Die Erzählung, manchmal ein wenig derb und an die Heyne-Hardcore-Romane erinnernd, wechselt ständig zwischen den Erzählern. Mal sehen wir eine heruntergekommene Stadt durch die Augen eines heimgekehrten Menschen, dann wieder aus der Sicht eines in sich verlorenen Halbzombies. Beide, Dekalb und Gary, suchen aus den unterschiedlichsten Gründen Verbündete, die ihnen behilflich sind. Die Suche nach Medikamenten, die Deklab benötigt, um seine Tochter aus der Hand der afrikanischen Militaristen zu befreien, gestaltet sich schwierig. Denn wo soll ein Waffeninspektor suchen? Ihm fehlt einfach das Wissen, wo in New York ein Arzneimittelgroßhändler oder gar eine Pharmafirma ansässig ist.
Doch das ist noch nicht alles. Es gibt weitere Gruppierungen, die sich in New York heimisch fühlen und sich so gut wie möglich einrichten. Dekalb wird zu einem Dr. Kimble, ständig auf der Flucht, die mit dem Ende des Romans nicht zu Ende ist.
David Wellington hat, wie sein Namensvetter David Moody, eine Epidemie als Grund für die Vernichtung der Menschheit genannt. Beide setzen ein paar Überlende in Bewegung, aber mit unterschiedlichen Beweggründen. David Wellington spult das ganze Programm ab, das in den alten Zombiefilmen zur Schau gestellt wurde. Dabei geht er aber anders vor und lässt bis zum Schluss offen, was sich aus seinen Handlungsträgern im Besonderen und aus der Seuche im Allgemeinen entwickelt. Der spannende Roman ist nicht nur reine Unterhaltung, er ist, so könnte man es fast bezeichnen, eine psychologische Studie.
Stadt der Untoten - die Rezension von Jürgen Eglseer