| Titel: Sin City Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Vier ineinander verwobene Geschichten bilden den Grundstock, aus dem SIN CITY besteht. Da wäre beispielsweise die Geschichte des Cops Hartigan, der auf der Jagd nach einem psychopathischen Mädchenmörder ist. Der Haken an der Sache ist, dass dieser Mörder der Sohn eines einflussreichen Senators ist, der alles vertuschen will. Die Story von Marv ist ebenfalls interessant. Er wacht neben einer toten Edelprostituierten auf, deren Ermordung ihm angelastet wird. Doch Marv lässt sich nicht unterkriegen. In seiner ganz eigenen, sehr subtilen Art tötet er sich die Nahrungskette hoch, um auf eine Verschwörung größten Kalibers zu stoßen ...
SIN CITY basiert auf den Graphic Novels von Frank Miller, der mit seiner Serie eine ganz eigenwillige Mischung aus herkömmlichem Comic und Film Noir geschaffen hat. In kontrastreichen Schwarzweißbildern entwirft er dabei düstere Stories, deren Spannung und Gestaltung einfach nur Spaß machen. Kein Wunder, dass auch Hollywood auf diese erfolgreiche Reihe aufmerksam wurde. Robert Rodriguez erwies sich dabei als Glücksfall, da er selbst ein großer Fans der Vorlage ist. Zusammen mit Frank Miller versuchte er den Look der Comics so gut wie möglich auf die Leinwand zu transferieren. Eine Aufgabe, die durch den filmhaften Zeichenstil Millers etwas erleichtert wurde. Tatsächlich ist es gelungen, viele Bilder in das Endprodukt zu transportieren. Zusammen ergeben die vier Geschichte ein düsteres Portfolio von Korruption und Brutalität von hoher filmischer Qualität.
Interessanterweise wurde SIN CITY nicht auf herkömmlichem Filmmaterial gedreht, sondern mit Digitalkameras vor Greenscreen aufgenommen. Zum einen senkte dies die Kosten enorm, zum anderen konnten sich die Regisseure absolute kreative Freiheit nehmen, denn das meiste an Hintergründen und Set wurde am Computer geschaffen. So konnte der eigenwillige Look von SIN CITY sehr gut auf die Leinwand transportiert werden.
SIN CITY entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Frank Miller und Robert Rodriguez, denn beide teilen sich den Credit als Regisseur. Dies führte zu einiger Verstimmung mit der Director’s Guild in den USA. Rodriguez trat daraufhin dort aus und nahm mit Quentin Tarantino noch einen "Gastregisseur" auf, der ebenfalls einen eigenwilligen Teil zum Gesamtwerk beisteuerte. So bekommt man insgesamt ein richtiges kleines Meisterwerk geboten.
Bei dem hier besprochenen Doppel-DVD-Set handelt es sich um die Neuauflage des Recuts von SIN CITY, der schon vor einiger Zeit in einer aufwändigen Box veröffentlicht wurde. Verpackt wurde das Set in einer schicken, schlicht gehaltenen Metallbox.
Die erste DVD bietet den Kinocut von SIN CITY mit allen Extras der ersten Auflage des Films. Auf der zweiten Disc befindet sich der Recut des Films, in dem insgesamt sieben Minuten an neuem Material geboten werden. Allerdings wurden die Geschichten in einzelne Kurzfilme aufgeteilt, die zusammen die Gesamthandlung ergeben.
Da SIN CITY digital gedreht wurde, bietet das Bild eine sehr hohe, nahezu perfekte Qualität. Alle Fehler, die bei normalem Filmmaterial auftreten können, sind hier nicht vorhanden. Ab und zu ist ein leichtes Rauschen zu bemerken, das allerdings bei der hohen Qualität keine wesentliche Rolle spielt und zu verschmerzen ist.
Tonal bietet der Film einiges. Der Sound ist differenziert abgemischt und sehr räumlich. Vor allem bei der teilweise wuchtigen Musik macht sich der Subwoofer sehr schön bemerkbar. Die Dialoge sind in beiden Sprachversionen sehr gut zu verstehen. Außerdem wird man mit einer Menge interessanter Soundeffekte verwöhnt, die zeigen, was in einer Dolby-Digital-Tonspur stecken kann.
Zwei Audiokommentare, in denen Robert Rodriquez, Frank Miller und Quentin Tarantino zu Wort kommen, machen den Anfang der zahlreichen Special Features des Zwei-Disc-Sets. Außerdem gibt es noch eine weitere Tonspur, die etwas Liveatmosphäre schaffen soll. Sie wurde während der Premiere des Films in Austin/Texas aufgenommen. Zahlreiche Featurettes decken viele interessante Punkte der Entstehung von SIN CITY erschöpfend ab. Dabei gewinnt man einen sehr aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen und bekommt einige Überraschungen geboten, die man eigentlich nicht erwartet hätte. So erfährt man, dass viele Darsteller, die auf der Leinwand zusammen zu sehen waren, oft gar nicht zusammen am Set waren, sondern erst in der Postproduktion zusammenmontiert wurden. Man erfährt enorm viel über die Kostüme, die Autos sowie den ganzen Style des Films. Außerdem wird noch die "Green Screen"-Version geboten, die den Film, etwas beschleunigt, in seiner unbearbeiteten Fassung zeigt. Ferner kann man sich die Sequenz von Quentin Tarantino in der ungekürzten Version anschauen. Ebenfalls informativ ist die 15 Minute Flick School, in der Robert Rodriguez einiges über seine Arbeit an SIN CITY erzählt. Zwei Trailer und die 10 Minute Cooking School runden die Extras ab.
SIN CITY ist ein Film mit einem sehr eigenwilligen Look. Eben weil er komplett in einem Studio vor Green Screen entstand, hatten die drei Regisseure alles unter Kontrolle. So entwickelt sich eine bildgewaltige Orgie, die der Vorlage sehr nahe kommt. Der vorliegende Recut bietet jede Menge für den Fan des Films und lockt mit seiner Fülle von Zusatzmaterial auch neue Zuschauer an. Kein Wunder, denn SIN CITY ist eines der interessantesten Stücke Kino, die es in den letzten Jahren gab. Robert Rodriguez hat dabei die Drehmethode, die George Lucas mit STAR WARS: EPISODE II einführte, perfektioniert. Mittlerweile gibt es nicht nur einige Filme, die auf die gleiche Art produziert wurden, auch in der TV-Landschaft hat das kostensparende Konzept des Digitaldrehs bereits seine Freunde gefunden.
Die vorliegende Collector’s Edition bietet die beiden DVDs der vorangegangenen Editionen, allerdings ohne das Comicbook der limitierten Auflage. Wer den Film noch nicht in seiner Sammlung hat, kann guten Gewissens zu dieser Edition greifen.