| Titel: Special Bulletin Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Ein Kamera-Team verfolgt eine Schießerei auf einem Hafengelände in Charleston, South Carolina zwischen der Polizei und mehreren Terroristen. Nachdem die Polizisten ausgeschaltet wurden, geraten die Journalisten in die Gewalt der Terror-Gruppe. Diese Gruppe, bestehend aus mehreren Wissenschaftlern, verfolgt das Ziel, die US-Regierung zu zwingen, alle atomaren Waffen zu vernichten und so die Welt vor einem Atomkrieg zu bewahren. Um ihre Forderung entsprechend zu unterstützen, haben sie sich selbst eine Atombombe gebaut und drohen, sie zu zünden, was schwere Zerstörungen in Charleston anrichten würde. Die Gruppe nutzt das gefangen genommene Kamerateam, um ihre Botschaften an die Öffentlichkeit zu bringen. "Special Bulletin" ist gestaltet wie eine Live-Übertragung eines Nachrichtenkanals, entsprechend werden die Berichte aus dem Schiff, in dem sich die Wissenschaftler und die Journalisten befinden, immer wieder von Diskussionsrunden und Interviews abgelöst, um so die Stimmungslage bei Behörden oder der Bevölkerung abzufragen. Während die Regierung primär von einem Hoax ausgeht und erst nach und nach zugeben muss, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Wissenschaftler tatsächlich einen nuklearen Sprengkörper in ihrem Besitz haben, hoch ist, ist die Bevölkerung schon recht früh in Angst und Schrecken versetzt und reagiert entsprechend. Immer mehr erkennt man ebenso, dass das Fernseh-Team im Studio von der sich immer weiter zuspitzenden Situation überfordert ist und kaum weiß, wie es auf die kritische Lage an Bord des Schiffes reagieren soll.
"Special Bulletin" wurde 1983 im Abendprogramm bei NBC ausgestrahlt und im gleichen Jahr bei Warner auf VHS verlegt. Seither ist von dem Film kaum mehr zu hören, was an sich schade ist, da der Streifen ebenso wie das ein Jahr später ebenso als TV-Film entstandene Countdown to Looking Glass auf die Gefahren von Atombomben für die Bevölkerung hinweist. Während in Countdown to Looking Glass die Handlungsunfähigkeit der Regierung im Krisenfall thematisiert wird, stehen hier die Medien und ihr Umgang mit dem "Draufhalten" der Kamera und der Sensationslüsternheit im Vordergrund. Dabei wird an Selbstkritk nicht gespart, und schlussendlich ist die potemkinsche Fassade der Moderatoren komplett eingebrochen und die als so hochstehend befundene Moral des Fernsehens liegt in Scherben. Grundsätzlich ist das nukleare Desaster nur Mittel zum Zweck, um die Medien zu kritisieren; offenbar haben die Verantwortlichen bei NBC, immerhin kein kleiner Sender, die Kritik zwischen den Zeilen nicht verstanden, ansonsten hätte der Film den Weg in das Massenmedium nie gefunden.
Empfehlenswert.
Themenkreis "Nukleare Katastrophen"