Serie / Zyklus: Nachfolger: "Gottes Kinder" Titel: Sperling Originaltitel: The Sparrow Autor: Mary Doria Russell (Namensangabe auf dem Cover ist Falsch) Übersetzer: Gisela Stege Verlag / Buchdaten: Heyne, 1996 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Zusammen mit sieben weiteren Forschern brach er auf, um den Planeten Rakhat zu besuchen. Der Planet ist nur wenige Lichtjahre von der Erde entfernt und als man von dort Transmissionen empfängt, die eindeutig intelligenten Ursprungs sind, wird beschlossen eine Mission zu entsenden. Als Raumschiff wird ein ausgehöhlter Asteroid benutzt, der annähernd auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wird. Nach 18 Jahren kommt die Expedition an, doch auf dem Schiff waren nur drei Jahre (Zeitschuld) vergangen. Dort angekommen läuft alles zunächst sehr gut. Der Kontakt zu den Außerirdischen kann hergestellt werden und die Fremden, die den Menschen nicht sehr unähnlich sind, erweisen sich als freundlich und friedfertig. Doch wie kommt es zu der Katastrophe, die allen außer Emilio Sandoz den Tod brachte?
Das wirklich ungewöhnliche an dem Roman ist, dass die ganze Geschichte aus Rückblicken Pater Emilio Sandoz erzählt wird. Anfangs kommt die Geschichte nur schleppend voran. In diesem Teil des Romans steht das frühere Leben und der Zustand des Paters im Mittelpunkt. Man erfährt, warum er an dieser Mission teilnimmt und das ganze Ausmaß seines geistigen Zustands. Als Leser fragt man sich: "Wie konnte es dazu kommen?" und darin liegt der Reiz des Romans.
Die Geschichte erzählt dann im weiteren Verlauf eine klassische Erstkontaktsituation, die aber nichts besonderes ist - solche Geschichten wurden schon mehrfach in unterschiedlicher Form erzählt und Mary Doria Russells Variation ist sicherlich keine bannbrechende Neuinterpretation dieses Themas. Die Autorin legte stattdessen den Schwerpunkt auf Emilio Sandoz, der das alleinig zentrale Element des Romans ist.
Über 650 Seiten hinweg werden die Erlebnisse des Protagonisten von Jugend bis zum schreckllichen Ende der Mission erzählt, wenngleich die Ereignisse, die die wahre Katastrophe darstellen, nur die letzten 50 Seiten des Romans ausmachen. Alles davor war eigentlich nur Geplänkel.
Die erschütterndenen Offenbarungen am Ende des Romans, und das sei gesagt, sind teilweise einem Klassiker des Genres angelehnt. Näher darauf einzugehen würde aber bedeuten, einen Teil des Schlusses vorwegzunehmen und das will sicherlich keiner.
Waren die Erzählungen um die Genesung von Sandoz zu Beginn mitreissend und spannend, so war der ganze Strang um die Mission und die Erforschung von Rakhat zu langatmig, zumal die Autorin, wie bereits gesagt eine sehr wenig interessante Erstkontaktsituation beschreibt. Letztendlich hätten die Fremden auch ein Eingeborenerstamm der Erde sein können, denn so menschlich verhielten sie sich. Das muss dem Roman leider als dicker Minuspunkt angekreidet werden und das zieht den Roman letztendlich in die Durchschnittlichkeit herunter. Während der Roman Lesern, die ausführliche Studien und Beschreibung mögen, durchaus Freude bereiten kann, werden Leser, die fremdartige Welten und eine ereignisreiche Handlung erwarten, enttäuscht. Da ich mich zu letzterer Gruppe zähle, kann ich dem Roman nur 6 von 10 Punkten geben.
Gottes Kinder - Band 2
Sperling - Rezensionsübersicht