Reihe: Splitterwelten, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Michael Peinkofer ist bekannt für seine Weltengebilde, die er als „Gott“ erschafft und in denen er seine Heldinnen und Helden auf abenteuerliche Reisen schickt. Mit dem ersten Band der neuen Trilogie Splitterwelten eröffnet er ein neues Universum voll phantastischem Leben. So verspricht bereits der Anfang ein wahres Lesevergnügen.
Im Mittelpunkt stehen wieder einmal unterschiedliche Wesen, denen es erst einmal nur darum geht zu überleben. Die zersplitterte Welt ist ein Ausgangspunkt, der Aufmerksamkeit erregt. So ganz kann man sich die Welt nicht vorstellen, man benötigt, trotz des Titelbildes, doch einiges an Einbildungs- und Vorstellungskraft. Um von einem Splitter zum anderen zu gelangen, werden die Gildemeisterinnen eingesetzt. Sie wahren den Kontakt und unter der Bezeichnung Levitatinnen regeln sie den Verkehr der Weltensplitter untereinander. Als es auf dem entfernten und eisigen Splitter Jordrak zum Tod einer Gildenmeisterin kommt, werden die Gildenmeisterin Cedara und ihre recht naive Auszubildende Kalliope ausgesandt, sich um die Aufklärung des brutalen Mordes zu kümmern. Die junge Kalliope ist nun gezwungen, ihre unbeschwerte Kindheit abzuschütteln und relativ schnell erwachsen zu werden. Von ihr wird viel erwartet, was ein Kind nicht leisten kann, aber ein Erwachsener. Natürlich fällt bei dem Mord zuerst der Blick der Menschen auf die Sklavenwesen, die Animalen (Mischlinge aus Mensch und Tier) und Chimären (Menschen mit Tierkörperteilen). Einer wird’s gewesen sein. Überall im Reich gärt es. Die dort lebenden Wesen sind voller Unmut, vor allem über die selbstherrliche Herrschaft der Gildenmeisterinnen. Kalliope muss sich auf ihrer ersten Fahrt auf einem Schiff als würdige Levitatin beweisen. Durch ihre Kraft muss sich das Schiff einen Weg zwischen den Weltensplittern bahnen. Die Schiffe können zwar segeln, doch die Antriebskraft sind die eigentlichen Schwestern der Gilde. Eine geübte und gut ausgebildete Gildenschwester kann ganze Schiffe in die Luft heben. Die Gilde ist also ein Monopolist. Und wie bei jedem Monopolist ist jede andere Art der Fortbewegung verpönt, stellt sie doch auf den Reisen zwischen den Splittern eine nicht unerhebliche Konkurrenz dar. Kalliopes bisherige Kenntnisse und ihr Wissen über die Welt werden komplett über den Haufen geworfen, als sie mit anderen Wesen außerhalb ihrer Heimat in Kontakt tritt.
Gleichzeitig gehen die Veränderungen in der Heimat so weit, dass selbst die beständige Gilde von inneren Ränkespielen und Verrat erschüttert wird. Dazu gehört unter anderem Gildemeisterin Harona als Gegenspielerin von Kalliopes Meisterin Cedara. Sie droht, die alte Ordnung auf den Kopf zu stellen. Die Inquisition wird durch die Gilde wieder ins Leben gerufen und die bisherige Gildenstruktur verändert. In einem anderen Teil der Splitterwelten sind die Gildenmeisterinnen unbekannt. Hier ist es sogar so, dass die Menschen versklavt werden und die Animalen zu den Herrschenden gehören. Im Mittelpunkt des Geschehens steht hier der Pantheride Croy. Sein Beruf: Dieb. Bei einer seiner Unternehmungen befreit er den jungen Menschen Kieron. Gemeinsam geraten die beiden in einen Hinterhalt. In der Folge werden sie vom ehemaligen Herrn Kierons aufgefordert, sich auf die Suche nach einem Artefakt zu machen.
Am Buch gefällt mir vor allen Dingen, dass es ist wieder ein gebundenes Buch ist und mit Lesezeichen daherkommt. Der Piperverlag hatte bereits vor Jahren gebundene Bücher im Programm, die aber wieder herausgenommen wurden. Ich hoffe nur, dass hier nicht wieder der dritte Band nur als Taschenbuch erscheinen wird wie z. B. bei Heide Solveig Göttner und … Ein weiterer Pluspunkt sind die Zeichnungen innerhalb des Buches, die den Text auflockern und gleichzeitig die eigene Vorstellungskraft bildlich unterstützen. Die einzelnen Persönlichkeiten konnte Michael Peinkofer wunderbar beschreiben und zu einem literarischen Leben erwecken. Sie alle haben eine Vergangenheit, eine Gegenwart und, in den nächsten Bänden, eine Zukunft. Sie handeln und sprechen ihrer Herkunft und sozialen Herkunft entsprechend. Vor allem entwickeln sie sich weiter, bleiben nicht die stereotype Person wie zu Beginn. Ebenfalls gelungen sind die Schilderungen der unterschiedlichen Landschaften auf den Weltensplittern. Eine wahre Besichtigungstour, wenn es darum geht, fremde Welten im Kleinformat kennenzulernen. Sie sind stimmungsvoll, eingängig und bereiten dem Leser viel Spaß.
Die Geschichte selbst beginnt sofort. Michael Peinkofer hält sich nicht lange mit einer einleitenden Beschreibung auf oder gar einem idyllischen Fleckchen Erde, über das unvermittelt das Böse hereinbricht. Der Leser wird mit einem geheimnisvoll anmutenden Mord konfrontiert. Gleichzeitig erhält er die wichtigsten Fakten über das Wesen der Gilde. Damit ist er gleich im Geschehen und muss nicht lange nachdenken. Die Welt lässt sich nicht auf einmal und umfassend erklären, der Leser wird aber im weiteren Verlauf bestens mit Informationen über das Herrschaftsgefüge und die sozialen Verhältnisse versorgt. Somit sind eigentlich alle Voraussetzungen für ein fesselndes Buch erfüllt.