Titel: Sonata Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Megan lebt zurückgezogen auf dem Land bei ihrer Mutter Samantha Fergus, einer ehemals erfolgreichen Schriftstellerin, die vergeblich an Erfolge früherer Zeiten anknüpfen will. Fergus hat sich auf Märchen spezialisiert - eines dieser Werke ist ein Stück über ein junges Mädchen, das gegen ihre Mutter aufbegehrte, von ihr dafür eingesperrt wurde und die Augenlider zugenäht bekam. Fergus lebt dieses Märchen aus, da sie Megan weder am öffentlichen Leben teilnehmen lässt noch ihr Freiheiten gönnt. Allein ihre musischen Begabungen werden gefördert und Besuchern vorgeführt. Megan, die mitten in der Pubertät steckt, beginnt ihre Einsamkeit und ihre Sehnsucht auf einen imaginären Liebhaber zu projizieren (nachdem die Gespräche mit Prozellanpuppen nicht fruchteten) und steigert sich langsam in einen Hass auf die eigene Mutter hinein, der allerdings durch den geisterhaften Liebhaber ausgedrückt wird, Megan also sich selbst nicht beschmutzt.
Die Geschichte lässt einen sofort an Klassiker wie "Carrie" (Stephen King) denken, in der auch ein pubertierendes Mädchen gegen ihre Art der Erziehung aufbegehrt und ihre Einsamkeit und ihre Wut schlussendlich zu einem Drama führen. Wird in "Carrie" (ich rede hier sowohl von Buch als auch Film) allerdings die Geschichte von mehreren dramatischen Höhepunkten gestützt, tut sich "Sonata" etwas schwer.
Regisseur Boris Undorf versucht mit eindringlichen Bildern und der anfänglich verwirrenden Szenerie, eine beklemmende und bedrückende Atmosphäre zu schaffen. Die Kameraeinstellungen sollen dies unterstützen, jedoch sind die Fahrten etwas lang geraten - zumindest für die heutigen Sehgewohnheiten - und die ersten 70 Minuten plätschern nett, aber ohne große Höhepunkte dahin, so dass der Zuschauer vielleicht in die Bedrängnis gerät, sich zu langweilen. Ein oder zwei stilistische Mittel, das Ganze etwas aufzulockern, hätten dem Film gut getan, denn die schauspielerischen Leistungen von DuPort und Rogers sind großartig und die Grundeinstellung des Filmes sehenswert.
Das Ende wiederum überraschte mich nicht, es war eine logische Entwicklung in der Geschichte, und ich wäre enttäuscht gewesen, wenn der Film so nicht seinen Schluss gefunden hätte. Insofern fehlte auch hier etwas der Reiz. Autorenkino ist sicherlich beseelt von der Idee, kunstvoll gestaltet und von hohem Niveau zu sein; jedoch sollte auch der Zuseher hierbei nicht vergessen werden.
Was die Gestaltung des Filmcovers betrifft, so frage ich mich, welchen Film der Künstler dieses Plakates gesehen hat. Zudem führt der Coverspruch "Ein echter Horror-Steifen, der dir zeigt, was echte Angst ist" zu völlig verkehrten Annahmen bezüglich des Inhaltes des Filmes und könnte große Enttäuschungen produzieren.
Extras besitzt die DVD leider kaum, nur übliche Trailer des Filmes. Da hätte man auch mehr draus machen können.
Ein Film, der mich hin und her reißt bezüglich der Bewertung. Nun ja, ich vergebe 6 von 10 Punkten.