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Titel: Sixteen Moons Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Etan Wate wohnt schon seit Urgedenken hier. Hier, das ist Gaitlin, so heißt die Kleinstadt, die nichts Besonderes zu bieten hat. Jeder kennt jeden, und so gibt es eigentlich keine Geheimnisse. Eigentlich, denn im Laufe der Erzählung wird klar, dass fast jeder etwas zu verbergen hat. Ethans Familie lebt schon sehr lange hier, seit sein Urahn im Bürgerkrieg fiel. Ganz in der Nähe. Sein Leben als Jugendlicher verläuft wie das vieler anderer. Seine Mutter starb vor kurzem bei einem Autounfall, und so lebt er mit seinem viel beschäftigten Vater, einem ehemals erfolgreichen Schriftsteller, allein. Lediglich Amma ist da, die Haushälterin, die ihn bemuttert und sehr streng erzieht. Etwa wenn es darum geht, seine Sucht nach Schokomilch durch ganz normale Vollmilch zu ersetzen.
Der Unterschied zu seinen normalen Kameraden besteht darin, dass er ganz besondere Träume hat, in denen ein schwarzhaariges Mädchen mit grünen Augen vorkommt. Er versucht sie vor einer Gefahr zu retten, doch ihm entgleitet ihre Hand immer wieder. Schreiend erwacht er mit einem Geruch von Erde und Regen in der Nase. Und dann geschieht das Unvorstellbare, das Mädchen kommt an seine Schule und hat sogar einen Namen: Lena Duchannes. Lena ist die Neue an der Schule. Sie wohnt mit ihrer Familie auf der verrufenen Plantage Ravenwood Manor, dem einzigen Anwesen, das im Bürgerkrieg nicht brannte. Um den jungen Mann ist es geschehen. Die Liebe ist kein Zufall, und er verfällt dem Mädchen mit Haut und Haaren und sogar seiner Seele. Er war schon in seine Traumfrau verliebt, doch jetzt, in Wirklichkeit, kennen seine Gefühle kein Halten mehr.
Bis zu diesem Moment könnte es noch eine normale Liebesgeschichte werden. Lena umgibt ein ungewöhnliches wie gefährliches Geheimnis, das nicht nur sie, sondern das Leben vieler Menschen beeinflussen könnte. Dann stellt sich Lena als kommende Hexe heraus. An ihrem bevorstehenden sechzehnten (daher vielleicht der Titel???) Geburtstag soll sie ihre Berufung erhalten und sich als gute oder böse Hexe erweisen. Die Familie Caster, der sie angehört, ist seit Jahrhunderten eine Familie von Hexen.
Warum? Das Buch heißt im Original Beautiful Creatures. Das Buch wird in die deutsche Sprache übersetzt, nur um einen anderen amerikanischen Titel, Sixteen Moons, zu erhalten. Warum? Kein deutscher Titel? Warum wurde dann das Buch übersetzt und nicht in der Originalsprache gedruckt? Die Ignoranz gegenüber der deutschen Sprache geht wieder einmal seltsame Wege.
Das Titelbild ist eine ansprechende, gelungene Montage, die sehr gut zum Bild passt. Gefällig in der Art und Weise, wie sie arrangiert wurde, und ein Hingucker, der dazu verleitet, das Buch in die Hand zu nehmen.
Die Handlung übt eine gewisse Faszination aus. Die Hauptpersonen bleiben etwas blass, was die Ich-Erzählung aus Sicht Ethans oft wieder wettmacht. Ethan Wate besitzt gute Ansätze, bleibt jedoch an einigen Stellen kraftlos. Lena ist lange eine undurchsichtige Person. Diese Unnahbarkeit hält gerade bei ihr die Spannung aufrecht. Lena und Ethan zusammen ergeben ein Paar, das zusammenkommen will, über lange Zeit jedoch nicht zusammenkommen kann.
Eine mystisch-romantische Geschichte, deren zweiter Teil zumindest in Amerika in der nächsten Zeit erscheinen wird.
Der Inhalt ist völlig in Ordnung. Stellt er doch keinen Roman aus der Vampir-, Engel- oder Werwolf-Überschwemmung dar. Er ist leicht und gut zu lesen, da sich die beiden Autorinnen (und somit auch die Übersetzerin) einer einfachen Bildsprache bedienen. Dadurch ist die Unterhaltung durch Liebe, Romantik und Hexenmagie für die vor allem jugendlichen Leserinnen gegeben.