Eine Rezension von Martin Wagner |
Es ist bei den meisten Rollenspielen Usus für das jeweilige Rollenspiel Zusatzbücher herauszugeben. In vielen Fällen handelt es sich bei diesen Zusatzbüchern um besondere Regelwerke für Klassen oder einfach mit speziellen Regeln für das Spiel. Nicht selten handelt es sich bei diesen Zusatzbüchern aber auch um Bücher, die Beschreibungen von bestimmten Regionen oder Städten der Spielwelt enthalten. Gefundenes Fressen für Spielleiter, die ein Abenteuer dort spielen lassen wollen und Inspiration benötigen, und Spieler, die ihren Charakter daherkommen lassen wollen und dafür ein paar zusätzliche Informationen brauchen.
Dass ein Rollenspiel wie Einsamer Wolf, das man eigentlich nur als Solorollenspiel kennt, eine Regionalbeschreibung als Zusatzbuch herausbringt, überrascht einen nicht nur im ersten Moment und auch der Zusatz Mehrspielerbuch ist wenig hilfreich. Ein genauerer Blick auf das Verlagsprogramm offenbart aber, dass man in der Welt des einsamen Wolfs auch als Gruppe auf Abenteuer gehen kann. Für genau solche Gruppen, die auch einen Spielleiter brauchen, hat Darren Pearce die mittlerweile vierte Regionalbeschreibung „Sommerlund“ geschrieben. Wie alle Einsamer Wolf-Bücher, ist auch dieses Buch in Deutschland beim Mantikore Verlag in der Übersetzung erschienen und schon das Cover macht Lust auf mehr.
Mehr ist erst einmal eine tolle Karte des nördlichen Magnamunds, wo sich auch die mächtige Nation Sommerlund befindet. Auf der Karte finden sich neben anderem einige Städte, einige Wälder, Gebirge, Meer und Inseln, also jede Menge Abenteuerschauplätze. Bevor es zum Inhalt kommt, werden Einsamer Wolf und sein Schöpfer Joe Dever vorgestellt und der Leser anschließend von Joe Dever begrüßt.
Es folgt ein knappes Inhaltsverzeichnis, das viel Aufmerksamkeit auf Namen lenkt, offensichtlich Namen von Städten oder Regionen Sommerlunds. Den Anfang macht dann aber eine Einleitung in der Sommerlund und seine Einwohner wirklich knapp vorgestellt werden. Das zweite Kapitel widmet sich der durchaus interessanten und von Kämpfen und Kriegen durchzogenen Geschichte des Landes, sowie der Religion und der Ausübung dieser. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Geografie. Die Beschreibung von Flüssen und Gebirgen haben hier ebenso ihren Platz, wie auch eine schwarz-weiß Karte Sommerlunds und der Ödlande, jenes Gebiet, aus dem die Diener des Schwarzen Lords regelmäßig ihre Angriffe auf Sommerlund unternommen hatten. Die nächsten vier Kapitel beschreiben die wichtigsten Städte Sommerlunds stets nach dem selben Muster. Es gibt eine Karte mit den wichtigsten und besonderen Örtlichkeiten in der Stadt, sowie eine Stadtführung, inklusive besondere Orte, und Informationen zu den Bewohnern. Immer wieder finden sich auch Informationen zu Ereignissen, die in der Zukunft durch den einsamen Wolf stattfinden werden und wo diese in den Einzelspielerbüchern zu finden sind. Hier finden sich einige tolle Beschreibungen, aber nichts, was man nicht schon in anderen Rollenspiele gehabt hätte. Die vorgestellten Nichtspielercharaktere sind auch nicht viel besser und erinnern noch mehr an bereits dagewesenes. Auch die Karten sehen sich doch recht ähnlich und irgendwie hatte ich beim Betrachten das Gefühl, dass die Städte mehr geplant als gewachsen sind und eine weitere Ausdehnung in eine Richtung wohl nicht vorgesehen ist. Das sind eigentlich Anfängerfehler und sollten in einem so späten Band nicht mehr vorkommen. Wirklich ärgerlich sind aber die Absätze, die sich mit dem recht beschäftigen und bei der immer wieder dieselbe Formulierung auftaucht, was auf Kopieren und Einfügen hinweist. Auch die Beschreibungen der drei Regionen Sommerlunds sind nicht unbedingt besser, auch hier finden sich keine wirklich innovativen Dinge und immer wieder die Formulierung, die man bereits aus den Städtebeschreibungen zum Recht findet. Den Abschluss des Sommerlund-Parts bildet eine Liste der ehemaligen Könige Sommerlunds inklusive Jahreszahlen und besonderen Bemerkungen. Ganz zum Schluss finden sich, wie man es gewohnt ist, Kampfresultat-Tabellen und eine Zufallszahlen-Tabelle.
Rein auf den Inhalt bezogen ist dabei leider noch nicht alles gesagt, denn es kommen noch einige negative Dinge. Neben der uninspirierten Beschreibung der Städte und Gebiete, ist vor allen Dingen das Wie das Buch geschrieben ist, ein Grund zum Kopfschütteln. Neben den kopierten und immer wieder auftauchenden Passagen, ist das Buch nämlich auch noch langweilig. Selten habe ich einen Quellenband so zäh gefunden. Da trösten leider auch nicht die gute Illustrationen drüber hinweg. Am schlimmsten finde ich aber den Fehler auf der Rückseite des Buches zur geografischen Einordnung Sommerlunds. Da muss doch jemandem auffallen, dass Sommerlund laut Rückseite im nördlichen Sommerlund und nicht im nördlichen Magnamund liegt, wie es richtigerweise lauten soll. Kurzum, das Buch ein Buch, das man nur kaufen sollte, wenn man seine Sammlung komplettieren will, ansonsten sollte man es im Regal stehen lassen.
Fazit: Das Mehrspielerquellenbuch „Sommerlund“ für das Einsamer Wolf-Rollenspielsystem ist ein schwaches Quellenbuch und kann kein bisschen überzeugen. Keine innovativen Ideen, unnötige Wiederholungen und vor allem ein langweiliger Schreibstil sorgen für diese negative Kritik. Das können der Mantikore Verlag und Joe Dever besser. Hoffentlich beweisen sie es im nächsten Buch der Reihe, in dem es um Bestien gehen soll.