Titel: Spider-Man Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter |
Superheldencomics bzw. deren Verfilmungen erfreuen sich in den USA größter Beliebtheit. Dem europäischen Betrachter entzieht sich mitunter die Begeisterung für Superman&Co., so auch dem Schreiber dieser Zeilen. Dies vorweg, da die Kritik dem einen oder anderen unfair erscheinen könnte.
Spiderman ist nach Superman, Kursivan Batman und den X-Men die vierte große Superhelden-Reihe, die es auf die Leinwand schaffte und neue Box Office-Rekorde erzielte.
Zum Inhalt: Der New Yorker Außenseiter Peter Parker (Tobey Maguire) ist ein ziemlich unbeholfener Schüler. Dass seine herausragenden intellektuellen Fähigkeiten am rauen Pflaster High School wenig gefragt sind, versteht sich von selbst.
Doch dieser Status, der einigen von uns nicht unbekannt sein dürfte, ändert sich schlagartig, als Peter bei einem Ausflug in ein Museum von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird und rasch übermenschliche Fähigkeiten erlangt, etwa das mühelos Erklimmen der New Yorker Häuserschluchten sowie das Erzeugen reißfester Fäden - ziemlich praktisch, um sich wie Tarzan durch den Betondschungel zu schwingen.
Anfangs nützt er seine Kräfte dazu, sein Taschengeld bei Showkämpfen aufzufetten, doch als sein Onkel bei einem Raubüberfall erschossen wird, erkennt Peter seine Berufung zum unerbittlichen Jäger aller Verbrecher.
Und da ein Held sowohl eine unerfüllte Liebe als auch einen bösen Gegenspieler benötigt, ist der gute Peter unsterblich in seine Nachbarin Mary Jane Watson (Kirsten Dunst) verknallt, während der nach einem misslungenen Experiment zu ienem grünen Monster mutierte Industrielle Norman Osborn (Willem Dafoe) dem Spinnenmann den Garaus machen möchte.
Als wäre dem nicht genug, hat Peter auch noch einen Liebes-Nebenbuhler: Natürlich den Sohn von Osborn.
Egal von welcher Seite ich den Film betrachte, ich kann ihm nicht viel abgewinnen. Die Dramaturgie wirkt wie eine Blaupause eines Kursivan Batman -Drehbuchs; entsprechend eingeschränkt sind die Schauspieler. Kirsten Dunst spielt des Superhelden Liebchen und der großartige William Dafoe muss ohnedies die meiste Zeit über in einem absolut lächerlichen, an eine Mischung aus Gremlin und Pokemon gemahnenden Kostüm zubringen.
Tobey Maguire spielt seine Rolle überzeugend und mit der ausreichenden Selbstironie, ohne dass er mich emotional erreichen könnte. Anfangs ist er ein tollpatschiger Intelligenzbolzen, später ein fast unfehlbarer Superheld. Da fehlt mir einfach was dazwischen...
Nun gut, von einer Comicverfilmung sollte man nicht zuviel erwarten. Trotzdem enttäuschte mich der Film durch seine Schablonenhaftigkeit und seine fast penible Wahrung sämtlicher gängiger Action-Klischees.
Auch in technischer Hinsicht überzeugte mich Spiderman nicht. Anfangs sind die atemberaubenden Verfolgungsjagden zwischen den Häuscherschluchten noch faszinierend anzuschauen, doch irgendwann hatte sich mein Auge daran satt gesehen. Echte Höhepunkte fehlen völlig - für einen 140 Mio. $ teuren Film des Jahres 2001 wirkten manche Effekte ziemlich unrealistisch auf mich. Speziell die Szenen mit dem mutierten Osborn überzeugten in keinster Weise.
Und damit sind wir beim nächsten Kritikpunkt: Actionfilme steigen und fallen mit ihren Protagonisten sowie Antagonisten.
Ich darf einen Vergleich zu den ersten zwei, drei Kursivan Batman -Filmen ziehen: Kursivan Batman ist ein innerlich zerrissener Held, der mitunter Fehler macht. Spiderman ist völlig harmlos, ein Teenager mit Superkräften. Und während die Gegenspieler Kursivan Batman s - Ob Joker, Catwoman oder der grandiose Pinguin - faszinierende Persönlichkeiten sind, die gleich Kursivan Batman von Selbstzweifeln geplagt werden, ist Dafoes Goblin blass und nichtssagend, ja nachgerade öde.
In den USA brach der Streifen, wenig überraschend, alle Kassenrekorde und dürfte um die 400 Mio. $ einspielen. Im Rest der Welt, sollte der Film gleichfalls reüssieren, wenngleich nicht ganz so überragend.
Völlig unverständlich für mich, da der Film mich streckenweise sogar langweilte. Das Argument, er richte sich an Spiderman-Fans kann ich nicht gelten lassen, da mich zumindest die ersten beiden Kursivan Batman -Filme durchaus unterhielten.
Enttäuschend auch, dass Regisseur Sam Raimi, dem man wirklich nicht nachsagen konnte, dass er sich an Hollywood-Konventionen gehalten hätte, diese mit Spiderman geradezu übererfüllt.
Als Trost bleibt mir die Gewissheit, dass Raimi mit Kursivan Tanz der Teufel einen absoluten Klassiker des Horror-Genres ablieferte, das sein Potenzial deutlich zeigte.
PS: Habe ich erwähnt, dass ich Spinnen verabscheue?