Reihe: 1610, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der dritte und damit Abschlussband des Romans von Mary Gentle liegt nun vor. Was im Original ein dicker Roman ist, wurde dank der Übersetzung von Rainer Schumacher eine Trilogie. Das liegt aber weniger daran, dass er hinzudichtete, sondern dass eine Übersetzung in die deutsche Sprache immer etwas umfangreicher ausfällt. Das zeigt, dass auf Deutsch wesentlich mehr und besser ausgedrückt werden kann, was die Autorin zu sagen hat als in einer Einfachsprache, wie es Englisch nun einmal ist.
Der Spion Rochefort geht weiterhin seinem unrühmlichen Nachtwerk nach. Auf den Spuren des Mathematikers Robert Fludd, eines Mannes, der die Zukunft berechnen kann, gelangt Rochefort nach Japan. Rocheforts Ziel ist es, Robert zu befreien. Robert selbst befindet sich in den Händen eines Samurai, der einmal ein guter Freund Rocheforts war. Nur mit Robert Fludd kann er, zurück in Frankreich, für seine Sicherheit garantieren und die seines ehemaligen Arbeitgebers, des ebenso ehemaligen französischen Finanzministers. Doch die Befreiung aus den Händen des Samurai ist nicht so einfach. Da ist noch die ehemalige Geliebte, die Robert vom Leben zum Tode befördern möchte, da er sie vergewaltigte. Dieser unschöne Zug von ihm macht sein Leben wirklich interessant. Nicht, dass ich als Rezensent diesen verwerflichen Charakterzug billige, aber er sorgt für zusätzliche Spannung. Mary Gentle, selbst eine Frau, wird sich gedacht haben, warum sie diese Tat in das Buch einführte.
Söhne der Zeit lässt sich ohne Der letzte Alchimist und Kinder des Hermes nicht lesen. Der Roman, der im Original ein einzelnes Buch darstellt, ist in seiner Dreiteilung im Deutschen nicht gut dargestellt, wenn man bedenkt, dass zwischen den Büchern doch ein paar Monate des Wartens stehen. Die Autorin ist bei ihren Romanen immer wieder darauf bedacht, möglichst nah an der Wahrheit zu sein, was auf dem Reiseweg nach Japan und dort selbst allerdings irgendwie auf der Strecke blieb. Gerade dieser Teil liest sich nicht gut. An manchen Stellen holprig (liegt eventuell an der Übersetzung), dann wieder fehlen wirklich die wichtigsten Einzelheiten in Kultur und Sprache. Daraus folgt, dass die in Japan beschriebenen Menschen nur oberflächlich betrachtet werden. Das ist sehr schade. Vielleicht hätte man sich überlegen sollen, nur einen Doppelband herzustellen.