Titel/Originaltitel: Silberne Augen Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die junge Kim Miland wird nach ihrer Flugausbildung an Kampfjägern auf die Raumstation Kyrilon 323 versetzt, wo sie die bewohnten Planeten in der Umgebung zusammen mit anderen Jägern schützen soll. Nach den verlustreichen Kämpfen der Menschheit gegen die aggressiven Noorai herrscht ein gespannter Friede in dem von Menschen bewohnten Teil der Galaxis. Als Kim jedoch die Sternenbasis erreicht, erfährt sie von einer drohenden Gefahr, die in diesem Sektor für Angst und Schrecken sorgt: Eine schwarze Wolke entführt von verschiedensten Planeten Erwachsene und vor allem Kinder. Natürlich ist jeder um seinen Nachwuchs besorgt und hofft auf die Hilfe der Streitkräfte.
Kurze Zeit später begegnet Kim Miland tatsächlich dieser Wolke und wird von ihr verschluckt - mit Erstaunen stellt sie fest, dass diese "Wolke" lebt und eine Art organisches Raumschiff darstellt. Die Wesen, die dieses Schiff steuern bzw. ein Teil dieses Schiffes sind, möchten gerne mehr über die "feste" Wesenheit Mensch erfahren. Kim versucht, die Grundsätze des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen zu erklären, im Austausch möchte die Wolke die Kinder zurückbringen. Auch muss Miland sich einverstanden erklären, ihre Augen zu operieren, damit sie die Umgebung der plasmaartigen Wesen besser aufnehmen kann.
Leider geht die Übergabe der Kinder schief, ein übermütiger Jägerpilot schiesst das Transportschiff ab, das die Kinder vom Wolkenraumschiff übernommen hat. Zusammen mit ihrem veränderten Ausssehen - die nun sehr lichtempfindlichen Augen leuchten stark silbern - und den Ereignissen um die Plasmawesen, verdächtigt man nun Kim Miland, militärische Geheimnisse einem Feind verraten zu haben. Eigentlich stellt die Gerichtsverhandlung ganz klar, dass Kim Miland einerseits in dieser Situation überfordert war und andererseits niemals militärische Daten an die Wolke übergeben hat, dennoch wird sie zu lebenslanger Sicherheitshaft in einer Erzmine verurteilt. Dass hinter ihrem Urteil politische Interessen stehen, erfährt sie erst später.
In der Zwischenheit hat sie immer wieder Kontakt zu den Plasmawesen, die sie unbemerkt von anderen immer wieder auf das Wolkenschiff entführen und sie befragen, was denn "Liebe" sei, oder "Rache" - eben Grundbegriffe des menschlichen Zusammenlebens.
Als während ihrer Inhaftierung die Noorai wieder die Menschheit angreifen und sie mittels ihrer neu gewonnenen Fähigkeiten beweist, welchen Wert sie besitzt, nutzen verschiedene Offiziere der oberen Führungsränge die Situation um einerseits die politische Intriege zu beenden, die den ganzen militärischen Apperat in eine falsche Richtung brachte und andererseits Kim Milands Unschuld zu beweisen. Die Gabe, die ihr die Plasmawesen mitgegeben haben, hilft nun der Menschheit, sich gegen die Noorai zu wehren. Auch das Wolkenraumschiff greift in den Konflikt ein, jedoch anders, als man vermutet hätte...
Zum Buch: Im Klappentext steht, dass sich dieser Roman "wohltuend von plumpen Sternenkriegsszenarien" abhebt, wobei hier mit grosser Sicherheit die Star Wars Saga genannt ist. Das was den Roman so anders macht, ist wohl einzig und allein die Tatsache, dass ihn eine Frau geschrieben hat. Während in Star Wars, insbesondere in der X-Wing-Romanreihe vor allem Heldentum, Kameradschaft und möglichst coole Manöver im Vordergrund stehen, widmet sich Julie Lang einzig und allein der Hauptperson Kim Miland und stellt ihre Ängste, Befürchtungen, ihre Freuden und Lieben heraus.
Natürlich gibt es Beschreibungen von Fluggeräten, jedoch in der Sichtweise, wie es Kim Miland auffasst. Insofern hebt sich dieser Roman tatsächlich von anderen ab, widmet er sich doch auf ganzer Länger der Ausgestaltung der Charakterfigur der Hauptperson. Die Geschichte selber ist eine intelligente, pazifistisch geprägte Science Fiction, wie man sie aus den 80ern erwartet hätte. Jedoch wirkt sie keinesfalls antiquiert oder fehl am Platze. Zwar kam mir der Plot mit der Lösung des Noorai-Problems zu plötzlich und der Schluss ist ein bisschen zu sehr verkitscht, aber vielleicht sehe ich das als Mann ganz "verkehrt".
Silberne Augen stellt sich als äusserst lesenswerter Science Fiction-Roman dar, für Fans der gehobenen Unterhaltung. Freunde der schnellen Abschüsse werden hier wohl gelangweilt.
Ob die Autorenbeschreibung von Julie Lang im Buch der Realität entspricht, kann ich nicht sagen. Leider führte eine Recherche im Internet zu keinem Ergebnis, insofern kann ich nicht für- oder widersprechen, ob die Autorin an der ISS-Mission teilnahm, im Orient von diversen Berberstämmen hin und her verkauft wurde oder ob sie sich tatsächlich in ihren Adoptivcousin verliebt hatte, usw. ... Ist mir persönlich ein bisschen viel, um glaubwürdig zu wirken - aber was ist denn auf dieser Erde nicht möglich?
Meine Bewertung: 9 von 10 Punkten