Titel: Spider Forest Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Koreanische Horrorfilme sind bekannt für ihre Komplexität und Ästhetik. Sie sind beinahe überfrachtet mit Symbolen und vermischen traditionellen Volksglauben mit westlicher, tiefenpsychologisch angehauchter Phantastik. Immer wieder orientieren sich koreanische Regisseure an den Werken des italienischen Meisters der Phantastik Mario Bava, der als der Vater des modernen Horrorfilms gilt. Am deutlichsten zeigte sich dies bisher in dem mehrfach ausgezeichneten A Tale of Two Sisters. Der Regisseur Song Il-Gon setzt diese Tradition in seinem Film Spider Forest fort.
Dieser handelt von dem Polizisten Kang, der in einem merkwürdigen Wald sein Bewusstsein verloren hat und kurz darauf des zweifachen Mordes angeklagt wird. Denn in unmittelbarer Nähe des Ortes, wo Kang von seinen Kollegen entdeckt wurde, fand man zwei Leichen in einer Waldhütte. Kang, dessen Leben seit dem Tod seiner Frau völlig außer Kontrolle geraten ist, versucht mit allen Mitteln, seine Unschuld zu beweisen. Doch dabei gerät er mehr und mehr in einen Strudel aus Traum und Wirklichkeit.
Gomi Sub, so der Originaltitel, ist ein sehr düsterer Film, dem es gelingt, die tiefe Tragik der Geschichte mit einer wunderbaren, schauerlich-schönen Surrealität zu verbinden, in der sich das klassische Motiv des unheimlichen Doppelgängers offenbart. Leider aber zitiert Song Il-Gon in der Szene, in der Kang den Mörder fliehen sieht, Bava zu genau, so dass eingefleischte Phantastikfans die Pointe bereits relativ früh herausbekommen. Auch das Symbol des Tunnels, in den Kang bei der Suche nach dem Mörder gerät, ist zu exakt. Nichtsdestotrotz ist Spider Forest ein schönes Beispiel koreanischer Phantastik. Jenseits des albernen Teeny-Slashers oder des Handyterrors zeichnet sich dieser Film durch eine äußerst dichte Atmosphäre aus und bringt das Horrorgenre - wie auch A Tale of Two Sisters oder The Uninvited, um nur zwei Beispiele zu nennen - auf eine neue künstlerische Ebene. Sehr sehenswert.