Reihe: Crime, Band 2 (Joe Kurtz, Band 1) Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Joe Kurtz ist ein Privatdetektiv der harten Sorte. Deshalb macht es ihm auch gar nichts aus, den Vergewaltiger und Mörder seiner Partnerin umzubringen. Zumindest, nach dessen Geständnis, das Joe mittels einem Müllzerkleinerers aus ihm herausgeschnitten hat. Er wirft den Killer einfach aus dem Fenster – direkt auf ein Polizeiauto. Was den Cops gar nicht gefällt. So wandert Joe für zwölf Jahre hinter Gittern...
Nachdem er wieder entlassen wird, darf er nicht mehr als Privatdetektiv arbeiten. Tut es aber trotzdem, halt ohne Lizenz. Er heuert seine alte Sekretärin an, die auch sofort ihre beiden Jobs aufgibt, obwohl Joe sie nicht bezahlen kann. Sie leiht ihm auch Geld für ein neues Büro und die Einrichtung, stellt ihm ihren Wagen zur Verfügung. Warum? Darauf wird nicht näher eingegangen, vielleicht hat es ihr imponiert, wie er sich für seine Mitarbeiter einsetzt.
Vielleicht hätte sie es sich noch einmal überlegt, wenn sie gewusst hätte, wer der Klient ihres alten und neuen Bosses ist: Die Mafia.
Don Farino sitzt nach einer Schießerei im Rollstuhl. Seine Familie verliert an Macht und Einfluss. LKWs werden überfallen und der Buchhalter ist auch verschwunden. Gegen einen großzügigen Finderlohn bietet Kurtz an, letzteren zu finden.
Natürlich weiß er ebenso gut wie der Don, dass der Buchhalter tot und begraben ist, aber die beiden rechnen damit, dass er beim Suchen die Täter aufschreckt. Als lebende Zielscheibe ist so ein Privatdetektiv immer noch nützlich.
Tatsächlich sind plötzlich so ein Schwarzer Drogendealer und sein psychopathischer Albino-Freund hinter ihm her. Die beiden sind dem Anwalt der Familie noch einen Gefallen schuldig. Ein Insiderjob? Aber wer steckt hinter dem Anwalt?
Die Story ist hart und schnörkellos. Es wird viel geballert, wobei Dan Simmons entweder ein Waffennarr ist, oder mit einem Berg voller Waffenkataloge ins Bett gegangen ist (was für mich auf das Selbe hinausläuft). Dass bei so viel Feuerkraft jede Menge Leichen oder zumindest Verstümmelungen bei rumkommen, dürfte klar sein. Simmons hat halt mit Horrorromanen angefangen. Vielleicht sollen das viele Blut und die Eingeweide auch irgendwie davon ablenken, dass die Geschichte recht dünn ist. Ich war auch schon nahe dran, den Roman als gut geschrieben, äußerst unterhaltsam, aber nichts besonderes abzutun, da gelang es dem Autor doch, mich zu begeistern. Und zwar mit zwei Szenen, die es in sich haben. Nein, das war nicht die Stelle, wo die Tochter des Don mit Joe Kurtz heißen Sex unter der Dusche hat (obwohl sich das schon gut las), sondern:
1. Die Schießerei mit den Beagle Boys
Die Beugel-Brüder verdanken ihren neuen Namen einem Druckfehler in der Zeitung, nachdem sie auf dem Foto einer Chain Gang abgebildet worden waren. Für dieses Foto hatte der zuständige Wärter die am dämlichsten aussehenden Verbrecher ausgesucht, und dämlich ist ein Wort, dass diese Südstaatenrassisten und Berufsverbrecher am ehesten beschreibt.
Weil ein Wärter einen der Brüder bei deren Ausbruch erschossen hat, brechen sie bei ihm zuhause ein, vergewaltigen seine Frau, bis sie im Koma liegt und nageln den Hund an die Scheune (und ja, es fehlt auch nicht der Hinweis, dass das durchaus umgekehrt der Fall gewesen sein könnte).
Diese Deppen werden dann von Kurtz‘ Gegnern mit einem Arsenal an Waffen und Nachtsichtgeräten ausgestattet, damit die ihn in einem verlassenen Fabrikgebäude in Stücke ballern – und das dortige Katz-und-Maus-Spiel ist echt lesenswert!
2. Das Monster im Pornoladen
Das neue Büro des lizenzfreien Privatdetektiven befindet sich im Hinterzimmer eines schmierigen Pornoladen. Aber he, es geht ja auch nur darum, online zu sein und über Telefon zu verfügen, damit die Sekretärin auch was zu arbeiten hat ... tja und dann taucht einer von Joes Gegnern auf. Er tötet auf eindruckvollste Weise des Verkäufer sowie sämtliche Kunden, und dann stürmt er auf das Büro zu.
Joe, der für das momentane Aussehen des Monsters verantwortlich ist (!), ist zwar nicht da, aber seine Tippse ... soll die sich doch mit dem Problem rumschlagen!
Das Buch hat den Hard-Boiled Kriminalroman nicht neu erfunden, bietet aber harte Kost für diejenigen, die das mögen. Gut geschrieben, spannend, brutal – und stellenweise erfreulich amüsant!
Weitere Roman mit Joe Kurtz sind geplant, und ich freue mich schon drauf!