Reihe / Serie: Wurdach SF-Reihe, Band 12 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
John geht durch die Straßen Andorras, als plötzlich eine Bombe in die Luft geht und viele Menschen verstümmelt. Betroffen geht er weiter, doch was keiner weiß: Er hat die Bombe selbst gelegt. John ist Berufsterrorist und setzt Akzente für einen Politik und Medien durchdringenden Konzern. Es wird nicht mehr von Ereignissen berichtet - Ereignisse werden gemacht. Das gilt auch für Fiana, eine Journalistin, die ebenso geschickt mit den Informationen spielt. Aber dann ist sie hinter einer gewaltigen Story her: Der Präsident Europas fiel einem Attentat zum Opfer, doch die Tat wurde durch ein Double vertuscht, und nun herrscht ein Schauspieler über Europa. Nicht im Traum denkt Fiana daran, dass ihr eigener Arbeitgeber in der Sache drin stecken könnte. Um zu verhindern, dass die Reporterin die Sache aufdeckt, ist man zum Äußersten bereit. Und so wird John, ein Terrorist, der aussteigen will, Fianas einzige Hoffnung, am Leben zu bleiben, denn John weiß, wie Nachrichten gemacht werden und wie die Mächtigen agieren.
Autorin Heidrun Jänchen konnte sich in den letzten Jahren in die vorderste Reihe der deutschen SF-Autoren schieben, und ihre Kurzgeschichten finden großen Zuspruch. So war es keine Überraschung, dass nicht weniger als drei ihrer Stories aus 2007 für den Deutschen Science Fiction Preis nominiert wurden. Simon Goldsteins Geburtstagsparty ist ihr drittes Buch, aber der erste SF-Roman.
Der Roman beginnt intensiv mit dem Bombenattentat und der Leser wird sofort in die Geschichte gezogen. Dies zeugt von der Disziplin, die man gewinnt, wenn man Kurzgeschichten verfasst und gelernt hat, wesentliche Inhalte auf das Wichtigste zu reduzieren. Dies ist eine Tugend, die heute oft vernachlässigt wird, auch wenn es dem Roman hier und da gut getan hätte, wenn Heidrun Jänchen etwas ausführlicher geworden wäre. In der zweiten Hälfte bricht dann der Spannungsbogen ab, als die Autorin die Handlung zu einem Ende bringt und mit einer zweiten neuen Geschichte anfängt, die zwar aus dem ersten Roman hervorgeht, aber in eine andere Richtung geht, weg von der Thriller-Geschichte, hin zu einem mehr utopischen Ansatz. Ich muss gestehen, ich bin kein Freund eines solchen Erzählstils und ziehe es vor, wenn ein klarer Handlungsbogen das Werk von Beginn bis zum Ende überspannt.
Dennoch ist der Roman spannend und unterhaltsam geschrieben. Langeweile kommt zu keinem Zeitpunkt auf, und der Weltenentwurf einer nicht allzu weit entfernten Zukunft ist gelungen. Die Erwartungen an die Autorin waren sehr hoch und ganz konnte sie sie nicht erfüllen. Aber Simon Goldsteins Geburtstagsparty ist ein solider Roman und ihr bisher bestes Buch. Man darf gespannt sein, was die Autorin noch veröffentlicht; lohnen wird es sich auf jeden Fall.
7 von 10 Punkten.
Simon Goldsteins Geburtstagsparty - die Rezension von Rainer Skupsch