Serie/Zyklus: Hainish-Zyklus Titel: Stadt der Illusionen Originaltitel: City of Illusions (1967) Autor: Ursula K. LeGuin Übersetzung: ~ Verlag/Buchdaten: Heyne Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Als Falk zu Bewusstsein kommt, verfügt er über keine Erinnerung und er wird auf der Erde von einer Familie aufgenommen, die ihn pflegt und schützt. Doch Falk, durch seine bernsteinfarbenen Augen stets ein Außenseiter, findet keine Ruhe und er will das Geheimnis seiner Herkunft entschlüsseln. So macht er sich auf den Weg durch eine endzeitliche Erde zu Stadt Es Toch. Dort herrschen die Shing, außerweltliche Ursupatoren, die die Erde unterworfen und geknechtet haben. Seit vielen Jahrhunderten werden die Menschen der Erde in einem vorindustriellen Stadium gehalten.
Auf den Weg nach Es Toch begegnet Falk nicht nur unterschiedlichsten Strukturen sondern auch unterschiedlichsten Wahrheiten. Wer sind die Shing? Sind sie tatsächlich die erbarmungslosen Eroberer oder nur die Verwalter der Erde, die nichts Böses im Sinn haben. Als Falk schließlich in Es Toch ankommt sind die Shing sehr hilfsbereit und wollen ihm helfen, sein Bewußtsein wiederherzustellen, doch zum einen weiss Falk immer noch nicht, ob er den Shing trauen soll und zum anderen ist die Bewusstseinswiederherstellung ein Prozess, der die Persönlichkeit von Falk auslöschen würde, um seine ursprüngliche wiederherzustellen. Er muss sozusagen sterben um sich erinnern zu können.
Ursula LeGuins dritter Hanish Roman beschreibt das Ende der Hegemonie. Längst ist das Imperium zerbrochen und wieder in unabhängige Einzelwelten zerfallen. Wie im ganzen Hanish Zyklus erfährt man all die Details aus der Hegemonie nur am Rande. Der Roman selbst unterscheidet sich im Grundaufbau nicht sehr von den übrigen Hanish Romanen: Wieder steht eine Welt im Mittelpunkt - diesmal die Erde - und wieder werden die ganz besonderen Probleme der Menschen und die Verknüpfung zur Hanish Hegemonie beschrieben.
Der Roman beginnt langsam und braucht um an Fahrt zu gewinnen. Bald jedoch nimmt das Tempo zu und der Roman wird brilliant. Die Suche nach der Wahrheit wird zum zentralen Thema und der Leser ist ebenso Ahnungslos wie Falk selbst. Bis zum letzten Abschnitt hält die Autorin die Spannung aufrecht ohne den Bogen zu überspannen und dem Leser fällt es schwer, das Buch wegzulegen.
Aber auch die Beschreibungen der endzeitlichen Erde hat ihren Reiz. Die Erde der Zukunft ist dem Leser fremder als jede andere Welt aus dem Hanish Universum. Routiniert hat Ursula K. LeGuin einen fazinierenden Roman aufs Papier gebracht, der, wenn auch unbekannt, den Vergleich zu Winterplanet oder Planet der Habenichtse zu scheuen braucht. Im Gegenteil: Im Gegensatz zu Winterplanet hat das Buch eine durchgängige Handlung und einen gelungenen Spannungsbogen.
8 von 10 Punkten.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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