| Serie/Zyklus: ~ Varesé Sarabande (Vertrieb: Colosseum) Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer. |
Brian Tyler vs. Jerry Goldsmith - Ein Film und zwei Soundtracks
Kaum ein Film hat im Jahr 2003 für soviel Aufsehen unter den Soundtrackfans gesorgt wie Timeline. Nicht nur, dass sich die Produktion der Romanverfilmung nach einer Vorlage von Michael Crichton in Länge zog und man schon erwartungsvoll auf der Ergebnis wartete, sondern vor allem die Tatsache, dass sich Regisseur Richard Donner und Komponist Jerry Goldsmith getrennt hatten, sorgte für ein paar Schlagzeilen in der Szene.
Donner und Goldsmith hatten zuletzt 1976 bei The Omen fruchtbar zusammengearbeitet. Für den Regisseur war der Film der große Durchbruch, für den Komponisten brachte er den einzigen Oscar ein, den er bisher bekommen hat.
Nachdem man es nicht schaffte Jerry Goldsmith für Superman zu gewinnen, sollte es bis Timeline dauern bis die beiden wieder gemeinsam an einem Projekt arbeiten sollten. Doch die schon erwähnte Tatsache, dass sich die Arbeiten an dem Film schier endlos hinzogen, war mit einer der Gründe, warum man getrennte Wege ging. Donner war mit seinen Schnittfassungen nicht zufrieden und Goldsmith schrieb für jede neue Version auch eine neue Variation für seinen Soundtrack.
Kurz vor dem Release des Films nahm die kreativen Differenzen zwischen den beiden Überhand, was dazu führte, dass der bereits fertige Score nicht verwendet wurde. Nun musste also ein Ersatz her, und zwar so schnell es möglich war.
Brian Tyler war der neue Mann. Der noch relativ unbekannte Komponist war bisher durch seine Soundtracks zu diversen Enterprise-Folgen und Kinofilmen wie Darkness falls oder The Hunted aufgefallen. Dem breiten Publikum wurde er allerdings durch seinen Score für Children of Dune bekannt. Tylers Timeline ist ein gradliniger Actionsoundtrack, der von zwei Leitmotiven beherrscht sind, die sehr eingängig sind. Stücke wie Galvanize The Troops/Battle Of La Roque zeigen seinen Sinn für das Tempo des Films. Aber auch der romantische Teil der Musik weiß zu beeindrucken. Mit Lady Claire And Marek ist ihm ein sehr gefühlvolles Liebesthema gelungen, das sich ebenfalls wie ein roter Faden durch den ganzen Soundtrack zieht. Allerdings hat Brian Tyler das Problem, dass seine Komposition nach einer gewissen Zeit ermüdend wirkt. Zu sehr bleibt er den genretypischen Klischees verhaftet. Neue Ideen sucht man vergebens. Seine Musik bleibt leider sehr konventionell und austauschbar. Kein richtiges Highlight, aber dennoch hörenswert; zumindest stellenweise.
In den letzten fünf Jahren hat sich Jerry Goldsmith hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen etwas aus der Filmmusikszene zurückgezogen. Aus diesem Grund war sein Soundtrack zu Timeline auch von seinen Fans heiß erwartet worden. In der Vergangenheit hatte der Altmeister bewiesen, dass er ein Gespür für phantastische Stoffe besitzt. Star Trek: The Motion Picture, Alien oder Planet of the Apes sind nur einige Beispiele dieser Fähigkeit.
Seine beiden letzten großen Soundtracks, The Mummy und Der 13te Krieger, gehören ebenfalls in diese Kategorie. Da der Komponist in der Vergangenheit schon mehrere Scores zu Crichton Verfilmungen gemacht hat, war die Erwartung bei diesem Film groß.
Jerry Goldsmiths Timeline besitzt eine wesentlich romantischere Komponente als Tylers Komposition. Obwohl er für eine andere Fassung geschrieben wurde, strahlt die Musik des Altermeisters viel von den Qualitäten eines Goldsmith aus. Der Composer kann auf seiner jahrzehntelangen Erfahrung aufbauen. So erkennt der geneigte Zuhörer mühelos Elemente aus Alien, Star Trek: First Contact oder anderen Werken. Extreme Wiederholungen, wie sei beispielsweise bei James Horner vorkommen, sind allerdings nicht zu hören.
Beginnend mit dem ersten Cue wird der Zuhörer sofort gefesselt. Jerry Goldsmith verliert sich nicht in Spielereien, sondern bleibt klar und deutlich. Auch sein Score besitzt ein Leitmotiv, dass sehr einprägsam ist, aber nicht aufdringlich ist. Er lässt den anderen Motiven Platz zur Entfaltung. Dabei entsteht etwas, was man selten bei einem Soundtrack findet: Er kann auch ohne den Film bestehen. Es zeigt sich, dass Richard Donner eine schlechte Wahl getroffen hat, als er den Altmeister der Filmmusik ziehen ließ.
Sicher, Tylers Herangehensweise an Timeline ist auch interessant, doch es zeigt sich eindeutig, welcher Komponist die größere Erfahrung hat. Goldsmiths Score besitzt die größere Vielfalt und auch die epische Breite, die der Film braucht. Faktoren, die die verwendete Filmmusik vermissen lässt.
Der Soundtrack von Brian Tyler ist als CD bei Varesé Sarabande (Vertrieb: Colosseum) erschienen. Jerry Goldsmith nicht verwendeter Musik erschien Ende 2003 als Promo-CD. Im Verlauf des Jahres 2004 soll es aber noch eine offizielle Veröffentlichung als SACD geben, die ebenfalls von Varesé Sarabande herausgebracht wird.