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Titel: ~ Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung
Nora ist verwirrt! Mitten in der Nacht erwacht sie auf dem Friedhof, auf dem ihr ermordeter Vater begraben liegt. Was zum Teufel ist passiert? Ihr fehlen die Erinnerungen der letzten 5 Monate, wie sie feststellen muss, als sie endlich zu Hause ankommt, wo eine böse Überraschung auf sie wartet. Denn es gibt einen neuen Mann im Leben ihrer Mutter, der ihr gar nicht schmeckt … mal ganz davon abgesehen, dass sie entführt wurde. Aber warum? Und wer ist dieser Patch, dessen Name mehr als einmal fällt und der ihr so vertraut erscheint? Nur langsam findet Nora zu ihren Erinnerungen zurück und zu einem Jungen, der ihr mehr als einmal den Hals rettet und sie zu kennen scheint. Eine Welt in der gefallene Engel und deren Nachkommen – die Nephilim – existieren, eröffnet sich ihr erneut. Eines wird dabei rasch deutlich: der Feind schläft nicht und schmiedet weitere Pläne für Nora.
Zitat:
"Your´re mine, Angel. And I won´t let anything change that. You´re right - this isn´t over. It´s only the beginning, and nothing about what lies ahead will be easy." (Seite 60)
Meine Meinung:
Hach ja, das war schon echt gemein, das Ende von "Bis das Feuer die Nacht erhellt“. Zwar war ich von Noras und Patch letztem Auftritt nicht vollends begeistert, neugierig, wie es nach diesem äußerst hinterhältigen Cliffhanger weitergeht, war ich trotzdem. Naja, und Patch hat es mir wohl einfach angetan. Ich gestehe! So war es also endlich mal an der Zeit, zu einem englischen Büchlein zu greifen und "Silence“, der vorletzte Band von Becca Fitzpatricks düsterer Engelsreihe, war da nicht die schlechteste Wahl. Sicherlich steckt auch hier der Teufel im Detail, aber irgendwie bin ich dank Patch doch größtenteils blind für Kritik … vielleicht nicht ganz.
Aller Anfang ist schwer, könnte man meinen, wenn man sich die ersten Seiten zu Gemüte führt - den dramatischen und Patch liebenden Prolog einmal ausgenommen (wäre ich nicht bereits verliebt gewesen, hätte es mich spätestens hier erwischt). Doch was ist das denn? Alles auf Anfang heißt es plötzlich für Hauptprotagonistin Nora und somit beginnt eine nervenaufreibende Zeit für den Leser. Es ist recht schwer, wenn man genau weiß, was Nora in den letzten zwei Bänden wiederfahren ist, während sie sich mit einer zeitweiligen Amnesie herumschlagen muss. Fakt ist: sie wurde entführt und kann sich nicht mehr an die letzten fünf Monate ihres Lebens erinnern. Kein Patch, keine Streitigkeiten, keine brennenden Küsse. Nur etliche Fragen und eine schwarze Feder bleiben ihr. Der Leser hingegen erlebt einen langatmigen Erinnerungsflashback, der durch gelegentliche Erkenntnisse sowie thrillerartige Momente unterbrochen wird. Geduld ist gefragt! Eines bleibt aber zu sagen; Nora hat ihren Dickschädel behalten und das fand ich dieses Mal (keine Beziehungsprobleme sind göttlich!) äußerst sympathisch.
Erneut gibt es ein Wiederlesen mit alten Freunden und Feinden. Wer Vee in den letzten zwei Teilen nervig fand, darf sich freuen. Sie tritt äußerst selten in Erscheinung, was mir persönlich missfiel. Ich mag sie! Zum Glück lässt sie sich den einen oder anderen Schmunzler nicht nehmen. Für den Rest sind dann wieder einmal Nora, Patch und ein bekannter Nephilim (ja, er ist wieder da!!!) zuständig. War ich im ersten Drittel kurz vor dem Einschlummern, gab es kurz darauf kein Halten mehr. Plötzlich wurde es verflucht spannend, humorvoll, kribbelig … und Patch ließ sich endlich dauerhaft blicken. Das wurde aber auch Zeit! Anfangs hätte ich ihm nämlich zu gern den Hals umgedreht. Er gibt sich zunächst (wie in "Bis das Feuer die Nacht erhellt" auch) nervig schweigsam und geheimnisvoll. Zielstrebig zieht er sein eigenes Ding durch und man weiß nicht so recht, wo das alles hinführen soll. Nach dem dritten Mal "Ich will dich in Sicherheit wiegen, also lebe dein Leben ohne mich" (oder so ähnlich) hat es mir fast gereicht. Ist doch von vorn herein klar, dass das sowieso nicht funktionieren wird. Dafür gestaltet sich das neue Kennenlernen aber recht schön.
Die größte Schwäche sehe ich wiederholt im Plot. Bereits in den Vorgängerbänden war Becca Fitzpatrick dafür bekannt, einige Handlungsstränge im Sande verlaufen zu lassen, so, dass man etwas irritiert zurückblieb. Die Logik lässt doch mitunter auf sich warten (warum Patch damals Marcie geküsst hat, weiß ich immer noch nicht!). Oftmals kommt das Gefühl auf, die Autorin bastelt es sich gerne so zurecht, wie es gerade in die Handlung passt. Besonders zum Ende hin greift sie in die Trick-Kiste und bietet eine gute Erklärung für einen scheinbaren Logik-Fehler der sich in "Crescendo“ eingeschlichen hat. Unterdessen wird es immer abstruser und es kommt langsam Licht in Noras Dunkelheit. Man muss nicht alles verstehen, dafür bieten sich interessante Konfliktsituationen für den krönenden Abschluss. Ja, ja, es muss halt spannend bleiben. Das hoffentliche Happy End wird schließlich für den finalen Band gebraucht, der im Herbst 2012 in Amerika erscheinen soll, Titel unbekannt.
Band 1: Engel der Nacht (Hush Hush)
Band 2: Bis das Feuer die Nacht erhellt (Crescendo)
Band 3: ??? (Silence)
Band 4: ???
Kurz gesagt:
Alles auf Anfang heißt es im vorletzten Band dieser düsteren Engels-Tetralogie, was nicht immer zum Vorteil ist. Nach einem etwas zähen Handlungseinstieg, läuft Becca Fitzpatrick jedoch wieder zu emotionaler Höchstform auf und sorgt für reichlich spannende, humorvolle und äußerst romantische Momente. Allerdings sollte man schon ein großer PATCH-Fan sein, um es richtig genießen zu können. ER ist der Motor, der das Schiff vor dem Untergang bewahrt und zur Weiterfahrt einlädt. Ahoi!